Die Südtirolerin Hermine Aloisia Mayr kämpfte bis zu ihrem letzten Atemzug um den österreichischen Pass. Nun ist sie im 107. Lebensjahr verstorben. Die hohe Politik zeigte taube Ohren für die letzte „Katakombenlehrerin“, wie man Frauen nannte, die Kindern südlich des Brenners Deutsch lehrten.
Als Hermine Aloisia Mayr (verwitwete Orian) am 23. April 1919 im romantischen Ort Kurtatsch an der Weinstraße in eine Bauernfamilie hineingeboren wurde, war Südtirol von italienischen Truppen besetzt, staats- und völkerrechtlich jedoch immer noch Teil der Republik Deutschösterreich. Das Land südlich des Brenners kam erst am 20. Oktober 1920 formal an Italien. Mit der Machtergreifung der Faschisten begann 1922 eine gewaltsame Assimilierungspolitik.
Ich will dem Herrgott als Österreicherin gegenübertreten.
Hermine Aloisia Mayr mit 105 Jahren
Im Geheimen Muttersprache gelehrt
Lehrerinnen wie Hermine Mayr trafen sich nach dem Unterricht mit den Kindern, um ihnen auf Bauernhöfen oder in Gasthäusern im Geheimen ihre Muttersprache, Deutsch, beizubringen. Hohe Strafen drohten. Hermine hatte Glück. Die Carabinieri im Ort, alles Süditaliener, waren nicht gut per Fuß im gebirgigen und schneereichen Gelände.
In den sogenannten Katakombenschulen wurden insgesamt 30.000 Mädchen und Buben in Deutsch unterrichtet. Dank mutiger Menschen wie Hermine konnten die Deutschsprachigen ihre kulturelle Identität in dieser Zeit bewahren.
Von Behörden im Kreis geschickt
„Als Österreicherin wurde ich geboren, als Österreicherin will ich sterben“, sagte die Südtiroler Mutter, Oma und Uroma, die jahrelang um die Doppelstaatsbürgerschaft kämpfte. Doch sie wurde von den Behörden nur im Kreis geschickt. Auch Österreichs hohe Politik hatte taube Ohren.
„Auch wenn immer wieder von Neuem juristische Argumente gegen das Begehren von Frau Mayr vorgebracht wurden, so ist es nicht von der Hand zu weisen, dass primär ideologisch-politische Gründe dafür verantwortlich waren, dass ihr, einer echten Österreicherin, die Regierung des eigenen Vaterlandes die Staatsbürgerschaft verweigerte“, kritisiert Alois Wechselberger, Obmann des Andreas-Hofer-Bunds, der nun alles unternehmen will, damit die letzte Katakombenlehrerin posthum die österreichische Staatsbürgerschaft erhält.
Gründe für eine Ablehnung der Verleihung, wie schwere Straftaten, Finanzverbrechen, terroristische Aktivitäten oder Versuche, die österreichische Demokratie zu schädigen, lagen bei Frau Mayr nicht vor.
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