„Nicht mehr zeitgemäß“
Südtirol: Streit um deutsche Namen von Berghütten
In Südtirol ist ein neuer Konflikt ausgebrochen. Geht es nach dem italienischen Alpenverein, dann sollen die deutschen Namen von Berghütten abgeändert oder ersetzt werden. Doch gegen dieses Vorhaben formiert sich bereits Widerstand.
Der italienische Alpenverein Südtirol (AVS) fordert, dass die Berghütten, die heute zum größten Teil deutsche Namen tragen, künftig nach italienischen Regionen oder lokalen geografischen Merkmalen benannt werden, da sie keinen Bezug zur Region hätten, wie die Südtiroler Lokalzeitung „Dolomiten“ und der italienische Staatssender RAI berichteten. „Diese Namen sind nicht mehr zeitgemäß“, betonte AVS-Vizepräsidentin Ingrid Beikircher gegenüber stol.it.
Bewegende Geschichte
Konkret geht es geht um Hütten wie Regensburger Hütte, Zwickauer Hütte, Kasseler Hütte oder Marburger Hütte, deren deutsche Namen tief in der Geschichte des Alpinismus verankert sind. Sie wurden im 19. Jahrhundert von deutschen und österreichischen Alpenvereinen gebaut, als Südtirol noch Teil des Habsburgerreichs war. Auch nach dem Ersten Weltkrieg, als das Gebiet zu Italien kam, blieben die Namen bestehen, wenn auch teilweise ergänzt durch italienische Bezeichnungen.
Es geht auch um historisch belastete Namen wie der „Antonio-Locatelli-Hütte“. Locatelli war ein Kolonialkriegsteilnehmer und Verherrlicher des faschistischen Regimes.
Südtiroler Politiker warnt vor Identitätsverlust
Doch der Vorschlag trifft in Südtirol mittlerweile auf heftige Kritik. Otto Mahlknecht, Vizeobmann der Partei „Die Freiheitlichen“, die Teil der Südtiroler Landesregierung ist, warnt vor einem historischen Identitätsverlust. „Wer heute meint, dass Bezeichnungen wie Chemnitzer Hütte oder Marburger Hütte nicht mehr zeitgemäß seien, ignoriert nicht nur die Geschichte des Alpinismus, sondern betreibt eine fragwürdige Identitätspolitik auf dem Rücken historischer Verdienste“, sagte Mahlknecht gegenüber RAI.
In der Region sprechen rund 70 Prozent der Bevölkerung Deutsch oder Ladinisch. Gleichzeitig stellt Deutschland mit über 40 Prozent die größte Touristengruppe in Südtirol.
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