Glückliche Hühner

Grüne Wiese statt Käfig

Tierecke
27.03.2018 09:41

Eine Vorarlberger Bauernfamilie verzichtet auf Wachstum und setzt auf eine Landwirtschaft, die tier- und umweltfreundlich ist. Das Resultat: beste Eier von glücklichen Hühnern.

Man muss den Konsumenten echt ein Kompliment machen“, sagt Bertram Martin. Er lebt mit seiner Gattin Claudia und seinen Kindern auf einem Bauernhof unweit von Bregenz. Die Familie hat 3000 Legehennen, außerdem Rinder, Schafe und Bienen. Vor dem Stall ist eine riesige Wiese, auf der die Hühner jeden Tag die frische Luft genießen. Das ist aber nur möglich, weil es Menschen gibt, die bereit sind, etwas mehr für Freilandeier zu zahlen.

Freilandeier schon seit den 90er-Jahren
Es gäbe billigere und profitablere Haltungsformen. Allerdings zu Lasten der Tiere. Bei den Martins aber erkunden die Hennen ihre Umgebung und genießen Sonne und Auslauf auf saftig grünenWiesen. In den 90er-Jahren hat sich Familie Martin für die Eiererzeugung entschieden. „Wir wollten hochwertige Lebensmittel für die Menschen in unserer Region produzieren“, erzählt Bertram Martin. Und so war von Anfang an klar: Wenn, dann erzeugen wir Freilandeier." Das Risiko dabei: Wollen das auch die Konsumenten? Oder wünschen die sich zwar Hennen auf der grünen Wiese, kaufen dann aber doch wie so oft das billigste Produkt? Doch der Erfolg gab den Martins recht!

Viele Kunden und auch Schulklassen besuchen den Martinshof, um mit eigenen Augen zu sehen, wie die Tiere leben. „Das ist auch gut so“, sagt Bertram. Zu verstecken hat er auch nichts. Die Legehennen genießen die Frühlingssonne, picken im Gras oder laufen den Kindern entgegen, die ihnen Futter bringen. Gerade jetzt, nach dem Fipronil-Skandal in den Niederlanden und Belgien, sind österreichische Eier sehr gefragt. Inzwischen stehen sogar Hotels bei den Martins auf der Warteliste. Ungebremstes Wachstum wollen Claudia und Bertram Martin nicht, obwohl sie viel mehr Bio-Eier verkaufen könnten: „Wir wollen unseren Hof nicht vergrößern, unterstützen aber andere Bauern bei der Vermarktung hochwertiger und regionaler Lebensmittel.“ Bauern und Konsumenten profitieren, davon und die kleinbäuerlichen Strukturen bleiben erhalten.

Alles nachhaltig: vom Ei bis zur Verpackung
Bertram und Claudia Martin haben einen Hofladen und stellen selbst Nudeln her. Den Dinkel dafür beziehen sie ausschließlich von Vorarlberger Bauern. Fünf Landwirte haben dafür extra auf Biologisch umgestellt. Und auch bei der Verpackung, die ebenfalls aus der Region kommt, achtet man auf Nachhaltigkeit und verzichtet auf Kunststoff. Die Menschen, die im Hofladen einkaufen, sehen die Martins nicht nur als Kunden, sondern vor allem als Partner. Als Claudia und Martin eine Photovoltaikanlage auf dem Stalldach installierten, nahmen sie dafür keinen herkömmlichen Kredit auf. Stattdessen vergaben sie Beteiligungen an Kunden. Diese bekommen kein Geld zurück, sondern regelmäßig Produkte vom Martinshof zugestellt.

„Wir wissen schon, dass nicht die ganze Welt so denkt“, betont Bertram Martin. Er weiß um sein Glück, dass ihm Kunden den Mehraufwand für die teurere Produktion zahlen. Und dass immer mehr Menschen auf gesunde, regionale und tierfreundliche Lebensmittel Wert legen. Gleichzeitig ist ihm bewusst, dass es in der Lebensmittelproduktion oft nur um den Preis geht, auch bei uns in Österreich. 

Maggie Entenfellner, Kronen Zeitung

Eierproduktion
Von Hannes Royer
235! So viele Eier verdrückt statistisch jeder Österreicher pro Jahr. In Summe macht das insgesamt zwei Milliarden Eier! Jetzt werden viele, die nur ans sonntägliche Frühstücksei denken, skeptisch  sagen: „235 Eier, ich? Niemals!“ Allzu leicht vergisst man allerdings auf das „anonyme“ Ei, das sich in Nudeln, in Mehlspeisen, in Saucen oder auch in der  Rühreimischung in der  Gastronomie versteckt. Dieses anonyme Ei ist unseren Eierbauern ein Dorn im Auge. Warum?  Weil es als ungekennzeichnetes Ei auf kaum nachvollziehbaren Wegen in den heimischen Markt kommt. Meist aus der bei uns verbotenen Käfighaltung! Käfigeier sind nun mal billiger.  Statt auf Familienbetrieben, wie bei uns, werden diese in gigantischen Eierfabriken produziert.  Dass mithilfe von EU-Exportkreditgarantien eine riesige Legefarm in der Ukraine Millionen Käfig-Eier in die EU exportiert, empört unsere Bauern zu Recht. In einer einzigen ukrainischen  Farm werden mehr Hennen gehalten als in ganz Österreich! Sollte das nicht auch uns  Konsumenten empören? Einerseits „befreie“ ich mit meiner Kaufentscheidung bei den Frischeiern das Huhn aus der Käfighaltung. Andererseits „unterstütze“ ich das Käfigei unwissentlich durch den Kauf von Fertiglebensmitteln. Österreich hat mit Abschaffung der tierquälerischen Praxis der Käfighaltung als erstes Land weltweit  einen Meilenstein gesetzt.  Wir Österreicher sollten einen nächsten Schritt setzen. Fordern wir die Kennzeichnung von Haltungsform und Herkunft in verarbeiteten Produkten! Und greifen wir jetzt schon zu jenen, die das bereits vormachen! Mehr Infos: www.landschafftleben.at.

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