Nach Großrazzia

Rechtsanwalt winkt ab – Gürtelkönig wird nie auspacken

Noch "singt" der Gürtelkönig nicht. Das heißt, der verdächtige Rotlicht-Boss Richard St. (Bild links) denkt gar nicht daran, "groß auszupacken", wie einige hoffen – und andere fürchten. Eines allerdings scheint klar: Sein Wissen über Polizei-Interna und dunkle Balkan-Geschäfte geht wohl weit über das Wiener Sex-Geschäft hinaus.

Vor der Verhaftung war aug dem Anrufbeantworter von Gürtelkönig Richard St. noch "Spiel mir das Lied vom Tod" zu hören: eine unmissverständliche Warnung an Feinde oder Konkurrenten. Tatsächlich schaffte es der mutmaßliche Rotlicht-Capo, dass es unter seiner Regentschaft am Gürtel "relativ unblutig" zuging – zumindest nach außen drang kaum etwas.

Hintergrund: Der Ex-Fremdenlegionär dürfte gute Drähte zur Ex-Polizeispitze gehabt haben. Dank dieser Kontakte soll so manches gleich "amtlich", der Rest eben über sein "Nokia-Rollkommando" (Stichwort Schutzgelderpressung) geklärt worden sein. Manche wollen daher jetzt Unruhe in Polizeikreisen wahrnehmen. "Mein Mandant wird bestimmt nicht auspacken, da es gar nichts gibt, was er aufdecken könnte", schmunzelte Anwalt Dr. Christian Werner (Bild rechts) über "diese sinnlose Traumdeuterei".

Aber der große Lauschangriff "Operation Freunde" samt eingeschränkter Akteneinsicht sowie Besuchsverbot in U-Haft sprechen nach dem internationalen BKA-Großschlag mit zwölf Verhaftungen und 15 Hausdurchsuchungen eine andere Sprache. Zudem sollen neben Rotlicht-Delikten über die Balkan-Drehscheibe des gebürtigen Kroaten noch weit dunklere – und vor allem weit lukrativere Geschäfte gelaufen sein.

von Christoph Matzl und Christoph Budin, Kronen Zeitung