Im Wahn getötet

Lebensgefährtin in Hotel erdrosselt – Einweisung

Wien
02.05.2019 14:29

Weil sie ihre Lebensgefährtin (25) am 15. September in einem Hotelzimmer in Wien erdrosselt hat, hat sich eine 31-Jährige am Donnerstag vor dem Landesgericht verantworten müssen. Ein Schwurgericht entschied einstimmig: Da die Wienerin zum Tatzeitpunkt wegen einer paranoiden Schizophrenie nicht zurechnungsfähig war, wird sie in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Das Pärchen hatte seit dem Frühjahr 2018 eine On- und Off-Liebesbeziehung geführt. Doch bei der Älteren kam es im Sommer zu einer Wesensveränderung, als die beiden in Kroatien eine Fischvergiftung bekamen. Sie glaubte, schwer krank zu sein, und bildete sich ein, von den Ärzten gemeinsam mit der Pharmaindustrie durch Medikamente vergiftet zu werden.

Erdrosseln dauerte mindestens vier Minuten
Um dieser belastenden Situation für ein Wochenende zu entfliehen, hatte das Paar in einem Wiener Hotel eingecheckt. Am folgenden Vormittag bat die 31-Jährige, die äußerst verwirrt wirkte, bei der Rezeption um Hilfe, weil es ihrer Freundin „nicht gut gehe“. Im Schlafzimmer lag die Leiche der 25-jährigen Deutschen, diese war mit dem Gürtel eines Bademantels erdrosselt worden.
Ein Vorgang, der laut dem medizinischen Sachverständigen zumindest vier Minuten gedauert haben muss. Laut Gutachten war das Opfer dabei durch Medikamente betäubt gewesen, woraus sich auch das Fehlen von Abwehr- oder Kampfverletzungen erkläre.

Vor Gericht machte die 31-Jährige mittlerweile einen geistig klareren Eindruck, wofür ihre Verteidigerin Astrid Wagner die wirksame Medikation in der Haft verantwortlich machte. Auf Befragung von Richter Stefan Apostol gab sie sich mittlerweile auch einsichtig bezüglich ihrer Krankheit. An die Geschehnisse am 15. September 2018 und die eigentliche Tat konnte sich die Angeklagte vor Gericht jedoch nicht erinnern.

Der zuständige Psychiater sah zwei Auslöser für die paranoide Schizophrenie: einerseits einen früheren Cannabiskonsum, der bei anderen Betroffenen nur einen vorübergehenden Schub auslöst, bei Grenzfällen aber zum vollen Ausbruch kommen kann, andererseits habe auch die Fischvergiftung eine Rolle gespielt.

Höhepunkt des Wahns
Da ihr die extrem häufig kontaktierten Ärzte nicht gegen die eingebildeten Symptome ihres hypochondrischen Wahns - unter anderem Syphilis, Pest oder Vergiftung - helfen konnten, habe die 31-Jährige auf der Wahnebene einen Erklärungsversuch unternommen. „Die Ärzte hätten sich mit der Pharmaindustrie gegen sie verschworen“, so Hofmann. Dies habe sich immer mehr gesteigert, bis auch geliebte Personen sie vergiften hätten wollen. Am Höhepunkt dieses Wahns sei sie auch zu der festen Überzeugung gekommen, ihre Freundin würde sie belügen und wolle sie auch töten. Aufgrund dieser Psychose wollte sie den größten Feind an ihrer Seite, die Lebensgefährtin, ausschalten, was sie im Hotel dann auch tat.

Die 31-Jährige sei nicht für ihre Tat verantwortlich zu machen, sondern damals unzurechnungsfähig gewesen. Doch bestehe die Gefahr, dass sie unter dem Eindruck ihrer Psychose weitere Taten, bis zu einer Tötung, setzen würde. Auch wenn es der Frau nun besser gehe - „wir wissen derzeit noch nicht, wie stabil ihr Zustand ist, und sie kann noch Symptome haben. Die Zeit, das zu beurteilen, war viel zu kurz“, sagte der Sachverständige. Es sei nur eine Einweisung möglich, „eine bedingte kommt überhaupt nicht infrage“.

„Komme überhaupt nicht zurecht“
„Es tut mir sehr leid, ich komme damit überhaupt nicht zurecht“, sagte die 31-Jährige als Schlusswort. Sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft erklärten Rechtsmittelverzicht.

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