Heute, am 4. Juli, feiern die Amerikaner ihren global bekannten „Independence Day“. In Hollywood werden gerne patriotische Filme inszeniert, die es geschichtlich nicht immer so genau nehmen.
Eingangs ein kurzer geschichtlicher Abriss: Am 4. Juli 1776 wurde in Philadelphia die Unabhängigkeitserklärung der USA unterzeichnet. Damit lösten sich die bis dahin existierenden 13 britischen Kolonien in Nordamerika von Großbritannien und es wurde zum ersten Mal von den Vereinigten Staaten von Amerika gesprochen.
Mehr als 250 Jahre später durchlebt die USA so manch politische und gesellschaftliche Krise, doch am Unabhängigkeitstag versucht man stets, den Stolz aufs eigene Land in den Vordergrund zu rücken. Vor allem die Traumfabrik Hollywood hat das Potenzial diverser Heldensagen aus der Heimat schon früh zu schätzen gelernt und liebt es, ausladende Epen zu inszenieren, nimmt es mit der historisch genauen Nacherzählung von Begebenheiten aber nicht immer ganz genau.
So setzte sich der deutsche Kulturanthropologe Michael Hochgeschwender für ein Buchprojekt mit der populärkulturellen Rezeption der amerikanischen Revolution auseinander und fand im Bürgerkriegsfilm „Der Patriot“ aus dem Jahr 2000 besonders viele Ungereimtheiten. Den Umgang mit der Gründung der USA und dem Mythos der Revolution kritisierte er scharf. Seine abschließende Analyse: „,The Patriot‘ ist ein Film, dessen unkritischer Patriotismus bestens zum amerikanischen nationalen Triumphalismus zwischen dem Sieg über die Sowjetunion im Kalten Krieg und den islamistischen Attentaten vom 11. September 2001 passt.“ Das „Time Magazine“ zählte den Film 2011 zu den zehn historisch irreführendsten Filmen.
Hollywood-Streifen sind freilich keine Dokumentarfilme und berufen sich auf die künstlerische Freiheit, die Linie zwischen Hurra-Patriotismus und Geschichtsnacherzählung ist oft aber äußerst dünn. US-Filme setzen bewusst auf überzeichnete Helden, die sich bar jeder Logik und wider Erwarten gegen Repressionen durchsetzen und die Welt im Alleingang retten – so spielt etwa Harrison Ford in „Air Force One“ einen furchtlosen US-Präsidenten, der sich zum Schutz seiner Familie und des Landes in der Luft gegen Terroristen durchsetzt. Zu einer guten Erzählung gehören spannende Dramatik, eine mitreißende Storyline und eine gewisse Form der Überspitzung. Mittlerweile versucht man auch in Hollywood verstärkt nach den Fakten zu gehen, doch wie jedes Märchen, möchte auch jeder Film in erster Linie unterhalten. Am 4. Juli ist die Auswahl dazu reichhaltig:
„Das war der wilde Westen“ (1962)
Ein fast dreistündiges Westernepos über die Besiedelung Amerikas vom Planwagen bis zur Eisenbahn – das brachte dem Monumentalwerk mit Henry Fonda und James Stewart bei acht Oscarnominierungen drei verdiente Goldstatuetten ein.
„Glory“ (1989)
Drei Oscars gab es auch für das Bürgerkriegsdrama von Edward Zwick – u.a. für Denzel Washington in seiner entfesselnden Rolle als Private Trip. Jungstar Matthew Broderick bewies hingegen, dass er auch außerhalb von Komödien reüssieren kann.
„Geboren am 4. Juli“ (1989)
Der mittlere Teil von Oliver Stones kultiger Vietnam-Trilogie ist wahrscheinlich der perfekte Film für den US-Unabhängigkeitstag. Die Geschichte über das real existierende Vietnamkriegsopfer Ron Kovic wird von Tom Cruise mitreißend gespielt.
„Gettysburg“ (1993)
Ein bildgewaltiges Epos über die dreitägige und blutigste Schlacht, die im Zuge des amerikanischen Bürgerkriegs zwischen 1. und 3. Juli 1863 stattfand. Der Director’s Cut ist 271 Minuten lang und lässt kein Detail der grausamen Schlacht aus.
„Independence Day“ (1996)
Ausgerechnet rund um den 4. Juli greifen Aliens die USA an und die Menschen müssen sich und ihre Heimat verteidigen. Roland Emmerich definierte das Genre der Blockbuster-Filme damit neu. Die SciFi-Komödie spielte rund 800 Millionen Dollar ein.
„Air Force One“ (1997)
Der amerikanische Präsident wird von einer Gruppe von Terroristen in seiner eigenen Maschine entführt, überwältigt die Angreifer und schützt damit seine Familie und sein Land. Ein Actionfilm, wie er typisch für die wilden 90er-Jahre war.
„Der Patriot“ (2000)
Ausufernde Rollen haben Mel Gibson schon immer gefallen – als verwitweter Familienvater Benjamin Martin kämpft er unfreiwillig für die Freiheit im Unabhängigkeitskrieg. Diverse geschichtliche Darstellungen wurden später stark kritisiert.
„Flags Of Our Fathers“ / „Letters From Iwo Jima“ (2006)
Die von Clint Eastwood bildgewaltig in Szene gesetzten Filme „Flags Of Our Fathers“ und „Letters From Iwo Jima“ spielen zwar nicht in den USA, zeichnen aber, opulent inszeniert, ein wichtiges Kapitel amerikanischer Kriegsgeschichte nach.
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