Völlig überraschend

Affäre mit seiner Biografin? CIA-Boss Petraeus tritt ab

Ausland
10.11.2012 09:31
Der Chef des US-Geheimdienstes CIA, David Petraeus, ist völlig überraschend wegen einer außerehelichen Beziehung zurückgetreten. In einer Erklärung an die Mitarbeiter der CIA teilte Petraeus am Freitag mit, er habe mit der Affäre "sehr schlechtes Urteilsvermögen" an den Tag gelegt. Bei seiner Geliebten soll es sich um die Autorin Paula Broadwell handeln (Bild rechts), berichtete CNN. Broadwell hatte die Biografie des Generals verfasst. Das FBI habe Ermittlungen wegen möglicher Sicherheitsrisiken eingeleitet.

"Nach mehr als 37 Jahren Ehe habe ich ein äußerst schlechtes Urteilsvermögen an den Tag gelegt, indem ich eine außereheliche Beziehung einging", erklärte Petraeus. "Ein derartiges Verhalten ist inakzeptabel, sowohl als Ehemann als auch als Führer einer Organisation wie der unseren", schrieb er. Am Donnerstagnachmittag habe er daher Präsident Barack Obama um seine Entlassung gebeten. Petraeus' bisheriger Stellvertreter Michael Morell soll ihn interimistisch ablösen.

"Hat unser Land sicherer und stärker gemacht"
Obama nahm den Rücktritt daraufhin am Freitag an und dankte dem früheren Oberbefehlshaber in Afghanistan und im Irak für seine "außerordentlichen Dienste". Petraeus sei einer der "herausragenden Generäle" seiner Generation gewesen. Als CIA-Direktor habe der 60-Jährige seinen jahrzehntelangen Dienst für die USA mit "intellektueller Präzision, Hingabe und Patriotismus" fortgesetzt, lobte der Präsident. Petraeus habe "unser Land sicherer und stärker" gemacht.

"Meine Gedanken und Gebete sind bei Dave und Holly Petraeus, die durch ihre eigene Arbeit so viel für die Familien unseres Militärs gemacht hat", erklärte Obama. "Ich wünsche ihnen nur das Beste in dieser schwierige Zeit."

Ermittlungen des FBI gegen Petraeus' Biografin
Laut CNN habe die US-Bundespolizei FBI einen Tipp erhalten, dass Petraeus außereheliche Geliebte seine Biografin Paula Broadwell gewesen sein soll. Es seien deshalb Ermittlungen gegen die Autorin wegen möglicher Sicherheitsrisiken eingeleitet worden, berichtete der US-Sender am Samstag unter Berufung auf US-Beamte. Paula Broadwell soll versucht haben, Petraeus' E-Mails mit vertraulichen Informationen zu lesen. Broadwell hat in der Biografie "All In" viele Details über Petraeus veröffentlicht.

Antiterrorberater als möglicher Nachfolger
Als möglicher Nachfolger Petraeus' komme Obamas Antiterrorberater John Brennan infrage, sagte der ehemalige CIA-Beamte Bruce Riedel von der Denkfabrik Brookings Institution der Nachrichtenagentur AFP. Dieser sei reich an Erfahrungen und genieße das Vertrauen des Präsidenten. Brennan sei bereits in der Vergangenheit für den Posten des CIA-Direktors genannt worden, sagte Riedel.

Unklar bleibt weiterhin, ob der Rückzug des Generals tatsächlich nur aus persönlichen Gründen erfolgte, denn Petraeus war zuletzt massiver Kritik an seiner Reaktion nach dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi, bei dem unter anderem der US-Botschafter ums Leben kam, ausgesetzt gewesen. Petraeus sollte in der kommenden Woche im Kongress dazu befragt werden.

"Petraeus ist kein Sündenbock für Bengasi"
Die Geheimdienst-Expertin der Demokraten, Dianne Feinstein, hat politische Hintergründe den Rücktritt ausgeschlossen. Der Streit um fehlerhafte CIA-Informationen über die Ermordung des US-Botschafters in Bengasi habe damit nichts zu tun, sagte die Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses. "Die Leute werden sagen, dass Petraeus ein Sündenbock für Bengasi ist. Aber das ist absolut falsch", sagte Feinstein nach Angaben des Senders CNN. "Nach allem was ich weiß, war es ein unerhörter persönlicher Fehltritt."

Schlampige CIA nach Bengasi-Anschlag?
Nach dem Anschlag auf das US-Konsulat am 11. September in der libyschen Stadt Bengasi hatte die CIA Präsident Obama angeblich unzutreffend über die Hintergründe des Attentats informiert. Der Anschlag, bei dem der US-Botschafter und drei weitere Amerikaner getötet worden waren, war später zum Wahlkampfthema geworden. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney warf Obama Fehleinschätzung und Irreführung vor.

Nach dem Anschlag in Bengasi hatte die CIA Obama tagelang versichert, die Attacke sei aus einer spontanen Protestaktion erwachsen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich aber um einen geplanten Terroranschlag von islamischen Extremisten am Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001. CIA-Kreise hatten sich damit gerechtfertigt, dass ihre Angaben zum damaligen Zeitpunkt dem Kenntnisstand entsprachen.

Vom Kriegsschauplatz an die CIA-Spitze
Petraeus war im September 2011 als CIA-Chef auf Leon Panetta gefolgt, der an die Spitze des Verteidigungsministeriums wechselte. Zuvor hatte der General als Oberbefehlshaber der internationalen und US-Truppen in Afghanistan gedient. Vor der Aufgabe am Hindukusch hatte Petraeus den US-Einsatz im Irak geführt.

Der Chef des Nationalen Geheimdienstes (DNI), James Clapper, sagte, Petraeus' Rücktritt sei der "Verlust eines unserer am meisten respektierten Staatsdiener". Der Senator John McCain, der Petraeus' Strategie einer Truppenaufstockung im Irak massiv unterstützt hatte, sagte, der General werde in einer Reihe mit den "größten amerikanischen Militärhelden" stehen.

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