Drogeriemarkt vor Aus

Knebelverträge: Wie Innenstädte ausgeblutet werden

Niederösterreich
12.09.2018 10:38

„Es macht mich wütend und traurig. Ich kann gar nicht sagen, wie weh uns diese Entwicklung tut.“ Diese deutlichen Worte fand der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger am Mittwoch, nur kurz nach einer Hiobsbotschaft. Aufgrund eines „Knebelvertrages“ ist das Aus der Filiale der Drogeriekette Müller in der Innenstadt nun beschlossene Sache - alle Bemühungen der Stadtpolitik, die Schließung zu verhindern, sind gescheitert. Die Wiener Neustädter Innenstadt droht damit langsam „auszubluten“, so die große Befürchtung.

Bis zuletzt gab es die Hoffnung, das Aus der Filiale in der Innenstadt noch abwenden zu können. So gab es seitens der Drogeriekette bereits die Zusage, auf Basis „einer ausverhandelten Mietpreisreduktion und einer in Aussicht gestellten Ausfallhaftung“ die Zweigstelle in der Wiener Neustädter Innenstadt zumindest bis Mitte des kommenden Jahres zu behalten - sogar noch mehr: Im Fall steigender Umsatzzahlen wäre auch langfristig ein Fortbestehen der Filiale im Bereich des Möglichen gewesen. Doch daraus wird nun offenbar nichts, wie der Bürgermeister am Mittwoch mitteilte.

Weniger Miete, dafür eine Filiale schließen
Grund dafür ist ein „Knebelvertrag“ mit dem Betreiber der Merkur City, hinter dem der deutsche Investmentfonds KGAL steht, heißt es weiter - und dieser soll es wahrlich in sich haben. Denn in dem Einkaufszentrum befindet sich ebenfalls eine Filiale der Drogeriekette, und um künftig einen günstigeren Mietpreis für diesen Standort zu bekommen, „musste sich Müller dazu verpflichten, bis Jahresende 2018 die Filiale in der Wiener Neustädter Innenstadt zu schließen“.

Dieses Vorgehen dürfte jedoch bereits System haben, so der Stadtchef weiter. „Damit erklären sich auch so manch andere Leerstände in der Innenstadt, wie zum Beispiel H&M, wo ebenfalls die Filialen von der Innenstadt weg in die Merkur City übersiedelt sind.“ Und weiter: „Es kann nicht sein, dass die Stadt Wiener Neustadt und das Land Niederösterreich Millionen-Steuerbeträge zur Attraktivierung in die Innenstadt pumpen, während ein deutscher Investmentfonds diese Maßnahmen konterkariert, damit die Innenstadt schädigt und Arbeitsplätze vernichtet“, zeigt sich der Bürgermeister bestürzt. Es mache ihn „wütend und traurig, dass aufgrund eines Knebelvertrages“, der die Innenstadt „ausbluten“ lasse, alle Bemühungen umsonst gewesen seien.

„Vorgangsweise muss bekämpft werden“
Noch allerdings will man sich in der Causa nicht geschlagen geben. „Diese Vorgangsweise ist für uns unlauter und muss auf allen Ebenen bekämpft werden“, kündigte Schneeberger weitere Schritte an. So würden alle Gemeinderatsfraktionen an einem Strang ziehen und in der kommenden Woche einen gemeinsamen Antrag bei der Gemeinderatssitzung stellen, wie angekündigt wurde. So werde etwa eine rechtliche Prüfung durch die Bundeswettbewerbsbehörde in Auftrag gegeben.

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