Kampf dem Terror
ETA überschritt mit Polizisten-Mord “rote Linie”
Was die ETA dazu bewogen haben mag, auf diese Weise die Sicherheitskräfte in Frankreich herauszufordern, vermag niemand zu sagen. Die Organisation ist durch die Festnahme von mehr als dreißig Mitgliedern seit Jahresbeginn ohnehin erheblich geschwächt. "Der Polizisten-Mord wird dazu führen, dass die Sicherheitskräfte in Frankreich ihre Kooperation mit Spanien im Kampf gegen den ETA-Terror künftig noch weiter verstärken", kündigte der spanische Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba an.
Die Tat von Dammarie-les-Lys, einer Kleinstadt mit 21.000 Einwohnern, dürfte sich, wie aus Ermittlerkreisen verlautete, ungefähr so abgespielt haben: Mutmaßliche ETA-Leute überfielen eine Autohandlung und stahlen mehrere Fahrzeuge. An einem Feldweg füllten sie aus Kanistern Benzin in die Tanks der Autos. Dies kam einer Polizeistreife verdächtig vor. Als die Beamten die Papiere der Verdächtigen überprüfen wollten, zog einer von ihnen eine Pistole, konnte aber überwältigt werden. In diesem Augenblick fuhr ein weiteres Auto heran, die Insassen eröffneten das Feuer und töten einen 52-jährigen Polizisten. Mindestens fünf mutmaßliche Terroristen konnten flüchten, einer wurde festgenommen.
Enge Kooperation zwischen Spanien und Frankreich
ETA-Terroristen hatten in der Vergangenheit schon mehrmals auf französische Polizisten geschossen, dabei aber nie einen Beamten getötet. Die Organisation war stets bemüht, solche Schießereien als "bedauernswerte Unglücksfälle" darzustellen. Denn die ETA hatte kein Interesse, in ihrem Rückzugsgebiet die Polizei mehr als nötig gegen sich aufzubringen. Frankreich hatte den Kampf gegen die ETA lange Zeit nur halbherzig betrieben. In Paris betrachtete man den Terror eher als ein spanisches Problem. Diese Haltung hat sich jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten radikal geändert. Frankreich arbeitet bei der Bekämpfung des ETA-Terrors eng mit Spanien zusammen. Ein großer Teil der Festnahmen von ETA-Mitgliedern geht auf das Konto der französischen Sicherheitskräfte.
Aufgrund der Fahndungserfolge fühlt sich die ETA in ihren Unterschlüpfen im Südwesten Frankreichs nahe der spanischen Grenze längst nicht mehr sicher. Die baskische Organisation sah sich gezwungen, neue Verstecke im Norden Frankreichs, in Portugal oder in Katalonien zu suchen. Der Überfall auf die Autohandlung bei Paris deutet nach Ansicht spanischer Experten darauf hin, dass eine Terrorzelle der ETA in der Nähe der französischen Hauptstadt Unterschlupf gefunden haben könnte.
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