Weiter kein „Brand aus“ auf dem Areal einer Recycling-Anlage im Osttiroler Nußdorf-Debant: Die Löscharbeiten gingen in der Nacht und am Montag auf Hochtouren weiter. Im Fokus stehen dabei das Umgraben der Müllberge und die Bekämpfung von Glutnestern. Experten führten bereits erste Luftmessungen durch. In elf Gemeinden wurde die Schulpflicht ausgesetzt. Die betroffene Firma meldet sich zu Wort.
Der Großbrand bei der Recycling-Anlage in Nußdorf-Debant in Osttirol beschäftigt die Einsatzkräfte auch zu Beginn der neuen Woche. „Der Brand konnte auch in der Nacht unter Kontrolle gehalten werden: 40 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Gefordert waren diese auch aufgrund von drehendem Wind und damit einhergehenden Rauchentwicklungen“, heißt es vom Land.
Müllberge umschichten, Kampf gegen Glutnester
Am Montag kommt auch schweres Gerät zum Einsatz, um das teils stark erhitzte Brandgut in den Abfallboxen umzuschichten. Mehr als 100 Mitglieder von zehn Feuerwehren des Bezirks seien an den Arbeiten beteiligt. Wie lange die Nachlöscharbeiten andauern werden, sei nach derzeitigem Kenntnisstand noch nicht abschätzbar. Vor Ort ist teils auch von mehreren Tagen die Rede.
Vor Ort befinden sich auch am Montag noch rund 120 Einsatzkräfte, die gegen die letzten Glutnester ankämpfen. „Wir sind aktuell noch mit Nachlöscharbeiten beschäftigt. Schweres Gerät ist im Einsatz und auch die Berufsfeuerwehr unterstützt uns nach wie vor“, schildert Osttirols Bezirksfeuerwehrkommandant Harald Draxl.
Wir machen positive Fortschritte. ‘Brand aus‘ können wir jedoch heute sicher nicht mehr vermelden. Aber wir sind zuversichtlich, dass es nicht mehr lange dauert.
Harald Draxl, Bezirksfeuerwehrkommandant Osttirol
Bild: Martin Oberbichler
Derzeit gibt es noch kleine Rauchschwaden um das Gelände. Die Arbeiten laufen laut Draxl zufriedenstellend. „Wir machen positive Fortschritte. ‘Brand aus‘ können wir jedoch heute sicher nicht mehr vermelden. Aber wir sind zuversichtlich, dass es nicht mehr lange dauert.“ Einzig der Wind könnte ein rasches Brandende noch verhindern.
Der Einsatz, der seit Samstag läuft, war laut Bezirkskommandanten ein „noch nie dagewesener“. Beeindruckend sind deshalb auch die vorläufigen Zahlen rund um die Löscharbeiten: 60 Feuerwehren standen im Einsatz, 108 Fahrzeuge waren vor Ort und sage und schreibe 1000 Feuerwehrmitglieder halfen mit, die Flammen zu bändigen.
Luft-, Boden- und Wassermessungen
Seitens des Landes war die analytische Taskforce der Berufsfeuerwehr München sowie ein Messzug aus Bozen angefordert worden, um tiefergreifende Analysen hinsichtlich möglicher Schadstoffe durchzuführen.
Erste Ergebnisse der Luftmessungen durch die Berufsfeuerwehr Bozen lagen bereits Montagfrüh vor. „Diese zeigen, dass keine Überschreitung von Grenzwerten vorliegt“, hieß es. Auch die analytische Taskforce der Berufsfeuerwehr München nahm Montag ihre Arbeit auf. Um die Mittagszeit lagen schließlich Ergebnisse vor und gaben einmal mehr Entwarnung: „Es liegen keine Hinweise auf eine zum Zeitpunkt der Probenahme noch vorhandene CBRN (chemisch, biologisch, radiologisch, nuklear)-Gefahr für Bevölkerung und/oder Umwelt vor“, hieß es.
„Zum Zeitpunkt der Beprobung am Sonntag konnten keine Anzeichen für das Vorliegen besonderer Gefahren wie Gefahrgutgebinde in unüblichem Maß festgestellt werden. Dies gilt auch bei sämtlichen durchführbaren Luftproben, der analysierten Drau-Wasserprobe und der vorliegenden ersten Bodenprobe. Weitere Bodenproben werden derzeit noch analysiert“, so Elmar Rizzoli, Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes.
