Für 58.000 Tiroler Kinder öffnen sich nach langer Pause am Montag wieder die Schultore. Die „Krone“ war in der größten Volksschule des Landes bei den Vorbereitungen dabei. Dort wartet vor dem Eingang schon die erste Aufgabe auf die Schüler.
Vor der Volksschule Reichenau in Innsbruck sind hellgrüne Punkte am Boden aufgemalt. Wenn am Montag die Türen wieder aufgehen, dann werden diese Punkte zur ersten Aufgabe für die Kinder. Sie markieren den Abstand, den die Schüler einhalten müssen.
Liebesbotschaften
Mit knapp 450 Kindern und 46 Pädagogen ist die VS Reichenau die größte Volksschule Tirols. „Der Wert von Schule wurde in den vergangenen Wochen vielen wieder bewusst“, ist Direktorin Irene Loferer überzeugt. Sie erzählt von Botschaften, in denen Schüler offenbaren, wie sehr sie ihre Lehrer vermissen. Auch viele Eltern dürften Sehnsucht bekommen haben. Der Heimunterricht habe trotz erschwerter Bedingungen aber großteils gut funktioniert, bilanziert die Direktorin: „Eltern und Lehrer haben Enormes geleistet.“ Die Schulleiterin nennt als Beispiel ein Kind, das sich besonders schwer tut und dem die Lehrerin neben den anderen Aufgaben stundenlang Einzelunterricht via Internet gegeben habe. 70 Prozent der Kinder in der VS Reichenau haben nicht Deutsch als Muttersprache. Loferer: „Das hat die Situation zusätzlich erschwert. Deshalb waren wir froh, dass wir einige Kinder auch in der Schule betreuen durften.“
Überall Schichtbetrieb
Ab Montag ist dann für alle wieder offen. Der vorgegebene Schichtbetrieb verlangt Organisationstalent. Ein Tag Unterricht, ein Tag Lernbetreuung in kleinen Gruppen - das ist das Modell in der Reichenau. „Auch in den Hof dürfen nicht mehr als zwei Gruppen“, erklärt Loferer, wie die Sicherheitsabstände garantiert werden sollen. Das mit dem Abstand werde für die 6- bis 10-Jährigen die größte Hürde - dessen ist sie sich sicher: „Gerade die Jüngsten brauchen und suchen engen Kontakt. Sie wollen ihre Freunde umarmen, die Lehrer nah bei sich haben.“ Das Tragen der Maske und das Händewaschen sei eine Frage der Übung.
Schulweg bereitet Sorge
Wie viele glaubt auch Loferer, dass vor allem auf dem Weg zur Schule Abstandsprobleme entstehen könnten. So sieht es auch Christoph Drexler, Obmann des Tiroler Elternverbandes: „Wenn es eng wird, dann wohl in den Öffis.“ Skeptisch bewerten Eltern auch die unterschiedlichen Modelle für den Schichtbetrieb: „Wer Kinder in verschiedenen Schulen hat, muss zwischen den Systemen pendeln“, erklärt Drexler. Er plädiert für ein einheitliches Modell, sollte im Herbst noch kein Normalbetrieb möglich sein. Er plädiert auch dafür, beim heurigen Abschlusszeugnis die Bewertungen „mit Augenmaß“ zu treffen.
Schmerzlicher Abschied
Der Begriff Augenmaß fällt auch Direktorin Loferer ein: „Natürlich werden die Lehrer das Bemühen der vergangenen Wochen berücksichtigen.“ Sie ist zuversichtlich, dass das Schuljahr gut zu Ende geht – wenn auch mit Einschränkungen: „Was mir für die Kinder besonders leid tut, ist das Fehlen von Schulveranstaltungen. Sie lieben die Sporttage und unser Frühlingscamp in Brandenberg. Die vierten Klassen können wir auch nicht mit einem Fest verabschieden. Das schmerzt.“
Claudia Thurner, Kronen Zeitung
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