Nach Verbrennung

Imam fordert brutalste Strafe für IS-Henker

Ausland
04.02.2015 20:42
Die in der islamischen Welt viel geachtete Azhar-Universität in Kairo hat die Verbrennung des jordanischen Kampfpiloten Mouath al-Kasaesbeh durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) scharf verurteilt. Der IS sei eine "teuflische" Organisation, die einen Krieg gegen Gott führe, sagte der einflussreiche Imam Ahmed al-Tajib in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. Ihre Barbarei werde von Gott nicht anerkannt. Für die Henker des Jordaniers forderte Tajib die "höchstmögliche Strafe".

Man müsse die Terroristen auf gleiche Weise bestrafen - Kreuzigungen und Verstümmelungen inbegriffen. Die IS-Extremisten hatten am Dienstag im Internet ein Video veröffentlicht, das die Verbrennung des jordanischen Piloten bei lebendigem Leibe zeigt.

Obwohl sich die Dschihadisten auf islamische Rechtsprechungen beriefen, gebe es keinerlei Grundlagen, die diese Art der "Strafe" rechtfertigen, sagte Tajib, der sich als Imam der Azhar-Moschee an der Rechtssprechung für Millionen sunnitischer Muslime beteiligt. "Das ist ein bösartiger Akt, der von allen Religionen abgelehnt wird. Nur Gott quält mit Feuer." Der Imam sprach dem jordanischen König Abdullah II. und der jordanischen Bevölkerung sein Beileid aus.

Jordanische Regierung ließ zwei Dschihadisten hinrichten
Die jordanische Regierung übte bereits auf ihre Art Vergeltung für die Hinrichtung des Piloten, der laut dem Staatsfernsehen bereits am 3. Jänner und damit wenige Tage nach seinem Absturz in Syrien getötet worden war: Die Irakerin Sajida al-Rishawi, die der IS freipressen wollte, und das Al-Kaida-Mitglied Ziyad Karboli wurden am frühen Mittwochmorgen exekutiert. Auch weitere inhaftierte Dschihadisten sollen hingerichtet werden.

Während Enthauptungsvideos im globalen Propagandakampf der Extremisten mittlerweile traurige Banalität erreicht haben, soll mit dem Verbrennungsvideo eine neue "mediale Eskalation" erreicht werden. Laut Experten wurde vor allem ein Signal ausgeschickt: Jeder, der sich am Kampf der Anti-IS-Allianz beteiligt, wird denselben Tod erleiden wie Vertreter des IS selbst. Für den Islamwissenschaftler Thomas Pierret soll der Scheiterhaufen eine Antwort auf die Luftschläge durch Kampfjets sein.

Streit unter Muslimen: Ging der IS mit Verbrennung zu weit?
Aber vielleicht ist der IS mit dem jüngsten Hinrichtungsvideo selbst für Sympathisanten zu weit gegangen. Islamgelehrte meinten, dass die im Video eingeblendete Koranverse verdreht würden. Zugleich verweisen die Theologen auf einen überlieferten Ausspruch des Propheten Mohammed, in welchem er die Folter und auch die Tötung mittels Feuer untersagt. Hassan Hassan, Islamexperte am Delma-Institut in Abu Dhabi, ergänzte, selbst die jordanischen Salafisten hätten am Mittwoch in einer Erklärung zwar nicht den Tod des Kampfpiloten bedauert, aber die Art seiner Hinrichtung verurteilt.

Terrormiliz zeigte in Raqqa Video auch auf Großbildleinwand
Der IS hat das Video der brutalen Hinrichtung übrigens in seiner nordsyrischen Hochburg Raqqa auch auf einer Großbildleinwand ausgestrahlt und dazu im Internet einen neuen Clip veröffentlicht. Dieser zeigt Männer, die "Allahu akbar" rufen, als der Pilot in Flammen aufgeht. "Das ist das Schicksal eines jeden, der Muslime angreift", sagt einer der interviewten Zuschauer. Ein anderer Mann erklärt, Kasaesbeh habe Kinder von Muslimen bombardiert und den Tod durch Verbrennung verdient. Auch ein etwa zehn Jahre alter Bub wird befragt. Er sei sehr glücklich, sagt er. "Ich hätte ihn mit meinen eigenen Händen verbrannt."

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