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„Stopp Corona“-App: Alles, was Sie wissen müssen

Digital
09.04.2020 16:25

Mit seiner „Stopp Corona“-App will das Rote Kreuz die Ausbreitung von Covid-19 in Österreich eindämmen. Es handelt sich um ein digitales Kontakt-Tagebuch, durch das im Fall einer Erkrankung eines Nutzers alle Kontakte, die er in letzter Zeit getroffen hat, verständigt werden können. So will man Infektionsketten schneller unterbrechen und die Verbreitung der Krankheit effektiver eindämmen. Wie die App funktioniert, wo man sie bekommt und wie man sie einrichtet, lesen Sie hier - Schritt für Schritt.

Die „Stopp Corona“-App hat das Rote Kreuz von der Unternehmensberatung Accenture entwickeln lassen, den Quellcode will man demnächst öffentlich zugänglich ins Netz stellen. Die Anwendung gibt es für Android-Handys und iPhones und kann über den Google Play Store und Apples App Store auf das Smartphone installiert werden.

Keine Registrierung notwendig
Nach der Installation erhält der Nutzer eine Einführung darüber, wie die App funktioniert, und muss die Einwilligung erteilen, dass seine Daten verarbeitet werden. Beim Roten Kreuz betont man, dass auf Datenschutz großen Wert gelegt wird, die Zustimmung erlischt mit der Deinstallation. Eine Registrierung mit Name oder Telefonnummer ist nicht erforderlich.

Hat man die App installiert und der Datenverarbeitung zugestimmt, gelangt man auf die App-Startseite. Hier werden die Hauptfunktionen prominent angeboten: ein digitaler „Händedruck“, also die Kontakterfassung selbst, ein Symptom-Checker und ein Melde-Button für den Fall einer Covid-19-Erkrankung. Zusätzlich gibt es über das Menü - die die drei waagrechten Striche oben - weitere Infos zur App, zum Datenschutz, zum Roten Kreuz und zum Coronavirus.

Manuelle oder automatische Kontakterfassung
Bisher erfolgte die Kontakterfassung von Hand: Beim „digitalen Händedruck“ müssen beide App-Nutzer die Anwendung öffnen, Zugriff auf Bluetooth, Standort und Mikrofon gewähren und die Smartphones im Abstand von weniger als einem Meter nebeneinanderlegen. Das Mikro wird genutzt, um die Distanz zwischen den Geräten mit Ultraschall-Tönen abschätzen zu können, heißt es von den Entwicklern.

Das ist eher umständlich, weshalb die App seit Freitag Kontakte optional auch automatisch erfasst. Für die automatische Erfassung - einfach per Regler auf der App-Startseite aktivierbar - nutzt die App Bluetooth, folglich muss die Funktechnik aktiv sein. Kontakte werden automatisch erfasst, wenn sich die Smartphones mindestens eine Viertelstunde weniger als zwei Meter voneinander entfernt befinden. Geht man an jemandem im Supermarkt vorbei, wird das also nicht erfasst. Trifft man sich mit jemandem für eine halbe Stunde zu einem beruflichen Meeting, hingegen schon.

Die automatische Erfassung der Kontakte muss in der App ausdrücklich erlaubt werden. Erfolgt das nicht, bleibt es bei der manuellen Erfassung. Wichtig: Die automatische Erfassung erfordert, dass Bluetooth eingeschaltet ist und die App bei Android-Smartphones im Hinter- und bei iPhones im Vordergrund läuft. In der Kontaktdatenbank, die von der App erstellt wird, ist man als Nutzer eine zufällig erstellte Nummer - die Gerätekennung.

Wer sich krankmeldet, muss Handynummer hinterlegen
Eine persönliche Information muss man bei der „Stopp Corona“-App erst im Falle einer vermuteten Covid-19-Infektion preisgeben. Wer Symptome spürt und somit glaubt, erkrankt zu sein, hat in der App die Möglichkeit, dies zu melden, und wird hier nach seiner Telefonnummer gefragt. Das soll - der Nutzer bestätigt die Meldung per SMS-Einmalcode - in erster Linie vor Missbrauch schützen.

Nach der Meldung - und davon versprechen sich Experten viel - erhalten alle Nutzer, mit denen der Erkrankte in den drei Tagen vor der Meldung Kontakt hatte, über die App eine Info, dass sie Kontakt mit einer möglicherweise Covid-19-infizierten Person hatten und sich vorsorglich selbst isolieren sollen. Wer die infizierte Person war und wann genau man sie getroffen hat, wird dabei nicht verraten. Der Verdachtsfall sollte indes einen Arzt oder die Corona-Hotline 1450 konsultieren, sich testen lassen und kann über die App dann entweder Entwarnung geben oder die Covid-19-Infektion bestätigen.

Infektionsketten stoppen - künftig auch ohne Handy
Im Idealfall unterbricht so eine App die Infektionskette, bevor sie richtig ins Rollen kommt, weil die Nutzer von ihrer Infektion wissen und so frühzeitig verhindern können, das Virus auf andere Menschen zu übertragen. Damit das klappt, muss die Anwendung aber von einem möglichst großen Teil der Bevölkerung - Experten schätzen, etwa zwei Drittel - verwendet werden.

Wer kein Smartphone hat, kann momentan noch nicht mitmachen. In den nächsten Monaten will das Rote Kreuz aber ein System einführen, bei dem Bluetooth-Schlüsselanhänger auch Menschen ohne Smartphone die Teilnahme ermöglichen. Hier wird die Hinterlegung der Kontaktdaten beim Roten Kreuz nötig sein: Die Bluetooth-Anhänger können erfassen, wer wen getroffen hat, aber keine Benachrichtigungen ausgeben.

Die Funktionsweise wird ähnlich der App sein: Der Bluetooth-Chip im Schlüsselanhänger teilt dem Bluetooth-Modul in Smartphones mit der „Stopp Corona“-App darauf mit, dass es zu einem Kontakt kam. Erkrankt der Besitzer des Schlüsselanhängers später an Covid-19, kann das Rote Kreuz über die App alle Kontakte der vergangenen Tage informieren.

Keine App-Pflicht, kein Standort-Tracking
Für Verunsicherung im Zusammenhang mit der „Stopp Corona“-App des Roten Kreuzes sorgte die Wortwahl mancher Politiker, die von einer „Tracking“-, also wörtlich übersetzt einer „Verfolgungs“-App sprachen.

Eine Ortung findet aber laut Rotem Kreuz nicht statt, es handelt sich um ein schlichtes Kontaktprotokoll, in dem die ID-Nummer der Smartphones und - um gefährdete Personen benachrichtigen zu können - der Zeitpunkt des Kontakts erfasst werden. Entsprechend unproblematisch sehen viele IT-Experten die App.

Auch eine Installations-Pflicht soll es nicht geben. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte vor einigen Tagen mit einer entsprechenden Forderung Staub aufgewirbelt, ruderte später aber wieder zurück. Sobotka in der ORF-Sendung „Hohes Haus“: „Wir bleiben am Weg der Freiwilligkeit.“ Gleichzeitig warb der Parlamentschef aber für die flächendeckende Nutzung. Auch er habe sich die App schon heruntergeladen.

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