Wolkenverhangen ist der Himmel häufig, stets ungetrübt die gute Laune: Irland erfreut mit Gastfreundlichkeit und Bodenständigkeit. Auf einem Streifzug durch die Geschichte der Wikinger hält die Insel viele Überraschungen parat – oft der kulinarischen Art.
Der ganze Charme der grünen Insel offenbart sich im Südosten bei einem gemütlichen Rundgang durch Kilkenny, nur 90 Minuten von Dublin entfernt. Zu Recht rühmt sich die 27.000-Seelen-Stadt ihrer mittelalterlichen Geschichte. Noch heute sind an allen Ecken und Enden historische Gebäude und Überreste der vergangenen Jahrhunderte zu bestaunen. „Herzstück ist unser Kilkenny Castle, das unter der Familie Butler ab 1400 eine Hochblüte erlebt hat. 600 Jahre lang prägte die Dynastie die Epoche, kam zu Reichtum und Adelstiteln“, erzählt der Burg-Guide.
Eine Bootsfahrt, wo jeder „Craic“ hat
Am Fuße der einstigen Festung lässt sich - nach Hochgenuss im Restaurant Petronella – die Erkundungstour nahezu wildromantisch auf dem Fluss Nore fortsetzen, einer einst wichtigen Handelsroute zwischen den Häfen der Region. Jeder Passagier werde viel „Craic“ haben, verspricht der Bootskapitän in seiner Muttersprache mit einem verschmitzten Lächeln. Gemeint ist, eine „gute Zeit und viel Spaß“ zu haben. Er soll recht behalten.
Das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde
Goffs – mitten auf unserer Kurzreise taucht ein glanz-voller Name auf, der allen Kennernder irischen Vollblutzucht ein Begriff ist. Die berühmte Auktion setzt in der Rennpferdebranche Summen um, von denen enthusiastische Geschäftsleute nur träumen können.
Für eine edle Nachwuchshoffnung auf vier Hufen sind 13.000 bis 100.000 Euro hinzublättern. „Beim teuersten Hengst machen die Gebühren für eine Deckung stolze 250.000 Euro aus, und das bei 150 Stuten pro Jahr“, erklärt eine Fachfrau. Der Verkauf einer Stute kann bis zu sechs Millionen Euro einbringen.
Die Freuden des Pferdesports und der Jagd für sich entdeckt hatte bereits Kaiserin „Sisi“, die seinerzeit als Europas beste Reiterin galt. Oft sei die Regentin in der Grafschaft nahe der Küste gewesen, ist mit Hinweis auf historische Aufzeichnungen vermerkt. Der Aufenthalt in Irland sei die schönste Zeit ihres Lebens gewesen, soll die viel gereiste „Sisi“ gesagt haben.
Einst Wikinger, jetzt kosmopolitisches Leben
Eine Stunde dauert die Busfahrt von Kilkenny nach Waterford. Der Seehafen erinnert an eine Ära, in der Irland unerwarteten Besuch hatte: die Wikinger. Im 8. Jahrhundert sind sie gekommen, um zu bleiben – für einen Winter. Daraus wurde für immer. „Seit dem überraschenden Einfall tragen wir die DNA der Wikinger in uns“, sagen die Iren. Nachdem Dublin als frisch aus dem Boden gestampfte Siedlung auf dem Weg war, zur wichtigsten Handelsdrehscheibe der westlichen Wikinger-Welt zu werden, gründete das skandinavische Volk anno 914 Waterford.
Das kulturelle Zentrum, einst von mächtigen Mauern umgeben, wird als „Viking Triangle“ bezeichnet. Ein faszinierendes Wahrzeichen des Wikinger-Dreiecks ist der Reginald’s Tower, mit einem historischen Schiff vor der Turmpforte. Archäologische Funde aller Art beherbergt das Museum Of Treasures. Kulinarische Schätze birgt die Gourmet-Oase Everetts, auserkoren für den „Michelin Guide 2025“. Dem steht die Union Wine Bar & Kitchen um nichts nach. Köstlich! Abstecher ins Jenseits sind erwünscht. Im Wake House wird der irischen Tradition der Totenwache gehuldigt. Zeremonien und Bräuchen von der frühchristlichen Zeit bis in die Gegenwart, teils kurios, wird auf den Grund gegangen.
