Elena stammt aus dem reichen, heißen Zypern. Doch die "Amazone" verschlug es ins wilde Thrakien und Ostmakedonien im Norden des griechischen Festlandes. Sie führt Abenteuerlustige mit Kanus durch den Nestos-Fluss und auf Trekkingtouren über einsame Pfade. Lautlos gleiten auf kühlendem Wasser. Vorbei an Vogelkolonien, schroffen Höhlen, tanzenden Libellen und Sandbuchten.
Über der grünen Schlucht: bewaldete Hänge, herbe Pässe sowie ursprüngliche Siedlungen, geprägt vom Charme des Verfalls. Die Landbevölkerung hat es in die Städte gezogen. Die Natur eroberte die Landschaften zurück, Ziegenherden, Fernwanderwege, wilde Pferde, die im Gebiet von Paranesti freigelassen wurden.
Griechenland bietet gleich nach der Grenze zu Bulgarien sogar ein Mini-Skigebiet am Berg Falakros. Und zieht im Sommer exzentrische Naturliebhaber aus Großbritannien an. Rund um das Dorf Wolakes steht im Juli eine der seltensten Wiesenblumen für zwei Tage in voller Pracht, dann entpuppt sich ein ebenso rarer Falter. Wer diese Schmetterlingsafari erleben will, muss aber viel Glück haben, um die Blüte nicht zu verpassen.
Thrakien und Ostmakedonien zeigen echtes Alltagsleben
Dreh- und Angelpunkt ist die Hafenstadt Kavala. Sehenswert das Viadukt, das sich auf den Festungshügel spannt - vom Wehrturm bietet sich ein umwerfender Blick. Zum Staunen auch die Pracht eines privaten Luxushotels des Exil-Königs von Ägypten. In der spröden Tabakpflanzer-Metropole Xanthi erinnern an den Reichtum der Plantagen vor dem Niedergang durch US-Importe in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kleine, aber schmucke Bürger-Paläste. Manche tophergerichtet, andere geknickt unter der Last der Zeit. Doch in die Geschichte ging das Städchen durch den Komponisten Manos Chatzidakis ein - aus seiner Feder stammen Ohrwürmer (interpretiert von Melina Mercouri) wie "Weiße Rosen aus Athen" "Kinder von Piräus" oder "Ein Schiff wird kommen". Sein Haus in Xanthi beherbergt jetzt ein Musikmuseum.
Im Herzen Ostmakedoniens
Ein Abbild der Entwicklung der letzten Jahren bietet das fast sprichwörtliche Städtchen Drama im Herzen Ostmakedoniens: Graffiti, eine kleine Einkaufsmeile und ein verwunschen anmutender Wasserpark laden kurz zum Verweilen ein. Und bei Philippi steigt aus dem Sternenstaub der Geschichte die Doppelschlacht um die Vorherrschaft in Rom empor: Hier siegten 42 v. Chr. die römischen Triumvirn Marcus Antonius und Octavian (der spätere Kaiser Augustus) in zwei Treffen über die Anhänger der Republik, Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longnus, die auch zu den Anführern des Attentats auf Gaius Iulius Caesar gezählt hatten.
Aber auch jene Felshöhle ist zu besichtigen, in die der Apostel Paulus hineingeworfen wurde und sich wie durch ein Wunder befreien konnte, weil ein Beben die Gefängnismauern öffnet. Um 49/50 nach Christus gründete der Heilige mit seinem Begleiter Silas in Philippi eine christliche Gemeinde, die erste in Europa. Die Spuren seines großen Wirkens sind in den antiken Ausgrabungen und im Taufbecken der Lydiakirche Loutra Lydias weiter allgegenwärtig.
Die Entdeckung von Thassos
Ausgiebiges Baden und griechisches Inselflair lassen sich auf Thassos erleben. Der Mythologie zufolge führte eines der vielen Liebesabenteuer des Zeus, des Göttervaters der alten Griechen, zur "Entdeckung" von Thassos. In jener Zeit war Agenor König des östlichen Phöniziens und hatte eine wunderschöne Tochter namens Europa, die einem ganzen Kontinent den Namen gab. Zeus verwandelte sich in einen prächtigen Stier und entführte Agenors Tochter Europa nach Kreta.
Florian Hitz, Kronen Zeitung
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