"Hürden nur im Kopf"

Extrem: Marathon mit zwei Beinprothesen

Sport
12.03.2015 10:53
Ausnahmesportler Erich Artner inspiriert, motiviert und lässt die Zuschauer auszucken – denn er läuft ohne Beine.

"Wenn ich auf den Heldenplatz abbiege, darauf freue ich mich!" Die Augen von Erich Artner leuchten. Dabei kann er erahnen, was ihn – obwohl rund 90 Minuten nach dem Sieger – beim Ziel-Einlauf des Wien-Marathons am 12. April erwartet: Standing Ovations, frenetischer Jubel, staunende Blicke. "Ein Mix aus Mitleid und Bewunderung. Bei mir zucken die Leute aus." Denn der 41-Jährige läuft ohne Beine. Falsch, er läuft mit Prothesen, also Carbon-Federn.

"Hat noch niemand überlebt"
Rückblick: Weihnachten 1989, damals ereilte den 15-jährigen Westwien-Handballer die Horror-Diagnose: Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom, eine bakterielle Blutvergiftung. "In dem Stadium hat das noch keiner überlebt", erfuhr Artner im Nachhinein von den Ärzten. Die zum Glück irrten. Artner verlor allerdings seine beiden Unterschenkel.

Ohne Beine zum Ironman
"Mehr war ich nicht bereit, der Krankheit abzugeben", kann er heute locker darüber sprechen. Und das soll er auch. "Ohne Beine zum Ironman" lautet der Slogan seines Mutmacher-Vortrags, den er vor großen Firmen hält. Denn seine Geschichte bewegt, motiviert. "Über den Sport habe ich mir mein Selbstvertrauen zurückgeholt. Man kann alles erreichen, wenn man es will. Hürden gibt es nur im Kopf." Artner begann mit dem Lauftraining, verfiel dem Triathlon, absolvierte letztes Jahr sogar den Ironman in Kärnten in 12:12:03 Stunden. Inklusive Prothesen-Wechsel. "Emotional war das für mich unglaublich."

Ähnliches erhofft er sich jetzt auch in Wien. Es ist zwar nicht sein erster Marathon, aber seine Premiere in der Heimat. "Der April-Termin war bislang für mich unglücklich. Aber der milde Winter macht’s möglich", grinst der zweifache Familienvater. Denn auf Schnee und Eis kann er nicht trainieren. Zu gefährlich, kein Halt.

Dabei ist die Strecke (ohne Kopfsteinpflaster) in Wien ideal. "Ich spüre mit der Prothese jeden Kieselstein", schildert der Versicherungs-Makler. "So komme ich schwer in den Flow."

Leute inspirieren
Aber unter 3:45 Stunden will er den Heldenplatz erreichen. Und dabei die Leute inspirieren. So wie den jungen, selbst beinamputierten Moritz, der ihn einst nach einem Halbmarathon in Zell ansprach: "Jetzt sind wir befreundet, läuft er selbst", ist Artner stolz. Auch darauf, dass Estée Lauder für jeden seiner Marathon-Kilometer Geld für die Krebsstiftung Pink Ribbon spendet.

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(Bild: KMM)



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