Verkehrstage

Stadtseilbahnen als Ergänzung zu den Öffis?

Salzburg
14.10.2019 20:34

Können Seilbahnen in der Stadt eine Ergänzung zum öffentlichen Verkehr sein? Diese Frage werfen die Salzburger Verkehrstage bei ihrer 17. Auflage von heute, Montag, bis Mittwoch auf. Erste Projekte in Berlin und Toulouse gibt es bereits bzw. sind im Entstehen, in der Stadt Salzburg brachte es diese Idee bisher nur zum wenig ernst genommenen Wahlkampfgag.

Der Vorschlag, den großen Parkplatz beim Messezentrum mit einer Seilbahn an die Salzburger Altstadt anzubinden, verschwand 2014 nach wenigen Wochen ebenso schnell wie das Team Stronach, das mit der Idee damals in den Gemeinderats-Wahlkampf gezogen war. Mit dem Thema „Infrastrukturen für den Verkehr 4.0“ stellen die Verkehrstage Seilbahnen als eine Alternative zumindest wieder zur Diskussion.

Gotthard Schöpf vom Südtiroler Seilbahnbauer Leitner berichtete heute bei einem Mediengespräch zum Auftakt der Tagung von zwei konkreten Projekten. In Berlin hat sein Unternehmen für die Internationale Gartenausstellung 2017 um etwa elf Millionen Euro eine eineinhalb Kilometer lange Seilbahn errichtet. Diese verbindet die Stadtteile Marzahn und Hellersdorf und wurde damit für die Menschen in Marzahn auch zum Zubringer zur U-Bahn, die von Hellersdorf direkt ins Zentrum Berlins fährt. Weil die Seilbahn so gut ankommt, bleibt sie zumindest bis 2031 bestehen, berichtete heute Schöpf. Gespräche mit den Berliner Verkehrsbetrieben über eine anschließende Übernahme würden bereits laufen.

Im südfranzösischen Toulouse beginnt die Firma Leitner noch heuer mit dem Bau einer innerstädtischen Seilbahn, die auf einer Länge von drei Kilometern von der Universität über ein Krankenhaus bis zu einem Krebszentrum führt und dabei einen Stadtberg und die Garonne überquert. Kostenpunkt: 82,4 Millionen Euro, wobei in dieser Summe auch 11,8 Millionen Euro für zu erwartende Subventionen zum Betrieb berücksichtigt sind.

Schöpf, der heute noch auf Beispiele in Mittel- und Südamerika oder im türkischen Ankara verwies, machte aber klar, dass es zunächst einen entschlossenen politischen Willen zu so einem Projekt geben müsse. Und das war 2014 in Salzburg sicher nicht der Fall. Das Projekt, dessen Kosten damals mit 30 bis 40 Millionen beziffert wurden, wurde damals noch vor der Wahl als „unausgegoren, weltfremd und Wahlkampf-Hüftschuss“ von der amtierenden Stadtpolitik vom Tisch gewischt.

Für den Initiator der Verkehrstage, Peter Haibach, ist das Thema Stadtseilbahn auch bloß ein Beispiel für „Verkehrsinfrastruktur 4.0“. Tatsache sei, dass die Städte umgestaltet werden müssen, weil derzeit zu viel Raum für den Autoverkehr geopfert werde. Dem pflichtete auch Till Ackermann vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen bei. Wenn man bis 2050 Klimaneutralität erreichen wolle, müsse man auch die Flächen neu verteilen. Denn die Autoaffinität der Menschen sei auch ein Resultat der vorhandenen Infrastruktur. „Aber der öffentliche Verkehr muss auch ein adäquates Angebot haben: Wenn ich in der selben Zeit am Ziel bin, mir dort die Parkplatzsuche erspare, und am Abend auch noch ein Gläschen Wein vor dem Heimfahren trinken kann, dann ist das eine andere Lebensqualität.“

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