Laut Zeitung

NSA entwickelt Supercomputer zum Ausspähen

Web
03.01.2014 14:33
Der US-Geheimdienst NSA arbeitet einem Zeitungsbericht zufolge an der Entwicklung eines sogenannten Quantencomputers. Dieser solle in der Lage sein, nahezu alle Verschlüsselungen etwa bei Banken, in der Forschung und von Regierungen zu knacken, berichtete die US-Tageszeitung "Washington Post" am Donnerstag unter Berufung auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden.

Die Arbeit für den sogenannten Quantencomputer sei Teil eines mit rund 80 Millionen Dollar (58 Millionen Euro) finanzierten Forschungsprogramms "Penetration Hard Targets" ("In harte Ziele eindringen"). Einzelheiten - vor allem, wie weit das Programm bereits vorangeschritten ist - seien nicht bekannt. Weite Teile des Forschungsprogramms seien geheim, hieß es. Der Geheimdienst könnte sich dem Bericht zufolge damit umfangreichen Zugriff auf Bank-, Gesundheits-, Regierungs- oder Wirtschaftsnetzwerke verschaffen.

NSA hat Nase in Forschung noch nicht vorne
Wissenschaftler fragten sich laut "Washington Post" bereits seit Längerem, ob die NSA-Forschung bei der Entwicklung des Superrechners weiter als andere, zivile Labors sei. Zwar sei das ganze Ausmaß der NSA-Forschung nicht bekannt, doch die vorliegenden Dokumente legten nahe, dass die NSA über keinen Vorsprung verfügten, meinte das Blatt. Die NSA liefere sich ein "Kopf-an-Kopf-Rennen" mit Forschungsprojekten, die von der EU und der Schweiz unterstützt würden, hieß es in dem Bericht weiter.

Quantencomputer könnten Alltagsleben revolutionieren
Im Gegensatz zu herkömmlichen PCs arbeiten Quantencomputer nicht nach den Regeln der klassischen Physik oder Informatik, sondern funktionieren vielmehr nach den Gesetzen der Quantenmechanik, die die Welt der kleinsten Teilchen wie Elektronen oder Photonen beschreibt. Diese Quantenwelt unterscheidet sich grundsätzlich von der uns vertrauten Alltagswelt.

So besitzen Quantenobjekte die Eigenschaften sowohl von Teilchen als auch von Wellen. Auch können Aufenthaltsort und Impuls eines Quantenobjekts nicht gleichzeitig exakt gemessen werden. Dies widerspricht völlig unseren Alltagserfahrungen: Bei einem fahrenden Auto beispielsweise kann man schließlich dessen Geschwindigkeit ebenso genau bestimmen wie seine aktuelle und künftige Position.

"Sowohl als auch" statt "entweder oder"
In der Welt der kleinsten Dinge gilt im Gegensatz zu unserer Alltagswelt also nicht der Grundsatz "entweder oder", sondern eher die Maxime "sowohl als auch". Auf die Computertechnologie übertragen bedeutet dies: Bei herkömmlichen Computern nimmt ein Bit einen von zwei möglichen Zuständen an, die mit "Null" und "Eins" beschrieben werden. In Quantencomputern dagegen werden sogenannte Qubits verwendet, die nicht entweder "Null" oder "Eins" sind, sondern sowohl "Null" als auch "Eins" - und zwar gleichzeitig.

Damit können Quantencomputer alle Bit-Kombinationen gleichzeitig erfassen und manipulieren. Dies wiederum führt dazu, dass Quantencomputer theoretisch bedeutend schneller arbeiten als Digitalrechner - und damit auch komplizierte Verschlüsselungen knacken können, die für herkömmliche Computer mit deren beschränkter Rechenleistung unüberwindbare Hindernisse darstellen. Geheimdienste wie die NSA dürften also durchaus großes Interesse an solchen Computern der Zukunft haben.

Bahnbrechende Entwicklung
Die große technologische Bedeutung, die Wissenschaftler der Entwicklung von Quantencomputern beimessen, wurde übrigens zuletzt bei der Verleihung des Physik-Nobelpreises 2012 deutlich. Die begehrte Auszeichnung erhielten damals die Physiker Serge Haroche aus Frankreich und sein US-Kollege David Wineland - für bahnbrechende Methoden zur Messung und Manipulation von Quantensystemen.

Damit seien die ersten Schritte hin zu revolutionären Quantencomputern getan, erklärte die Nobel-Jury damals. Möglicherweise werde der superschnelle Quantencomputer "unser Leben im Alltag in diesem Jahrhundert auf ebenso radikale Art revolutionieren wie der klassische Computer im letzten Jahrhundert".

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