Tirol-Milch-Obmann Hans Schweiger nahm Verhandlungen mit der größeren Berglandmilch in Oberösterreich auf. In den vergangenen Wochen wuchs allerdings die Kritik an der Vorgehensweise des Obmannes. Unter anderen schoss Tirol-Milch-Geschäftsführer Carl-Albrecht Benker quer, der öffentlich Zweifel an der Notwendigkeit einer Fusion kundtat. Er erklärte, dass die Tirol Milch auch allein bestehen könnte und meinte, dass die Zahlen über dem Plan liegen.
Außerdem stellte Benker den rund 4.000 Bauern eine bevorstehende Erhöhung des Milchpreises in Aussicht. Derzeit zahlt die Tirol Milch knapp 32 Cent pro Kilo.
Benker als Fusions-Kritiker beurlaubt
Benker wurde nach dessen Äußerungen beurlaubt. Schweiger sah "Gefahr im Verzug". Bei der Sitzung am Abend wird Benker aber auf Wunsch von mehreren Vorstandsmitgliedern wieder dabei sein.
Steixner: "Lieber g'scheit arbeiten"
Auch der für Agrarfragen zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Steixner (VP) und die Tiroler Jungbauern äußerten sich kritisch zu einer gemeinsamen Zukunft mit der Berglandmilch. Der Raiffeisenverband prüfe bereits, wie die Tirol Milch tatsächlich dastehe, berichtete Steixner, der auch Obmann des Tiroler Bauernbundes ist. Nur wenn es tatsächlich strukturelle Vorteile gebe, sei die Fusion der richtige Schritt. "Mir persönlich wäre es lieber, es gibt Kooperationen und man arbeitet g’scheit, dann bleibt der eigenständige Weg", sagte Steixner.
Man wolle nicht zusehen, wie eine überstürzte Entscheidung getroffen werde. Mit einem Zusammenschluss werde beispielsweise das Mitsprache- und Entscheidungsrecht eingeschränkt, meinten die Jungbauern.
Tirol Milch schrieb Millionenverluste
Die Tirol Milch, die wie die Berglandmilch genossenschaftlich organisiert ist, schrieb zuletzt Millionenverluste. Aufgrund der vielen Bergbauern habe die Milchanlieferung stets stark geschwankt, was zu Ertragsproblemen führte. Wegen des hohen Anteils an Rohmilchexporten wurde die Molkerei extrem von den Preisrückgängen auf den internationalen Märkten getroffen.
2008 stand in der Bilanz ein Minus von 5,15 Millionen Euro, im Vorjahr lag das Plus bei 352.000 Euro. Die Reduzierung des Netto-Umsatzes auf 136,2 Millionen (2008: 153,9 Mio.) war vor allem auf die Bereinigung des Sortiments und den Verfall des Milchpreises auf den europäischen Märkten zurückzuführen. Im vergangenen Jahr wurden von knapp 4.000 anliefernden Bauern 217 Millionen kg Milch übernommen.
Gemeinsam mit der Tirol Milch verarbeitet die Berglandmilch künftig knapp 1,2 Milliarden Liter Milch. Das sind fast 45 Prozent der gesamten heimischen Milchmenge. Geliefert wird sie von rund 16.000 Bauern. Der Umsatz wird ein Volumen von knapp 750 Millionen Euro erreichen. Erst im Vorjahr hat Österreichs größte Molkerei die Welser Landfrisch-Molkerei übernommen.
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