541 Cluster untersucht

Die Rolle unsere Schüler bei der Virusverbreitung

Österreich
22.06.2020 12:27

Schulen und Kindergärten als Hotspot für die Verbreitung des Coronavirus? Laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ist diese Befürchtung in Österreich offenbar eher unbegründet. Denn von 541 Clustern konnten bislang nur sechs Schulen und Kindergärten zugeordnet werden. „Auf Basis der uns vorliegenden Daten gibt es keinen Hinweis, dass Kinder die ,Driver‘ der Epidemieverbreitung in Österreich sind“, so AGES-Infektionsepidemiologin Daniela Schmid.

Ende letzter Woche wurden insgesamt 541 Cluster verzeichnet, denen 6543 der insgesamt 17.189 Corona-Infektionen zuordenbar sind, hieß es. Seit der stufenweisen Öffnung der Schulen ab Mai - auch Kindergärten werden nun wieder stärker besucht - sei der befürchtete Anstieg an neuen Fällen bisher ausgeblieben. „Wir haben bis dato in Schulen oder Kindergarten keine ,superspreading events‘ registriert“, so Schmid. Die Daten der AGES beziehen sich auf die Phase vor dem Lockdown und auf die Phase, in der die schrittweisen Lockerungen erfolgten.

Bislang konnten von den insgesamt 541 Clustern in Österreich jeweils drei Kindergärten und Schulen zugeordnet werden. Nur bei einem der drei Schulcluster sei ein Schüler der „Quellenfall“, wobei von diesem nur vier Folgefälle ausgegangen sein dürften, erklärte Schmid weiter. In den übrigen Fällen dürften Familienmitglieder oder Lehrer Quelle des Virus sein.

Nur vier Prozent der Infizierten unter 16 Jahre alt
Ganz generell zeigt sich, dass Kinder und Jugendliche laut Schmid in Österreich deutlich geringer von Covid-19 betroffenen sind als Erwachsene: Von den bisher 17.189 identifizierten Personen mit bestätigter SARS-CoV-2 Infektion waren nur 693 (vier Prozent) unter 16 Jahre alt, wobei die Infektion hauptsächlich im gemeinsamen Haushalt oder bei Freizeitaktivitäten mit der Familie erfolgt ist. Von den 56 Fällen, die dem Cluster-Setting Schule/Kindergarten zugeordnet sind, traten nur 26 Fälle bei den Kindergartenkindern oder Schülern auf.

Auch eine groß angelegte Untersuchung in der Bundeshauptstadt zeigt eine niedrige Zahl an aktuellen Infektionen mit dem neuen Coronavirus unter Schülern. Von bislang 1000 getesteten Kindern fielen nur zwei PCR-Tests positiv aus, erklärte Thomas Frischer von der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde des Wilhelminenspitals. Mit einem Ergebnis, das die bisherige Durchseuchung innerhalb der Gruppe aufzeigt, wird Ende des Sommers gerechnet, hieß es.

Verfügen Kinder über natürlichen Schutz?
Dennoch sind längst nicht alle Fragen zur Verbreitung des Coronavirus geklärt - und auch nicht, welche Rolle Kinder dabei spielen. Zahlreiche Studien liefern Hinweise, dass sich Kinder offenbar seltener
infizieren, an der Infektion erkranken und auch eine untergeordnete Rolle als Überträger spielen dürften. Es wird angenommen, dass Kinder einen natürlichen Schutz gegenüber der Infektion mit SARS-CoV-2 haben könnten, sagte Schmid. Eines der Erklärungsmodelle hierfür ist, dass bestimmte Andockstellen wie der ACE2-Rezeptor, an dem das SARS-CoV-2-Spike-Protein bindet, in dieser Altersgruppe noch nicht ausreichend vorhanden ist.

Kommt es dennoch zur ausreichenden Virusvermehrung, erkranken selbst auch Kinder - und in einzelnen Fällen durchaus schwer. Ebenso können sie auch andere Menschen anstecken - und zwar in einem ähnlichen Ausmaß wie Erwachsene.

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