Sicher im Hafen

“Costa”-Passagier nach Ankunft: “Es war schrecklich”

Ausland
01.03.2012 10:46
Die Tortur für mehr als 1.000 Menschen, darunter 97 Österreicher, an Bord des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Allegra" hat nach drei Tagen ein Ende. Der Luxusliner dockte am Donnerstagmorgen im Hafen der Seychellen-Hauptinsel Mahe an. "Es war schrecklich", sagte einer der völlig erschöpft wirkenden Passagiere (kl. Bild) nach dem Verlassen des Schiffs. Vor allem die hygienischen Zustände an Bord seien eine Katastrophe gewesen.

Das Rote Kreuz hatte im Hafen Zelte aufgebaut, um die Menschen versorgen zu können. "Wir sind hier, um Wasser und psychologische Unterstützung anzubieten, weil sich die Passagiere in einer sehr stressigen Situation befanden", sagte eine Rotkreuz-Mitarbeiterin.

Seit ein Brand am Montag zum Ausfall der Maschinen und der Stromversorgung geführt hatte, saßen die Passagiere auf dem Luxusliner fest. Die Menschen hatten wegen der schwülen Hitze die Nächte an Deck verbracht, da die Klimaanlagen durch den Brand außer Betrieb gesetzt waren und die Temperaturen in den Kabinen einem der Passagiere zufolge auf knapp 48 Grad Celsius kletterten. Die Menschen wurden von Hubschraubern aus mit Nahrung, Telefonen und Taschenlampen versorgt.

Im Schlepptau nach Mahe gebracht
Im Schlepptau eines Hochsee-Fischtrawlers und zweier weiterer Kähne wurde die "Costa Allegra" schließlich nach Mahe gebracht. Eigentlich hätte die 26-Tage-Seereise von Mauritius über Madagaskar durch den Suezkanal bis Savona in Italien führen sollen. Da dies nun nicht mehr möglich ist, haben die Gäste das Angebot bekommen, ihren Urlaub auf den Seychellen fortzusetzen, teilte das italienische Unternehmen Costa Crociere am Mittwochabend mit. Die 627 Passagiere des Luxusliners erhalten außerdem den doppelten Preis der Kreuzfahrt als Entschädigung zurück.

Rund 376 Personen haben die Offerte angenommen, den Urlaub auf den Seychellen fortzusetzen. Diese Gäste werden auf Kosten der Reederei die Zeit in Top-Hotels auf verschiedenen Seychellen-Inseln verbringen. Danach wolle sich Costa Crociere auch um den Rückflug seiner Kunden kümmern. Die restlichen 251 Gäste hätten sich laut dem Unternehmen dafür entschieden, direkt von Mahe nach Hause zu fliegen, darunter auch etwa 35 der 97 Österreicher.

Costa-Reederei muss um Zukunft bangen
Indes bangt die Reederei Costa Crociere um ihre Zukunft. Der neuerliche Unfall nach dem katastrophalen Unglück der "Costa Concordia" vor der Toskana am 13. Jänner mit 25 Todesopfern und sieben Vermissten könnte für die Kreuzfahrtgesellschaft mit Sitz in Genua das Ende bedeuten.

Auch Genuas Politiker bangen um die Zukunft der Reederei, die 20.000 Personen beschäftigt und einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro generiert. In der Genueser Ortschaft Sestri Levante wurden die neuesten Costa-Schiffe gebaut. Genuas Bürgermeisterin Marta Vincenzi erklärte sich mit dem Unternehmen solidarisch: Costa sei eine große italienische Gesellschaft, die wieder das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen werde.

Auch Costa-Crociere-Geschäftsführer Pierluigi Foschi zeigte sich am Donnerstag optimistisch: "Unsere Gesellschaft ist solide, es gibt von diesem Standpunkt keine Gefahr."

Costa-Erbe über Unfallserie
Fast verzweifelt zeigte sich hingegen Nicola Costa, ehemaliger Präsident von Costa Crociere und Erbe der Familie, die die Reederei 1854 gegründet hatte. "Ich hätte niemals gedacht, dass sich ein Unglück wie jenes der 'Costa Concordia' jemals hätte ereignen können. Und jetzt kommt noch der Unfall der 'Costa Allegra' hinzu", sagte Costa am Donnerstag im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica".

Costa: "Auf den Schiffen steht unser Name, und ich bin sicher, dass die Marke weiter bestehen wird. Es hat sich aber alles geändert, nicht nur die Größe der Schiffe, die immer mehr wächst, sondern auch der Druck der Medien. Alles ist größer, gigantischer geworden."

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