"Einmarsch 2015!" steht auf dem neuen "Uhrturm", der Postille der Grazer FP. Gemeint sind die Flüchtlinge. Gemeint sind auch die Flüchtlinge, wenn man im Inneren dieses Machwerks weiterliest (sofern man sich das antun will).
"Es ist Krieg!", steht da. Oder: "dieser Aufmarsch von Invasionskräften ist kein Zufall." Oder: "Ein verlumpter, verdreckter und abgerissener Menschenzug zieht gegen Germany." Von "Okkupation im Mantel eines Armenzugs" ist die Rede. Auch von "sogenannten Flüchtlingen" und von einem "apokalyptisch anmutenden Menschenzug." Von "Linksfaschisten in SA-Manier" wird da geschrieben (gemeint sind die linken Demonstrierer an der Grenze).
Wo der Teufel nicht selbst hin will, schickt er einen Pfaffen oder ein altes Weib" kann man zwischen den Fotos des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck (ein ehemaliger Pastor) und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel lesen.
Die Grazer Blauen von Mario Eustacchio lassen jegliche Hemmungen fallen, hetzen mit perfider Kriegsrethorik und dumpfen Witzchen und überschreiten so eine Grenze.
Nun gibt es vieles und zu Recht zu kritisieren an der aktuellen Flüchtlingspolitik. Dass sich etwa der österreichische Rechtsstaat ad absurdum führt, wenn Tausende über die Grenze marschieren und keiner weiß: Wer sind die? Wohin gehen die? Man muss auch eine Lösung finden, weil eben nicht nur Kriegsflüchtlinge kommen. Diese Lösung kann wohl nur so aussehen, dass jene, die nicht wirklich um ihr Leben fürchten müssen, wieder abgeschoben werden.
Völlig inakzeptabel ist es auch, wenn vermummte linke Berufsdemonstrierer mit Latten auf Andersdenkende losgehen.
Wenn aber Flüchtlinge pauschal als fremde Armee dargestellt werden, dann ist das dumm - und vor allem gefährlich. Dies ist eine Menschenhatz, die nicht geduldet werden darf!
Und weitergedacht: Sind die Österreicher, die Mitleid mit Flüchtlingskindern haben und helfen wollen, in den Augen der Grazer Blauen Volksverräter?
FP-Chef Eustacchio steht zu jedem Wort im "Uhrturm": "Wir spitzen zu, um Probleme aufzuzeigen. Sprache wird härter, die Zeiten werden härter, auf der Straße wird es härter."
Möglich, dass die Zeiten härter werden - und gerade deswegen brauchen wir keinen Politiker, der zündelt und besorgte und zornige Bürger aufstachelt. Wir brauchen differenzierte Lösungen!
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