Seen und Herrenhäuser

Mecklenburg-Vorpommern: Seen und Herrenhäuser

Reisen & Urlaub
30.05.2018 07:00

Es war einmal … So beginnen nur Märchen? Keineswegs. Mecklenburg-Vorpommern mit über 2000 Seen und ebenso vielen Herrenhäusern lädt zu einer außergewöhnlichen Reise ein.

Schon die Raubritter fühlten sich hier mitten im heutigen Mecklenburg-Vorpommern wohl. Das ist fast 400 Jahre her, und seither hat sich auf diesem schönen Stück Land, rund 150 Kilometer östlich von Hamburg, viel getan.

Schloss Wendorf
Lange Zeit als Gutsschloss geführt, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg daraus ein Heim für schwer erziehbare Kinder. Nach der Wende verfiel der stolze Bau. Und es musste erst ein Oberösterreicher kommen, um das Schloss wach zu küssen. Das Ehepaar Udo und Monika Chistée erkannte das Schmuckkästchen unter der verfallenen Fassade und erwarb das Haus. Es folgten Umbauten, Rodungen, Renovierungen und jede Menge Ärger mit den Behörden und Einheimischen, bis 2009 ein 5-Sterne-Hotel eröffnet werden konnte, das keinen Wunsch offen lässt. Neun Luxussuiten, benannt nach berühmten (und berüchtigten) Rittern, Landesfürsten und Herzögen, ein Spa-Bereich und der hauseigene Bentley bieten allen Komfort und vollkommene Entspannung. Das Luxusrestaurant Cheval Blanc verwöhnt die Gäste, ein kleiner See und der weitläufige Schlosspark sind ein perfektes Erholungsgebiet. Teilen muss man sich das saftige Grün mit rund 20 Spitzenturnierpferden, denn Herr Chistée bezeichnet sich selbst als absoluten Pferdenarren, dem das Wohl der Vierbeiner ebenso wichtig ist wie jenes seiner zweibeinigen Gäste, um die sich auch das Direktoren-Ehepaar Lamberty liebevoll kümmert und ihnen jeden Wunsch von den Augen abliest. Nur acht Kilometer vom Schloss entfernt befindet sich die Golfanlage WINSTON-Golf mit zwei 18-Löcher-Plätzen und einer 9-Loch-Anlage.

Wer kann sich, hier einmal gelandet, von diesem schönen Stück Erde schon losreißen? Sollte man aber. Denn nicht nur die faszinierende Naturlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern lädt zum Besuch ein, Metropolen wie Berlin und Hamburg oder Wismar, direkt an der Ostsee gelegen, sollte man nicht versäumen.

Schwerin
Absolutes Muss neben diesen bekannteren Destinationen ist aber die Landeshauptstadt Schwerin. Ein Drittel Wasser, ein Drittel Parks und nur ein Drittel bebaut, so verkündet unsere Gästeführerin Teresa Beck stolz und verweist auf das Jahr 2022, in dem es endlich klappen sollte - mit der Aufnahme in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe. Malerisch am Südwestufer des Schweriner Sees gelegen, versetzt einen der Besuch in der Altstadt in eine längst vergessen geglaubte Welt. In den kleinen Gassen reiht sich Fachwerkhaus neben Fachwerkhaus, gemütliche Straßencafés, wie das berühmte Café Prag findet man ebenso wie originelle und oft sehr individuelle Läden, in denen das Handwerk noch hochgehalten wird. Ein Ausflug mit dem Dampfer und der Besuch im majestätischen Schloss, das direkt vor der Altstadt auf einer Insel thront, gehören zum Pflichtprogramm.

Doch Achtung! Die Warnung von Frau Beck folgt auf dem Fuße. Im Schloss könnte es sein, dass man dem Petermännchen begegnet, das hier sein Unwesen treibt. Ausgestattet mit Laterne, Schwert und Schlüsselbund, wacht der Zwerg über das Schloss, bestraft räuberische Endringlinge und soll in der Vergangenheit auch in die Geschichte Schwerins eingegriffen haben, als er im Dreißigjährigen Krieg den großen General Wallenstein nach nur einer Nacht aus dem Schloss vertrieben hat. Mit einem hübschen Kinderlied über den schlauen Kobold verabschiedet uns die Gästeführerin und versichert, dass Touristen keine Angst zu haben brauchen.

Ludwigslust
Wer mit dem Rad das das Schweriner Seenland bereist, wird an Ludwigslust nicht vorbei können. Auch hier lockt ein prachtvolles Schloss mit Parkanlage und einladenden Kaffeehäusern den Gast. Und noch eine Besonderheit findet sich hier. Deutschlands größte und älteste Sanddornplantage. Wer bislang geglaubt hat, die orangen Früchte, die bei minus 100 Grad geerntet werden, seien stachelig und ungenießbar, wird hier eines Besseren belehrt. Eine diese Woche eröffnete Ausstellung erklärt die Geschichte des Sanddorns - vom Anbau über Ernte bis zur Herstellung vielfältigster Produkte wie Säfte, Marmeladen, Honig und auch Kosmetikartikel. Selbst die Blätter des Ölweidengewächses finden und fanden ihre Verwendung, als man entdeckte, dass sie bei Pferden (und somit wären wir wieder bei den stolzen Vierbeinern gelandet) für ein schön-glänzendes Fell sorgen. Daher auch der wissenschaftliche Name des Sanddorns Hippophae rhamnoides.

Genug für die Bildung getan, auf dem Rückweg zum Schlosshotel Wendorf wird noch ganz urig eingekehrt. Im Café Naschwerk hat der 68-jährige Holländer Edje sein Glück gefunden. Beruflich und privat. Der gelernte Tischler, Maurer, Ofenbauer und langjährige Maskenbildner bäckt mit seiner um vieles jüngeren (manche sprechen von 40 Jahren) Lebensgefährtin Unmengen von Torten, süße und pikante. Immer einen frechen Spruch auf den Lippen und ein neues Rezept im Backofen, ist Edje weit über die Grenzen bekannt. Weiter geht es mit dem Rad zum nahen Schlosshotel, und schon sind die Kalorien wieder (fast) abtrainiert.

Susanne Heinrich, Kronen Zeitung

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