Allerdings könne „nicht ausgeschlossen werden, dass zu einem früheren Zeitpunkt, als die Brandintensität deutlich größer war, nachweisbare Konzentrationen vorhanden waren“, hieß es seitens der Taskforce. Diese wären aber gegebenenfalls aufgrund von Flüchtigkeit und Verdünnungseffekten nur zeitweise Belastungen gewesen. Nach den vorläufigen Messwerten unterhalb der Grenzwerte konnte die bisherige Bevölkerungswarnung über AT-Alert auf eine behördliche Gefahrenwarnung herabgestuft werden.
Schulpflicht am Montag ausgesetzt
Aufgrund des Großbrandes wurde für Montag vom Land die Schul- und Kindergartenpflicht in den Gemeinden Nußdorf-Debant, Lienz-Stadt, Iselsberg-Stronach, Lavant, Tristach, Dölsach, Nikolsdorf, Leisach, Assling, Amlach und Oberlienz ausgesetzt.
Die Eltern haben die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie ihre Kinder zu Hause lassen wollen oder ob sie in der Schule bzw. im Kindergarten betreut werden sollen.
Land Tirol
Die Schulen und Kindergärten wurden grundsätzlich offen gehalten. „Die Eltern haben aber die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie ihre Kinder zu Hause lassen wollen oder ob sie in der Schule bzw. im Kindergarten betreut werden sollen“, hieß es vom Land. Zudem gab es die Empfehlung, keine Schulveranstaltungen im Freien durchzuführen.
Warnung an Bevölkerung weiter aufrecht
Der verheerende Brand war Samstagnachmittag, gegen 13.30 Uhr ausgebrochen. Aufgrund der massiven Rauchentwicklung wurde eine behördliche Gefahreninformation – AT-Alert – an die in der Region und den umliegenden Gemeinden eingeloggten Handys versandt.
Die Bevölkerung bleibt weiterhin aufgerufen, alle Fenster, Türen und Dachluken geschlossen zu halten und das Gebiet im nahen Umkreis des Einsatzortes zu meiden. Im Nahbereich des Einsatzortes sollen zudem Lüftungs- und Klimaanlagen ausgeschaltet werden.
Mehr als 500 Einsatzkräfte seit Samstag
Insgesamt standen und stehen seit Samstag mehr als 500 Einsatzkräfte in Osttirol im Einsatz. Neun Feuerwehrleute mussten bisher während des Einsatzes medizinisch versorgt werden, überwiegend aufgrund kreislaufbedingter Probleme durch die große Hitze.
Dadurch, dass es uns gelungen ist, die meisten unserer Kraftfahrzeuge vor dem Brand in Sicherheit zu bringen, konnten wir umgehend einen Notbetrieb einrichten, der es uns erlaubt, in gewohnter Art und Weise die Abfuhren für Restmüll und Biomüll sowie die Entleerung der Behälter für die Papier-, Karton- und Leichtstoffverpackungssammlung vornehmen zu können.
Das Unternehmen in einer Stellungnahme
Unternehmen bedauert Vorfall, Notbetrieb eingerichtet
Am Montag meldete sich auch die betroffene Firma zum Brandgeschehen. Man bedauere „außerordentlich, dass durch den Vollbrand auf unserem Betriebsgelände in Nußdorf-Debant die gesamte Bevölkerung des Talbodens, der Täler und der angrenzenden Gemeinde in Westkärnten in Mitleidenschaft gezogen wurde“, heißt es in einer Stellungnahme auf ihrer Website. Zahlreiche Veranstaltungen wurden abgesagt, Schwimmbäder gesperrt.
Bereits am Sonntag betonte das Land, dass die Bevölkerung auch weiterhin ihren Müll entsorgen kann. Das betroffene Unternehmen hat Vorkehrungen getroffen: „Dadurch, dass es uns gelungen ist, die meisten unserer Kraftfahrzeuge vor dem Brand in Sicherheit zu bringen, und dank der Mithilfe von bestehenden Partnerschaften, konnten wir umgehend einen Notbetrieb einrichten, der es uns erlaubt, in gewohnter Art und Weise die Abfuhren für Restmüll und Biomüll sowie die Entleerung der Behälter für die Papier-, Karton- und Leichtstoffverpackungssammlung vornehmen zu können.“
Befürchtungen, die Osttiroler könnten nun auf ihrem Müll sitzen bleiben, bewahrheiten sich demnach nicht. Wie der Abfallwirtschaftsverband Osttirol mitteilte, werden Rest- und Biomüll wie gewohnt abgeholt. Auch Verpackungen wie Metall, Glas oder Papier können beim jeweiligen Recyclinghof oder Sammelinseln entsorgt werden. Einzig auf Sperrmüll, Altholz, Schrott oder Problemstoffe bleibt man wohl für zwei Wochen sitzen.
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