Gefahr im TV

Schadet häufiger 3D-Konsum der Gesundheit?

Elektronik
16.04.2010 15:18
3D ist in aller Munde: James Camerons "Avatar" ist nicht zuletzt aufgrund der dreidimensionalen Effekte der erfolgreichste Blockbuster aller Zeiten, alle großen Hersteller bringen 3D-Fernseher auf den Markt, und auch die ersten Fernsehprogramme in räumlicher Darstellung sollen noch heuer starten. Dass 3D-Filme ein Erlebnis sind, ist dabei unbestritten. Einige Experten glauben aber, dass das 3D nicht ganz ungefährlich ist.

Wasser auf die Mühlen dieser Kritiker gießt dabei eine nun von Samsung veröffentlichte Warnung vor Problemen beim Ansehen von 3D-Inhalten. Darin warnt der Hersteller vor dem längeren Konsum von 3D-Fernsehen. Besonders gefährdet seien dabei Kinder, Teenager, Schwangere, ältere Menschen und Betrunkene. Das dreidimensionale Vergnügen könne bei diesen Personen krankheitsähnliche Symptome verursachen, die von Schwindel über Zuckungen bis hin zu Verwirrung und Desorientierung reichen. Sogar vor möglichen epileptischen Anfällen sowie Schlaganfällen warnen die Südkoreaner.

Orientierungs-Probleme
Jemand, der die Warnungen sicherlich unterschreiben würde, ist Mark Pesce. In einem Beitrag auf der australischen Website "ABC Unleashed" warnt er vor den Folgen übermäßigen 3D-Konsums. Seine ablehnende Meinung zu dem Thema kommt daher, dass er in den 90er-Jahren für Sega an der Entwicklung eines Virtual-Reality-Helms arbeitete. Aufgrund von Problemen in der Testphase erblickte dieser jedoch nie das Licht der Öffentlichkeit. Diese Probleme äußerten sich unter anderem in extremen Orientierungsschwäche der Tester, die immer schlimmer wurde, je länger sie den Helm trugen. Viele von ihnen hätten nach dem abnehmen des Displays stundenlang Probleme mit der räumlichen Wahrnehmung gehabt, berichtet Pesce.

Da die damalige Entwicklung dieselbe Technologie nutzte, wie sie auch heute verwendet wird, glaubt der Mann an massive Schwierigkeiten, vor allem dann, wenn sich Menschen mehrere Stunden täglich dem dreidimensionalen Erlebnis aussetzen. Diese könnten laut ihm bis hin zu permanenten Schäden reichen, vor allem bei Kindern. Auch von Samsung wird übrigens vor möglichen Orientierungsproblemen nach dem Genuss von 3D-Inhalten auf dem Fernseher gewarnt. Der Käufer soll laut dem Unternehmen seinen Fernseher nicht neben "Stiegenaufgängen, Kabeln, Balkonen oder anderen Objekten, mit denen man sich verletzen könnte" aufstellen.

Forscher: "Keine dauerhaften Schäden"
Auch Wissenschaftlern sind Probleme durch den Konsum von 3D-Inhalten bekannt, von dauerhaften Schäden spricht hier aber keiner. Trotzdem gibt es sie, die so genannte 3D-Krankheit. Diese trifft übrigens nicht nur Kinobesucher, auch Gamer mit Vorliebe für Ego-Shooter und Flugsimulatoren erleben dabei zuerst ein flaues Gefühl, das sich steigern kann und Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Schweißausbrüche und im Extremfall sogar Erbrechen auslösen kann.

Im Prinzip leiden sie dabei unter nichts anderem als an Reisekrankheit. Ausgelöst wird dieses Phänomen durch die unterschiedlichen Signale, die Auge und Gleichgewichtsorgan im Innenohr an das Hirn senden. Während das Auge im Kino oder vor dem 3D-Fernseher Informationen von schnellen Bewegungen an das Hirn weiterleitet, schickt das Innenohr die Info an das Hirn, dass der Körper eigentlich ruht. Ist dieser Unterschied groß genug, kommt es zur Übelkeit. Gefährlich ist das alles allerdings nicht, dafür aber unangenehm.

Ähnliche Ursachen nennt übrigens auch Pesce für die Desorientierung der Personen, die mit dem Virtual-Reality-Display von Sega hantiert hatten. Im Normalfall verwende das Auge zehn verschiedene Reize, um räumlich zu sehen und die Entfernung von Objekten zu berechnen. Im Kino und vor dem Fernseher würde von den zehn Faktoren nur ein einziger übrigbleiben. Nach anfänglicher Verwirrung würde sich das Hirn dann darauf einstellen und die anderen einfach ausblenden. Diese fehlten nach dem Ende des Films natürlich, um sich wieder in der richtigen Welt zurechtzufinden, schreibt Pesce.

Kopfschmerzen durch falsche Augenbewegungen
Ein recht häufig auftretendes Problem von 3D-Kino-Besuchern sind zudem Kopfschmerzen und überanstrengte Augen – laut US-Forschern leiden knapp 20 bis 30 Prozent der Amerikaner an diesen Problemen beim Ansehen von 3D-Filmen. Dies könne durch eine unnatürliche Bewegung der Augen hervorgerufen werden. Die Augen folgen normalerweise einem Objekt und stellen es dann scharf. Da die 3D-Objekte aber vor der Leinwand zu sein scheinen, folgen die Augen der räumlichen Darstellung, müssen aber gleichzeitig den Fokus auf der Leinwand halten – sie erblicken also ein Objekt in der Nähe, müssen aber auf etwas Entferntes fokussieren. Durch die lange Dauer von Filmen kann das dann zu Kopfschmerzen durch die Überanstrengung der Augen führen. Laut den Forschern entständen aber auch dabei keine bleibenden Schäden.

Inwieweit die massive Einführung der dreidimensionalen Bilder die Menschen und ihre Wahrnehmung beeinflussen wird, lässt sich derzeit wohl nicht mit Sicherheit sagen. Fest steht aber, dass nicht einmal die größten Kritiker wie Pesce fordern, den Konsum von 3D-Filmen total zu verweigern. Gegen Übelkeit beim Kinobesuch gibt es übrigens auch einige Tipps: So soll es helfen, ein Auge zeitweise abzudecken und so den 3D-Effekt zu eliminieren. Auch das Fokussieren bewegungsloser Bildelemente oder das Kauen eines Kaugummis soll helfen. Wenn es gar nicht mehr geht, nützt aber wahrscheinlich nur das Verlassen des Kinos bzw. Ausschalten des Fernsehers.

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