„Frankenstein 2019“

Ärzte melden Erfolg am Weg zu Kopf-Transplantation

Wissenschaft
29.03.2019 11:11

Der umstrittene italienische Neurochirurg Sergio Canavero ist seinem spektakulären Vorhaben, einen Kopf zu transplantieren, laut eigenen Aussagen einen Schritt nähergekommen. Wie er nun berichtete, würden zwei soeben veröffentlichte Studien von ihm und seinem chinesischen Kollegen Ren Xiaoping beweisen, dass sie „irreversible“ Rückenmarkverletzungen behandeln könnten - und damit die angestrebte erste Kopftransplantation möglich wäre.

Canavero und Ren von der Medizinischen Universität der chinesischen Stadt Harbin publizierten ihre neuen Erkenntnisse im US-Fachmagazin „Surgical Neurology International“. Die zwei Studien würden demnach zeigen, dass Affen und Hunde wieder gehen konnten, nachdem ihnen in in einer Operation das Rückenmark „komplett durchgetrennt“ und danach wieder zusammengefügt worden wäre. Die Neurochirurgen bezeichnen die Ergebnisse ihrer in Harbin durchgeführten Experimente als „beispiellos“.

Canavero kritisiert Starrköpfigkeit der Neurochirurgen
Der 1964 in Turin geborene, umstrittene Mediziner Canavero versteht sich als „Vordenker“, wie er auch bei einem Besuch in Wien im Herbst 2017 sagte. Gegenüber der Tageszeitung „USA Today“ meinte er nun, dass Neurochirurgen „viel zu lange an der Vorstellung festgehalten haben, dass durchtrenntes Rückenmark nicht wieder zusammengefügt werden kann“. Die beiden neuen Studien würden dieses „Mantra“, das „kritiklos immer wiederholt“ werde, widerlegen.

Erinnerungen an Frankensteins Monster
Sein Kollege Ren Xiaoping plädierte dafür, dass die nunmehrigen „Beweise“ erste Versuche an Menschen rechtfertigen sollten. Dies und die von den beiden Medizinern in weiterer Folge angestrebte Kopftransplantation stößt in der wissenschaftlichen Welt jedoch auf große Skepsis, zumal das Vorhaben nicht nur chirurgische, sondern auch schwerwiegende psychologische und ethische Fragen aufwirft. Unweigerlich kommt einem dabei der Roman „Frankenstein“ in den Sinn, in dem die britische Schriftstellerin Mary Shelley einen Wissenschaftler aus Körperteilen einen künstlichen Menschen, Frankensteins Monster, erschaffen ließ.

Dutzende Mediziner und bis zu 100 Millionen Dollar nötig
Canavero will sich allerdings nicht irritieren lassen: Laut ihm werde die erste Kopftransplantation bald erfolgen. Demnach soll sie von einem internationalen Expertenteam an der Medizinischen Universität in Harbin durchgeführt werden, denn in den USA würde man seine Ideen „nicht verstehen“. Bei der Operation sollen der gesunde Kopf eines Empfängers und der gesunde Körper eines hirntoten Menschen zusammengefügt werden. Laut Canavero wären in den Prozess mehrere Dutzend Chirurgen und Spezialisten involviert, kosten würde die Transplantation bis zu 100 Millionen US-Dollar.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele