Neues Gesetz kommt

EU kämpft für ein völlig rauchfreies Europa

Ausland
12.10.2010 09:06
Warnhinweise, Verkaufsbeschränkungen und Preiserhöhungen: Im Kampf gegen das Rauchen greifen die nationalen Regierungen zu allen erdenklichen Mitteln. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was die EU jetzt plant. Gesundheitskommissar John Dalli kündigte an, dass der Staatenbund Nikotin-Süchtler über kurz oder lang nicht mehr dulden will. "Unser Ideal ist ein rauchfreies Europa", so der Malteser. Bei der Wahl der Mittel ist die EU nicht zimperlich.

Schon im August hatte Dalli mit radikalen Plänen auf sich aufmerksam gemacht. Damals forderte er, Zigaretten künftig nur noch in Einheitspackungen und ausschließlich "unter der Ladentheke" zu verkaufen (siehe Infobox). Damit soll den Tabakfirmen die Vermarktung ihrer Produkte erschwert werden. Doch in einem Interview mit der deutschen Zeitung "Die Welt" geht Dalli jetzt noch einen Schritt weiter. Auf lange Sicht soll der ganze Kontinent der Nikotin-Sucht entsagen.

Erreichen will Dalli dies unter anderem mit der neuen Tabakprodukt-Richtlinie, die 2012 vorgelegt werden soll. Schon jetzt sind einige Inhalte bekannt. Beispielsweise soll der Anteil der suchterzeugenden Stoffe in Zigaretten schrittweise verringert werden. Auch abschreckende Bilder auf den Packungen, beispielsweise Fotos von Krebsgeschwüren, sollen kommen.

Umfassendes Rauchverbot wird kommen
Doch das alles bringt natürlich nichts ohne ein umfassendes Rauchverbot, und zwar "in allen öffentlichen Räumen, Verkehrsmitteln und am Arbeitsplatz". Ausnahmen für bestimmte Gastronomiebetriebe hält Dalli für wenig sinnvoll, denn "es geht nicht nur um die Gesundheit der Raucher, sondern auch die der Angestellten".

Selbst spektakuläre Schauprozesse gegen prominente Raucher sind gemäß der neuen Richtlinie vorstellbar, hat die "Bild"-Zeitung herausgefunden. Vor allem dann, "wenn festgestellt wird, dass sich Personen bewusst über die Rechtsvorschriften hinweggesetzt haben und diese in der Gesellschaft bekannt sind, können die Behörden ihre Entschlossenheit und die Ernsthaftigkeit der Rechtsvorschriften unter Beweis stellen, indem sie mit rigorosen und zügigen Maßnahmen reagieren und dabei die größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit erregen".

Pro Jahr 650.000 Nikotin-Tote in der EU
Pro Jahr sterben laut Dalli 650.000 Europäer durch das Rauchen. Durch Folgeerkrankungen des Rauchens werde das Gesundheitssystem außerdem mit Milliardenbeträgen belastet. Dass ein Rauchverbot wie im Falle von Beislbetreibern oder auch Tabakproduzenten massive wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen kann, lässt Dalli nicht gelten. "Es kann nicht sein, dass der wirtschaftliche Vorteil wichtiger ist als die Gesundheit der Menschen." 

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