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Wenn Zukunft am Arbeitsmarkt zur Sprachfrage wird

Wien
22.10.2025 19:00

In Österreich fehlen Fachkräfte, während viele Jugendliche keinen Zugang zum Arbeitsmarkt finden. Besonders Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund scheitern oft. Doch gerade hier schlummert ungenutztes Potenzial. Die Karriereplattform des ÖIF bietet Abhilfe. 

Wo sonst Staatsgäste empfangen werden, blitzen heute Werkzeuge, Laptops und Uniformen: Österreichs größte Karriereplattform zeigt, wie greifbar Zukunft sein kann – und wie dringend das Land seine jungen Fachkräfte braucht. Mehr als 6500 Jugendliche kamen am Mittwoch nach Wien, viele mit Migrationshintergrund, manche mit unklaren Plänen, um sich bei 70 Betrieben und Institutionen über Berufe zu informieren.

Darum hapert es am Arbeitsmarkt 
Zwischen Polizei, Post, Siemens, PORR und Bundesheer wird gefragt, gestaunt und gelacht. Lehrerin Sigrid Buchhas-Lampinen von der Fachmittelschule 15 ist bereits zum zweiten Mal mit einer Klasse dabei. Sie kennt die Herausforderungen, viele Kinder mit Migrationshintergrund. Sie weiß, wie schwer Berufsorientierung sein kann, wenn zu Hause kaum Deutsch gesprochen wird.

„Viele Eltern können ihre Kinder nicht unterstützen. Hier sehen sie selbst, was möglich ist. Das macht Mut.“ Einer ihrer Ex-Schüler, erzählt sie, fand dank dieser Messe eine Tischlerlehre und „ist überglücklich im ersten Berufsjahr“.

„Krone“ hat sich umgehört
Das sagen Lehrer und Schüler

Viele Schüler haben Talent, aber sie scheitern an der Sprache. Die Unterstützung durch die Eltern bleibt aufgrund von Sprachbarrieren oft auf der Strecke. Das übernehmen nun oft wir.

Sabine Buchhas-Lampinen, Lehrerin

Ich bin froh, dass wir hier einen ganzen Vormittag Zeit haben, um verschiedene Berufe kennenzulernen. Das ist wirklich spannend. Im Moment schlägt mein Herz aber für den Beruf der Zahnarztassistentin.

Liali, Schülerin

Ich möchte nach der Schule eine Lehre machen – vermutlich etwas im Office-Bereich. Ich habe auch bereits meine Fühler ausgestreckt und tendiere zu einer Karriere im Lebensmittelhandel.

Melanija, Schülerin

Bildung und Beruf als Chance für Zukunft
Zwischen historischen Mauern und Zukunftsmodellen mischen sich Personalchefs, Lehrlinge und Minister. Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) betont: „Bildung und Arbeit sind der Schlüssel für ein gutes Leben – und auch für gelungene Integration.“

Und Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) ergänzt: „Die Lehre ist eine essenzielle Säule unseres Bildungs- und Wirtschaftssystems.“ Aufholbedarf sieht er nicht nur beim Spracherwerb, sondern auch bei Grundlegendem wie etwa Mathematik.

Dass die Theorie bei der Karriereplattform schnell zur Praxis wird, zeigen Stände wie jener von Siemens. Lehrlingsbeauftragte Sabine Piry: „In Wien bekommen wir viele Bewerbungen, aber die Qualität schwankt. Wir achten darauf, dass Jugendliche sich wirklich mit dem Beruf auseinandersetzen.“

Sabine Piry und Rebecca Sakka von Siemens beraten junge Interessierte.
Sabine Piry und Rebecca Sakka von Siemens beraten junge Interessierte.(Bild: Philipp Stewart)

Noch viel ungehobenes Potenzial für Arbeitsmarkt
Daneben lockt die Bauwirtschaft. Aneta Policarpová, Lehrlingsmanagerin bei PORR, sucht österreichweit Nachwuchs: „Wir bieten über 20 Lehrberufe an – vom Tiefbau bis zur Bürokauffrau. Mehr als 400 Lehrlinge aus 20 Nationen arbeiten bei uns.“ Integration sei gelebte Realität, sagt sie: „Wenn der Wille da ist, findet man einen Weg.“

Aneta Policarpová, Lehrlingsmanagerin bei PORR, mit Lehrling Theodora
Aneta Policarpová, Lehrlingsmanagerin bei PORR, mit Lehrling Theodora(Bild: Philipp Stewart)

Breit aufgestellte Initative
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) hat mit dem Bundesheer, der Stadt Wien und der Bildungsdirektion ein Programm auf die Beine gestellt, das Theorie, Praxis und Erlebnis verbindet. „Arbeit schafft Zukunft“, sagt ÖIF-Direktor Franz Wolf. „Lehrberufe sichern unseren Wohlstand – und eröffnen jungen Menschen echte Chancen.“ Auch die Zahlen sprechen dafür: Zwei Drittel aller Mangelberufe können durch eine Lehre erlernt werden. Gerade Jugendliche mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft sind noch unterrepräsentiert – ihr Potenzial ist riesig. 

Kommentar von Wien-Resort-Chef Michael Pommer
Frau K.

Ich gebe zu, Frau K. tut mir persönlich leid. Sie ist aus dem Sudan nach Wien geflohen. Gewalt durch Krieg und Milizen, Hungersnöte, nicht einmal für Babys gibt es genug zu essen, überall Elend. Ein Höllen-Land. Man kann es ihr nicht verübeln, dass sie ein Leben will, so wie wir es führen – in Frieden und größtenteils in Sicherheit.

Frau K. saß in einem ORF-Beitrag vergangene Woche in ihrer Küche und beklagte die Sparpläne der Stadt Wien. Sie ist eine subsidiär Schutzberechtigte. Heißt: Ihr Asylantrag wurde mangels Verfolgung abgewiesen, aber weil ihr Leben in ihrer Heimat bedroht ist, darf sie vorerst bleiben. Bislang erhielt Frau K. 1200 Euro Mindestsicherung. Aber Wien muss sparen und so werden ihr und 10.000 anderen Flüchtlingen die Sozialleistungen auf das Niveau der Grundversorgung gekürzt – wie es in sieben anderen Bundesländern längst der Fall ist.

Ab 2026 gibt es für K. nur noch 460 Euro. Im Interview beklagt sie die Kürzungen, sie weiß nicht, wie sie davon leben soll. Die Sudanesin sagt es auf Englisch, denn obwohl sie seit vier Jahren im Land ist, reicht es wohl nicht für ein einfaches Gespräch am Frühstückstisch. Frau K. ist verpflichtet, an den gesetzlich vorgesehenen Integrationsmaßnahmen teilzunehmen, und braucht dennoch einen Dolmetscher. Ohne Deutsch kein Job. Auf einen solchen „hofft“ sie noch.

Ich bleibe dabei, Frau K. tut mir persönlich leid. Aber der Steuerzahler, der dieses System viele Jahre mitfinanzieren musste, ohne etwas zurückzubekommen, ebenso.

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