Amtstierarzt winkt ab

44 Grad: Tauben in winzigen Verschlag gepfercht

Tierecke
30.06.2025 09:21

Engagierte Tierschützerinnen schlagen Alarm: Viel zu viele Tauben würden in einem winzigen, dunklen und von der Sonne aufgeheizten Verschlag in Salzburg-Umgebung vor sich hin vegetieren. Für sie ist Gefahr in Verzug, der Amtstierarzt sieht allerdings keine Verstöße gegen Haltungsauflagen.

Engagierte Tierfreundinnen schlagen Alarm: Aus ihrer Sicht sind es viel zu viele Tauben, die in einem viel zu kleinen und kaum belüften Verschlag in Salzburg-Umgebung vor sich hin vegetieren. Zufällig machten Passantinnen beim Vorbeigehen Beobachtungen, die sie besorgt stimmten „Wir schätzen, dass sich um die 100 Tauben in der Hütte befinden, die ungefähr zehn Quadratmeter und kein Tageslicht hat. Die Tiere sind den ganzen Tag da drin“, berichtet eine der Zeuginnen, Ulrike H..

Den Damen gelang es, das Gespräch mit dem Besitzer zu suchen sowie einen Blick in die Hütte zu werfen, die in zwei Abteile gegliedert ist. Nur eines davon steht den Tauben tatsächlich zur Verfügung. Ulrike H. konnte auch die Temperatur messen: 44 Grad! „Es gibt keine Wasserstelle, die Hütte ist eindeutig überbesetzt. Da ein Pärchen derzeit brütet, will der Halter nicht putzen, demnach steht der Kot zentimeterhoch und es stinkt“, so eine merkbar schockierte Ulrike H..

Sie unterstellt dem Taubenbesitzer dennoch keine böse Absicht: „Ich glaube ihm, dass er mit ganzem Herzen dabei ist, er hat einfach keine Ahnung von guter Tierhaltung – wir wollen ihm seine Tauben ja gar nicht nehmen.“

Tauben-Expertin stellte Halter zur Rede
Tauben-Expertin Tanja Loicht aus Bischofshofen konnte im Auftrag des Vereins „RespekTiere“ ebenfalls telefonischen Kontakt zu den Besitzern aufnehmen und berichtet: „Ich glaube, er erkennt die Haltungsfehler wirklich nicht. Für ihn ist das Sport – er sagte auch, dass er bewusst brüten lässt, weil der Adler immer wieder erwachsene Tauben holt.“ Man sei sich keiner Schuld bewusst, die Tauben würden ja morgens Wasser bekommen und abends einmal fliegen gelassen. 

Die Zeuginnen sagen: Manchmal, aber nicht täglich, dürfen die Tiere kurz ihren Verschlag ...
Die Zeuginnen sagen: Manchmal, aber nicht täglich, dürfen die Tiere kurz ihren Verschlag verlassen.(Bild: RespekTiere)

Gesetze werden verletzt
Expertin Loicht kennt die gesetzlichen Vorgaben in Österreich: „Ein Taubenschlag muss ausreichend Platz für die Tiere bieten, wobei ein Quadratmeter pro Brutpaar als Richtwert gilt. Die Höhe des Schlages sollte der Körpergröße des Züchters entsprechen oder etwas darüber liegen, um genügend Raum für die Tauben zu gewährleisten.“ Eine gute Belüftung und Beleuchtung sind ebenso vorgeschrieben wie ständiger Zugang zu Wasser und regelmäßige Bademöglichkeiten.

Amtstierarzt kontrollierte im März
Auf „Krone“-Anfrage gab das Büro des zuständigen Amtstierarztes bekannt, dass er in regelmäßigem Austausch mit dem Tierhalter stehe. Bei einer Kontrolle im März seien keine Verstöße gegen behördliche Vorschriften festgestellt worden, weitere Kontrollen sollen folgen. „Sollten dabei Verstöße festgestellt werden, etwa aufgrund einer zu hohen Zahl an Tauben auf dem verfügbaren Platz, kann und wird die Behörde eine Verringerung vorschreiben und die Umsetzung auch kontrollieren“, heißt es weiter in der Stellungnahme.

Dringender Handlungsbedarf wegen Hitze
„Vielleicht waren im März noch nicht so viele Tauben vor Ort. Definitiv hatte es damals noch nicht so eine Gluthitze. Aus unserer Sicht ist Gefahr in Verzug und die Tiere müssten abgenommen werden. Es ist definitiv zu heiß, und zu viele Tauben sind an einem Ort“, ärgert sich Tanja Loicht, die gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen bereits organisiert hat, dass die Vögel bei Gut Aiderbichl unterkommen könnten. „Dazu müsste aber die behördliche Abnahme erfolgen.“

Pensionierter Kollege hat kein Verständnis
Der pensionierte Amtstierarzt Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer sieht im Fall Anif ein klares Behördenversäumnis: „Bei dem extremen Wetter muss sich vor Ort ein Bild gemacht werden! Tauben vertragen zwar viel Wärme, aber über 40 Grad sind sehr, sehr belastend.“ Auch, dass besorgte Bürger nicht ernst genommen werden, stößt bei dem Veterinär auf wenig Verständnis: „Ich war immer froh über Hinweise. Selbst, wenn man einmal unnötig zu einer Adresse fahren muss, gehört das halt zum Job.“

Sich auf eine Kontrolle im März zu berufen, sei nicht ausreichend. Winkelmayer: „Es geht ja um die momentane Situation. Und das Ziel ist auch nicht, dass die Tauben es gerade noch aushalten. Wir sind dem Wohlbefinden der Tiere verpflichtet.“ Man müsse als Amtstierarzt mit Tierschützern kooperieren, statt sie als Gegner zu sehen. Die engagierten Tierfreundinnen schauten am vergangenen Wochenende übrigens täglich bei dem Verschlag vorbei. Ihr Fazit: „Kein Mensch war dort und die Hütte steht in der prallen Sonne.“

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