Anschlag in Ankara
Bruder von IS-Attentäter im Visier der Ermittler
Am Samstagmorgen waren bei einer regierungskritischen Friedensdemonstration vor dem Hauptbahnhof in Ankara zwei Sprengsätze detoniert. Offiziellen Angaben zufolge kamen mindestens 95 Menschen bei den Explosionen ums Leben, mehr als 240 Menschen wurden verletzt. Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP sprach am Sonntag gar von 128 Toten und mehr als 500 Verletzten.
Zu der Tat, dem schwersten Anschlag in der Geschichte der Türkei, bekannte sich bislang niemand. Die Regierung verdächtigt sowohl die Kurdische Arbeiterpartei PKK als auch die Extremistenmiliz IS oder die linke Untergrundorganisation DHKP-C. Die prokurdische Partei HDP beschuldigte dagegen die islamisch-konservative Regierungspartei AKP, ihre Finger im Spiel zu haben, um ihre Position vor der Parlamentswahl zu stärken.
Sprengsätze gleichen Bombe von Suruc
Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, die in Ankara verwendeten Sprengsätze glichen jener Bombe, mit der ein Selbstmordattentäter im Juli mehr als 30 Menschen in der Stadt Suruc an der syrischen Grenze getötet hatte. Für den Anschlag von Suruc hatte die türkische Regierung den IS verantwortlich gemacht. Die Zeitung "Cumhuriyet" meldete unter Berufung auf Augenzeugen, dass am Samstag in Ankara vor der ersten Explosion der Ruf "Gott ist groß!" zu hören gewesen sei.
Die Zeitung "Habertürk" meldete am Sonntag, die Polizei betrachte den Bruder des Attentäters von Suruc als Hauptverdächtigen. Eine Sonderkommission aus rund 100 Beamten werte Spuren wie DNA-Proben der Leichen der mutmaßlichen Selbstmordattentäter sowie Bilder von Überwachungskameras aus.
Brüder sollen beim IS Bombenbau gelernt haben
Laut "Habertürk" könnte der 25-jährige Yunus Emre Alagöz einer der beiden Selbstmordattentäter gewesen sein. Alagöz' Bruder Seyh Abdurrahman hatte sich am 20. Juli in Suruc in die Luft gesprengt. Die Brüder hatten sich Medienberichten zufolge in Syrien dem IS angeschlossen und den Bau von Bomben erlernt. In der Türkei sollen sich laut "Habertürk" derzeit noch fünf weitere potenzielle Selbstmordattentäter des IS aufhalten.
In Ankara gedachten indessen am Sonntag zahlreiche Menschen der Opfer des Anschlags. Nach Schätzungen versammelten sich rund 1000 Menschen auf dem Sihhiye-Platz, wie auf Fernsehbildern zu sehen war.
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