Red Bull Salzburg

Dirigent Junuzovic: „... sonst fressen sie uns“

Fußball National
21.10.2019 22:00

Der 32-jährige Ex-Teamspieler erlebt in Salzburg seinen x-ten Frühling. Warum es so gut läuft, wie er Napoli einschätzt und wie die Bullen gegen die Italiener bestehen können, verrät „Sladdi“ im großen „Krone“-Interview.

Zlatko, was kann man von der Sturm-Partie für Napoli mitnehmen?

Sehr viel, aus so einer Partie lernen wir wohl am meisten. Gut war, dass wir nicht verloren haben und in der zweiten Halbzeit auch etliche Chancen vorgefunden haben. Es war ein guter Test, damit wir uns klar werden, was wichtig für uns ist, dass wir unser Ding in jeder Phase zu 100 Prozent durchziehen müssen.

Ihr habt erneut die Startphase verschlafen, obwohl euch Trainer Jesse Marsch darauf hingewiesen hat. Wie kann das passieren?

Der Gegner hat ja auch einen Plan. Sturm hat es sehr gut gemacht, es liegt immer auch am Gegner. Sie waren vielleicht konzentrierter, mal einen Schritt schneller, haben einen wichtigen Zweikampf gewonnen. Fakt ist aber, dass es schön wäre, würden wir - wie schon öfters in dieser Saison - schnell in Führung gehen.

Mittwoch wäre das besonders wichtig.

Genau! Der Start im letzten Heimspiel gegen Genk war fantastisch. Davon ausgehen darf man nicht, wir wünschen ihn uns aber. Wichtig ist, die Vorgaben des Trainerteams von Beginn an umzusetzen.

Du wurdest beim LASK und bei Sturm jeweils eingewechselt, danach lief es. Zufall oder mehr?

Diese Spiele waren insgesamt schwierig, muss man sagen. Die Atmosphäre zuletzt in Graz war super und Sturm aufgezuckert, das war auch eine ihrer besten Saisonleistungen. Wir hingegen sind schwer reingekommen. Wenn ich ins Spiel komme, probiere ich immer alles abzurufen, meine Position auszufüllen. Ich bin froh, dass es am Ende besser lief, wir hätten sogar noch ein zweites Tor machen können. Wir hatten aber auch ein wenig Glück, daher war es ein gerechtes Unentschieden. Ich fühle mich hier wohl, will jedes Spiel - auch von Anfang an - spielen.

Um da einzuhaken: Zu Saisonbeginn hast du permanent von Anfang an gespielt, zuletzt nur noch in den wichtigen Begegnungen. Hast du körperliche Probleme?

Nein, gar nicht. Das liegt wohl auch daran, den anderen Spielmöglichkeiten zu verschaffen. Das ist legitim, ich bin viel mit dem Trainer im Austausch. Gegen Sturm war es wohl eine Gefühlsentscheidung.

Du wärst bereit gewesen?

Aber sicher! Das war ja wie ein Derby für mich (lacht). Ich war bereit, habe zum Glück seit Monaten auch keine Beschwerden. Natürlich ist es wichtig, dass ich regelmäßig spiele, allein für den Rhythmus. Ich verstehe aber auch den Trainer, daher ist alles okay.

Vieles wird von euren Super-Torjägern überstrahlt, allen voran Erling Haaland. Deine starken Leistungen gehen medial fast unter. Eine Rolle, mit der du gut leben kannst?

Es ist ganz normal und auch zu Recht so, dass diese Spieler im Rampenlicht stehen. Mir gefällt es, wie die Jungs vor mir spielen, das ist schön anzuschauen. Sie vereinfachen unser Leben - umgekehrt ist das ebenfalls so. Wir versuchen sie in Szene zu setzen, Räume zu schaffen, hinten gut abzusichern und den Ball früh zu gewinnen.. Was mich angeht: Ich fühle mich auf dieser Position sehr wohl, kann meine Stärken ausspielen. Da spielt es keine Rolle, wer die großen Schlagzeilen bekommt.

