Groß war die Aufregung, als am 25. Mai der „Datenschutz neu“ über die Steiermark hereinbrach. Viele Unternehmer waren verunsichert, zehntausende E-Mail-Postfächer wurden mit Zustimmungserklärungen überschwemmt. Knapp drei Monate danach hat sich die Unruhe gelegt, wie ein Lokalaugenschein zeigt.
Wir besuchen den „Hausfrauenpalast“ im Grazer Bezirk Lend und beobachten Hälfte-Eigentümer Boris Jan gerade dabei, wer er in seinem Friseurstudio Akten wegsperrt. „Das sind jene der Mitarbeiter“, sagt Jan, „denn hier haben wir viele sensible Daten wie etwa die Versicherungsnummer“.
Sensibel ist die sogenannte Datenschutz-Grundverordung (DSGVO) allemal, gerade beim Thema Kundenkontakt. „Wir müssen jetzt das Anmeldebuch geschlossen halten oder weglegen, damit keiner sieht, dass die Frau Schmidt oder wer auch immer einen Termin bei uns hat. Andere sensible Daten, wie mögliche Allergien, sind bei uns nicht sichtbar. Gespeichert wird im Computer aber sehr wohl, welche Haarfarbe mit welcher Mischung die Kundin beim letzten Besuch hatte. Generell ist zu sagen: Es war mehr Aufregung im Vorfeld als Aufwand hinterher.“
Da die Daten passwortgeschützt sind und Jans Angestellte eine Verschwiegenheitserklärung signieren mussten, sind diese so sicher wie in Abrahams Schoß.
Plakate vor Kirche
Etwas schwieriger verhält sich die Situation für Profifotografen. „Vor Firmungen oder einer Erstkommunion müssen die Eltern der Kinder nun unterschreiben, dass auch alle Verwandten mit den Fotos einverstanden sind. Wir plakatieren auch immer vor der Kirche, dass Fotos gemacht werden“, ist von einem Grazer Fotostudio zu hören.
20 Millionen Euro
Groß war der Aufwand auch bei der SFG, der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft: Allzu oft unterschätzten Unternehmen den zeitlichen Aufwand, auch die einschüchternde Strafandrohung (bis zu 20 Millionen Euro) ließ viele Steirer erst einmal verzweifeln.
Womit nun aber fast alle zu kämpfen haben, ist der Verlust von Kontakten: Viele Steirer, die im Mai eine Flut an E-Mails erhielten, ignorierten dabei nämlich die fällige Newsletter-Aktualisierung. Auf diesem Weg haben nun viele steirische Unternehmen 80 bis 90 Prozent an Kontakten verloren und müssen den Kundenstock jetzt mühsam wieder steigern
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