Das freie Wort

Größenwahn oder Ehrfurcht vor der Natur

Ich möchte in meinem Leserbrief zwei völlig unterschiedliche Lebensweisen gegeneinanderstellen, um die Leser anzuregen, darüber nachzudenken, welche für unsere und die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder die richtigere ist. Da gibt es auf der einen Seite Dubai in den Vereinigten arabischen Emiraten, eine Stadt, die nicht jährlich, monatlich oder wöchentlich wächst, nein, sie wächst, laut den stolzen Angaben ihrer Stadtväter, stündlich. Durch die Tausenden Milliarden, die durch die reichen Ölvorkommen in dieser Region in die Kassen der Herrscherfamilien gespült werden, wurde es möglich, eine Millionenstadt aus dem Wüstensand zu stampfen. Wo früher ein Fischerdorf stand, findet man heute das Burj Khalifa (das größte Gebäude der Welt), künstlich angelegte Inseln, das größte Einkaufszentrum und das luxuriöseste Hotel der Erde. Im größten Hallen-Schnee-Resort der Welt können sich 1500 Skifahrer gleichzeitig am Wintersport erfreuen. Täglich werden 6000 Tonnen Kunstschnee erzeugt, es schneit also in der Nacht im oft über 40 Grad heißen Dubai. Lassen Sie uns nun gedanklich den Indischen Ozean in südöstliche Richtung nach Australien durchqueren. Hier treffen wir in der Mitte des Kontinentes auf den Ayers Rock, der von den Aborigines Uluru genannt wird. Dieser riesige Felsen, der sich 348 Meter über der Dünenlandschaft Zentralaustraliens abhebt, ist für die Ureinwohner ein mystischer Ort, wo alle Traumzeitreisen enden. Die Aborigines verehren demütig diesen Ort und leben nach den Gesetzen der Natur so wie ihre Urahnen. Sie verbieten den Touristen, gewisse Stellen aus Achtung vor der Vergangenheit zu fotografieren, sie verzichten auf die kommerzielle Nutzung dieses Naturwunders. Erkennen wir in diesen beiden Philosophien uns selbst, welche sollte uns näher sein? Jene, die uns selbst und den Planeten durch grenzenloses Ausbeuten krank macht, oder jene, die mit der Natur sehr vorsichtig und voller Achtung umgeht? Immer dann, wenn ich von den neuen Rekorden der Bauvorhaben in Dubai lese, fällt mir Atlantis ein, da war doch etwas! Wir sollten darüber nachdenken, ob der Weg des Raubtierkapitalismus, den wir durch die Globalisierung gehen, der richtige ist.

Peter Blaschek, Wien

Erschienen am Mo, 18.2.2019

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