Schätze verschwinden

Grabräuber nützen Chaos in Ägypten für Beutezüge

Ausland
31.07.2013 12:08
Das politische Chaos in Ägypten hat schon zahlreiche Menschenleben gekostet, doch auch das kulturelle Erbe des Landes leidet: Weil es an Bewachung mangelt, werden archäologische Schätze wie jahrtausendealte Grabkammern leergeräumt. Die Behörden sind großteils machtlos, die meisten Kunstwerke für immer verschollen.

"Wir verlieren stückweise unser Kulturerbe", klagt Abdel-Halim Nur el-Din, Professor für Archäologie und Ex-Chef der ägyptischen Altertümerbehörde, gegenüber "Spiegel Online". Zwar war Grabraub schon immer ein Problem in Ägypten, doch seit der Revolution 2011 "hat dieses Phänomen noch weiter zugenommen".

Laut Abdel-Halim Nur el-Din handelt es sich um ein "sehr profitables Geschäft". Wenigstens die altertümlichen Schätze zu bewachen, müsse sich die Regierung daher zur Aufgabe zu machen, verlangt der Archäologe. Für Ausgrabungen oder Restaurierungen gebe es ohnehin kein Geld.

Polizei beschäftigt, Armee machtlos
Der Grund für das Verschwinden archäologischer Schätze sei der Rückzug des Sicherheitsapparats, heißt es in dem Bericht. Aus diesem Grund war schon im Jänner 2011 das weltberühmte Ägyptische Museum in Kairo geplündert worden, dabei wurden unbezahlbare Kunstwerke zerstört. Bis jetzt sei die Polizei aber hauptsächlich mit den Protesten beschäftigt und selbst die Armee nicht in der Lage, die immer dreisteren Diebesbanden abzuschrecken, so "Spiegel Online".

Ganze Lagerhäuser werden leer geräumt
So stünden etwa in Dachschur zwar zwei gepanzerte Armee-Fahrzeuge, doch den automatischen Gewehren der Grabräuber hätten die Wächter nichts entgegenzusetzen gehabt. Bei den Pyramiden von Sakkara sei gleich ein ganzes Lagerhaus des Staates leer geräumt worden, dabei seien zum Beispiel kleine Statuen verschwunden. Sogar in Touristenhochburgen wie Assuan und Luxor (Bild) seien Diebe fleißig am Werk: Illegale Ausgrabungen würden schon mal mit kleinen Baggern vorgenommen.

Zuständige Behörde hilflos
Grabraub ist Laut Osama Mustafa, dem Chef der Abteilung zur Rückführung von Antiquitäten der Altertümerbehörde, "seit der Revolution zu einem alltäglichen Phänomen geworden". Welches Ausmaß dieses inzwischen angenommen hat, weiß aber selbst die Behörde nicht. Zwar sollten US-Satellitenaufnahmen bei der Klärung helfen, doch der Plan komme wegen der ägyptischen Bürokratie nicht voran.

Gestohlene Kunstwerke unwiederbringlich verloren
So ist bisher lediglich klar, dass gestohlene Schätze wohl für immer verloren sind. Sie landen laut Experten zumeist im Ausland und bei internationalen Auktionshäusern. Zur Rückforderung wäre es nötig, dass ein Kunstwerk als gestohlen registriert wurde - so weit komme es allerdings meist gar nicht. Die Grabräuber seien schließlich schneller als die Behörden.

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