Bist du in deiner zentralen Position noch mehr Taktgeber als in der letzten Saison?

Genau, auch meine Körpersprache ändert sich dadurch. Ich fühle mich wohl, kriege diese Automatismen immer mehr und kann das spielen, was mir am meisten Spaß macht. Die Position weiter außen war auch okay, aber du bist mehr auf der Seite, gehst andere Wege. Meine besten Leistungen habe ich jedoch im Zentrum abgerufen - auch hier in Salzburg. Ich habe meine Aufgaben verinnerlicht, weiß, was ich zu tun habe, und kann so noch mehr Präsenz zeigen, mehr reden, Kommandos geben.

In dieser Saison hast du als Assistgeber geglänzt, jedoch noch nicht als Torschütze. Wie groß ist die Lust, selbst wieder einmal zu treffen?

Natürlich sind Tore ein geiles Gefühl, Assists stehen bei mir aber auf derselben Ebene. Klar ist es speziell, wenn du selbst trifft. Es hilft, Spiele zu gewinnen - und ich will jedes Spiel gewinnen! Wir haben auch die Qualität, jeden Gegner zu fordern.

Am Mittwoch trefft ihr auf Napoli. Ein Team, gegen das ihr im Frühjahr schon gespielt hat. Dient der Vergleich als Maßstab?

Das Gefühl vom 3:1-Heimsieg sollten wir mitnehmen. Natürlich hat Napoli nach dem Führungstor vielleicht etwas runtergeschalten, aber wir können jeden Gegner vor Probleme stellen. Was man auch gesehen hat in den beiden Spielen im Frühjahr: Sie sind richtig clever und abgezockt! Sie haben Routine und Qualität, auch das sollten wir nicht vergessen .

Wie ist Napoli zu knacken?

Für uns steht und fällt alles mit der Intensität. Wie wir in Duelle gehen, auf zweite Bälle, wie wir bereit sind, in die Tiefe zu gehen, um Druck auszuüben. Diese Präsenz, diese Ausstrahlung müssen wir haben. Wir werden an unsere Grenzen gehen und müssen das auch - dann ist alles drin für uns. Wir müssen den Tank leeren („Empty the tank“).

Wo hat die Elf von Carlo Ancelotti Schwächen?

Ich darf natürlich nicht zu viel verraten. In der Videoanalyse ist aber klar geworden, dass es gewisse Räume und Abläufe gibt, wie wir sie bespielen wollen. Jeder macht mal einen Fehler, in jedem System gibt es Lücken. Du musst dann auch clever sein, mal abwarten in gewissen Phasen. Wir können nicht von der ersten bis zur letzten Sekunde durchsprinten. Napoli hat besondere Könner.

Wer sticht für dich heraus?

Torwart Merel ist top, Koullibaly und Manolas in der Abwehr, die Sechser um Allan und Rui sind überragend. Vorne haben sie individuell höchste Qualität. Da müssen wir höllisch aufpassen! Callejon, Mertens, Milik, Zielinski - sie haben eine Topmannschaft mit einem Toptrainer. Da kannst du auch keinen Einzelnen rauspicken. Sie haben in jedem Mannschaftsteil Typen, die etwas Spezielles machen können. Wir sagen immer, dass wir da ‚online‘ sein müssen. Da dürfen wir nicht nach einem Fehlpfiff oder einem Fehlpass hadern, sonst fressen sie uns.

Bei Napoli herrscht Unruhe - spielt das eine Rolle für euer Duell?

Das glaube ich nicht. Auch wenn sie nicht den besten Start hatten, sind sie für mich nach Juventus die stärkste Mannschaft in Italien. Die Nebengeräusche sind egal, sie wollen dieses Spiel gewinnen. Mit einem Sieg bei uns würden sie einen Riesenschritt in Richtung Aufstieg machen. Die Aussagen des Präsidenten spielen da keine Rolle, das werden sie beiseiteschieben . Die kommen mit Selbstvertrauen!

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(Bild: KMM)



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