Schlechter Lebensstil

Darum wird Physiotherapie immer wichtiger

Gesund
17.10.2025 08:00

Bessere Mobilität, Rehabilitation und Schmerzlinderung stehen im Mittelpunkt der Behandlungen. Physiotherapeuten arbeiten dabei mit vielfältigen Methoden und bilden mit dem Patienten ein Team. Welche Methoden das sind und warum Physiotherapie immer wichtiger wird, erklärt die Präsidentin des Berufsverbandes der Physiotherapeuten.

Physiotherapeuten sind eine unverzichtbare Säule im Gesundheitswesen. Ihr Tätigkeitsfeld reicht von Vorsorge und Gesundheitsförderung über therapeutische Behandlungen und Rehabilitation bis hin zu Einsätzen in der Palliativ- und Hospizversorgung.

Der Bedarf an physiotherapeutischer Versorgung nimmt zu. Ein Grund ist der demografische Wandel: Mit zunehmendem Alter steigen Erkrankungsrisiken und chronische Beschwerden. Gleichzeitig führen moderne Lebensgewohnheiten – sitzende Tätigkeiten, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel – zu deutlich eingeschränkter körperlicher Aktivität und Folgen wie etwa Rückenschmerzen.

Häufigste Beschwerden
Welche gesundheitlichen Probleme werden am häufigsten mit Physiotherapie behandelt? „Laut einer Studie aus dem Vorjahr sind das Gleichgewichtsstörungen, Gangunsicherheit, Sturzgefährdung, Immobilität, postoperative Beschwerden (orthopädisch/traumatologisch), Brüche, Weichteilverletzungen, Wirbelsäulenprobleme, Arthrose, chronische Schmerzen und Schmerzsyndrome“, erklärt Constance Schlegl, Physiotherapeutin und Präsidentin von Physio Austria, dem Berufsverband.

Diese Ergebnisse decken sich auch mit den Daten von Sozialversicherung und Statistik Austria: Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems gehören zu den Hauptursachen für neu zuerkannte Pensionen aufgrund verminderter Arbeits- bzw. Erwerbsfähigkeit.

Diese Übung kräftigt die Rumpfmuskulatur und kommt vor allem bei Rückenweh zum Einsatz.
Diese Übung kräftigt die Rumpfmuskulatur und kommt vor allem bei Rückenweh zum Einsatz.(Bild: Markus Hechenberger)

Welche Techniken und Methoden genützt werden
Physiotherapeuten setzen ein breites Spektrum an aktivierenden Maßnahmen ein, um die Gesundheit und Bewegungsfähigkeit ihrer Patienten zu fördern – stets mit Blick auf die individuellen Bedürfnisse und Therapieziele:

  • Bewegungstherapie: aktivierende Übungen einschließlich Trainingstherapie zur Mobilisierung, Kräftigung und Koordination. Patienten arbeiten mit.
  • Manuelle Therapie: gezielte Mobilisation und „Manipulation“ von Gelenken und Weichteilen, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit im Bewegungsapparat zu verbessern.
  • Atemtherapie: Übungen zur Verbesserung des Atemapparates, etwa bei Lungenerkrankungen oder nach Operationen.
  • Wahrnehmungs- und Haltungsschulung: Sensibilisierung für Körperwahrnehmung, Schulung von gesunder Haltung und richtigen Bewegungsmustern.
  • Entspannungstechniken: Methoden zur Muskelentspannung und Stressabbau.
  • Reflexzonentherapien und Weichteiltechniken: das Einwirken von außen – etwa mittels manueller Massagetechniken und Reflexzonentherapien – zum Lösen von Verspannungen, zur Verbesserung der Durchblutung und Geweberegeneration.
  • Additive Maßnahmen und Lymphdrainage: Einsatz von Elektrotherapie, Stoßwelle, Ultraschall und Softlaser zur Schmerzlinderung und Unterstützung der Funktionsverbesserung. Lymphdrainage zur Entstauung des Lymphsystems.

„Moderne Physiotherapie folgt jedoch keinem starren Rahmen, sondern basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, klinischer Erfahrung und individueller Anpassung an den Menschen. Physiotherapeuten bedienen sich in Ergänzung zur herkömmlichen Behandlung auch moderner Technologien, z. B. in der Telerehabilitation“, berichtet Constance Schlegl.

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Moderne Physiotherapie folgt keinem starren Rahmen, sondern basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, klinischer Erfahrung und individueller Anpassung an den Menschen.

Constance Schlegl, Physiotherapeutin und Präsidentin von Physio Austria

„Zum Behandlungserfolg gehört zudem, den Patienten in seiner Kompetenz zum Erhalt der Gesundheit zu stärken. Physiotherapie ist immer Teamwork.“

Entwicklung der Ausbildung im Zeitraffer
Erste Ausbildungsansätze gab es bereits 1916: Um die Genesung von Kriegsverletzten zu fördern, wurden am Wiener Kaiser-Jubiläum-Spital Kurse für „ärztliches Hilfspersonal“ eingerichtet. Diese Ausbildungsstätte erhielt 1942 den Status einer „staatlich anerkannten Schule von Krankengymnastinnen und Assistentinnen für Physikalische Therapie“ mit zweijähriger Ausbildung.

Ohne „Schein“ zur Physio?
Direktzugang gefordert

Physio Austria, der Berufsverband der Physiotherapeuten in Österreich, fordert für Patienten den Direktzugang zu Physiotherapie. Dann wäre keine vorhergehende, ärztliche Anordnung mehr nötig (wie es jetzt der Fall ist). Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die Therapeuten eine entsprechende Weiterbildung absolvieren (u. a. Masterstudiengänge). Ein solcher Direktzugang ist bereits seit Jahrzehnten in mehreren Ländern wie z. B. Schweden oder den Niederlanden gut etabliert.

Nach einer Pause (in den Jahren 1951/52) wurde die Ausbildung wieder aufgenommen – als Lehrgang für diplomierte Assistentinnen für physikalische Therapie. Heute ist die Ausbildungsdauer auf drei Jahre ausgelegt, durchgeführt an „Akademien für den Physiotherapeutischen Dienst“.

2006 wurde ein Bachelorstudium eingeführt. Inzwischen gibt es Masterlehrgänge in unterschiedlichen Fachbereichen. Zuletzt wurde in Zusammenarbeit von Physio Austria, der Donau-Universität Krems, NÖ, und dem Gesundheitszentrum Harbach, NÖ, ein Masterlehrgang im Bereich „Prävention und Rehabilitation“ geschaffen.

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