Museum in altem Almosenhaus
„Die Reise der Seele eines Verstorbenen dauert lange und muss gut organisiert sein, also nach bestimmten Regeln verlaufen. Zwischen Tod und Beerdigung kommen die Leute zusammen, erzählen Geschichten über den Toten, beten für ihn, trauern, feiern aber auch das Leben“, teilt der Hausherr mit. Uhren müssen stillstehen, Spiegel mit einem Tuch verhängt sein, um die Seele nicht zu verwirren.
Untergebracht ist das Wake-Museum in einem alten Almosenhaus aus 1478. Die ehemaligen Bewohner konnten ihren Unterhalt bezahlen, sie hatten dreimal pro Nacht für die Seelen ihrer Gönner und für verstorbene Bürger Fürbitten zum Himmel geschickt.
Von Juwelen der Botanik zu aufregenden Klippen
In vollen Zügen genießen lässt sich das Leben bei einem Ausflug mit dem E-Bike entlang der touristischen Eisenbahnlinie des Waterford Greenways, der sich durch das verträumte Suir-Tal schlängelt. Auf den Spuren duftender Schönheiten in einem märchenhaften Wald können Besucher in den Mount Congreve Gardens wandeln. In einer der größten privaten Pflanzensammlungen der Welt an den Ufern des gemächlichen Flusses Suir breitet sich eine üppige botanische Vielfalt aus, die ihresgleichen sucht.
„Besucher können in dieser ästhetischen Ruhe erholsame Kraft tanken“, betont Katie Murray-Hayden, die die Grafschaft Waterford wie ihre Westentasche kennt. Mit ihr geht es zum „Dunmore East Cliff Walk“. Eine zweistündige Wanderung auf Klippenpfaden an der steilen Küste gewährt eine atemberaubende Aussicht auf das offene Meer.
Waren Sie schon einmal „merry“?
Nicht nur ein Augenschmaus sind die Mahlzeiten in Merry’s Gastro Pub im Ferienort Dungarvan. Der lukullische Bogen spannt sich von geschmorten Rinderbacken über frischen Lachs bis zu feinem Meeresfrüchtekuchen.„Heute noch sagen Gäste, die etwas zu viel getrunken haben: Ich bin ,merry‘. Der Ausdruck, höflich gemeint,leitet sich vom Nachnamen der Familie ab, die vom Weinhandel gelebt hat“, wird an der Schank verraten.
115 Stufen bis zum Blick auf die keltische See
Schon von Weitem Eindruck macht das Hook Lighthouse an der Spitze einer Halbinsel in der Grafschaft Wexford. Vom berühmten Krieger William Marshal, Earl of Pembroke, im 13. Jahrhundert erbaut, um der Schifffahrt den Weg zu weisen, erfüllt das kolossale Bollwerk inmitten stürmischer Gezeiten bis heute seine ursprüngliche Funktion und gilt als einer der ältesten, intakten Leuchttürme der Erde.
Von erstaunlichen Orten und Sehenswürdigkeiten bis zu inspirierenden Landschaften – ein Besuch auf der grünen Insel strotzt vor Abenteuern und positiven Überraschungen stets aufs Neue.
Der Aufstieg über 115 Stufen lohnt sich. Sonnenstrahlen schlagen uns auf dem Balkon entgegen, der eine herrliche Aussicht bietet. Sanft umweht ein frischer Seewind jene sportlichen Besucher, die es auf 46 Meter über dem Boden geschafft haben. Bei gutem Wetter lässt sich vom höchsten Punkt aus das auf der gegenüberliegenden Seite der Einfahrt zum Waterford Harbour gelegene Fischerdorf Dunmore East sehen – Idylle pur à la Irland.
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