Urteil für 18-Jährigen

„Schulden ausgeblendet, weil Papa immer bezahlte“

Oberösterreich
07.06.2024 17:47

Ein 18-jähriger Linzer Unternehmersohn musste sich am Freitag vor dem Landesgericht Linz wegen schweren Betrugs verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, durch Kredite und Online-Betrug einen Gesamtschaden von 180.000 Euro verursacht zu haben. Insgesamt muss er nun 32 Monate in Haft, das Urteil ist rechtskräftig.

Der Wunsch nach dem schnellen Geld und Reichtum in jungen Jahren treibt Jugendliche und junge Erwachsene immer wieder in die Kriminalität. Diesem 18-jährigen Linzer, der sich am Freitagnachmittag am Linzer Landesgericht verantworten musste, wären aber vermutlich auch andere Wege offen gestanden. Dennoch hatte er sich mit Unterlagen und Dokumenten des Vaters seiner Freundin bei verschiedenen Banken Kredite im Wert von fast 120.000 Euro erschlichen.

Großen Schaden verursacht
Der Gesamtschaden betrug 180.000 Euro. Über eine Kreditkarte hatte er zudem Waren im Wert von 42.000 Euro gekauft, aber nie bezahlt, und bei einigen weiteren Konten hatte er den Überziehungsrahmen ausgereizt. Dazu kassierte er noch Geld für Waren, die er online zum Verkauf anbot, aber nie verschickte. Mit dem erschwindelten Geld beschaffte sich der junge Mann einen Mercedes und sogar einen Audi R8, einen Supersportwagen. Auch einen zweiten Mercedes, einen CLA hatte der Mann kaufen wollen, war aber nach Erhalt von Schlüssel und Fahrzeugpapieren vom Kauf zurückgetreten. Diese behielt er aber für sich, weshalb er sich auch wegen der Unterdrückung von Urkunden verantworten musste.

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Sie haben das Aloisianum besucht. Dort hat man ihnen doch sicherlich beigebracht, dass Kredite Zinsen haben, und man immer mehr zurückzahlen muss, als man sich ausgeborgt hat! 

Die Richterin

Aus wohlhabendem Hause
Dabei kommt der 18-Jährige aus ganz und gar nicht armen Hause: Sein Vater ist Unternehmer, er selbst besuchte das private Linzer Elitegymnasium Aloisianum, arbeitete zuletzt als Bürokaufmann. Darauf basierte auch seine Verteidigung: „Ich habe die Schulden ausgeblendet und mir gedacht, irgendwie kann ich das schon bezahlen“, so der Linzer. „In der Vergangenheit hat mein Vater immer meine Schulden beglichen, daher hatte ich das einfach nicht im Kopf!“

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Mein Vater hat schon früher immer meine Schulden beglichen, daher habe ich nicht besonders darüber nachgedacht, wie ich diese zurückzahlen kann.

Der Angeklagte vor dem Landesgericht Linz

Nicht sein erster Betrug
Im Mai 2023 war der junge Mann bereits einmal wegen schweren Betrugs am Landesgericht Linz verurteilt worden. Damals saß er einige Monate als Freigänger ab. Nur drei Wochen vor seiner vorzeitigen Entlassung entschied er sich jedoch, nicht mehr zurückzukehren, und stattdessen bei seiner Freundin unterzutauchen. Dort ging ihm dann das Geld aus, worauf er wieder mit Betrug auf einer Verkaufsplattform begann. „Und dann bin ich wieder in dieses Größenwahnsinnige gerutscht, was mir auch davor schon zum Verhängnis geworden war“, so der einschlägig Vorbestrafte.

Rechtfertigung mit Ex-Freundin
Auch seine Ex-Freundin machte der junge Mann für seine Missetaten verantwortlich: „Die hat mir sehr viel Druck gemacht, wollte immer teure Geschenke, weshalb ich damals mit dem Betrug angefangen habe“, so der Verurteilte. Seine neue, aktuelle Freundin sei ganz anders, doch er sei den Druck nicht losgeworden, ihr etwas schenken zu müssen. Diese habe die teuren Geschenke eher als Belastung empfunden, die Autos aber dennoch wegen der Justizflüchtigkeit ihres Freundes auf sich angemeldet und war regelmäßig mit dem Mercedes-SUV in die Schule gefahren, manchmal sogar mit dem Supersportwagen. Hinterfragt habe sie die teuren Gaben ebenfalls nie, weil sie wohl angenommen habe, das Geld komme vom erfolgreichen Unternehmen des Vaters des nun zweifach rechtskräftig verurteilten Betrügers.

Mehrfacher Betrug
Aufgrund der fehlenden Einsicht und der einschlägigen Vorbestrafung fiel das Urteil entsprechend hart aus: 20 Monate unbedingte Haft, dazu wurden von seiner Vorstrafe 12 Monate, die ursprünglich bedingt gewesen wären, nun tatsächlich absitzen. Also wird der 18-Jährige 32 Monate im Gefängnis bleiben müssen, und obendrein fast den gesamten Schaden zurückzahlen müssen. 

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