"Sind die Gastgeber"

Kwasniewski fordert Entschuldigung für Fan-Randale

Sport
13.06.2012 14:55
Die Fan-Ausschreitungen vor und nach dem EM-Spiel gegen Russland am Dienstag haben in Polen eine politische Diskussion ausgelöst. Während Regierungssprecher Pawel Gras die Polizei dafür lobte, dass sie eine Eskalation verhindert habe, forderte Ex-Staatspräsident Aleksander Kwasniewski eine offizielle Entschuldigung bei den russischen Besuchern. "Das Außenministerium oder die Stadt Warschau sollten Worte des Bedauerns finden", sagte Kwasniewski gegenüber Radio ZET.

Das gelte, auch wenn einige der Besucher für die Zusammenstöße mitverantwortlich seien, so das ehemalige Staatsoberhaupt: "Wir sind die Gastgeber, deshalb müssen wir an uns strengere Kriterien anlegen." Dennoch sei es richtig gewesen, den russischen Fans einen Marsch aus Anlass eines russischen Nationalfeiertags zu genehmigen. "Im Hinblick auf die Sicherheit war das eine bessere Lösung", so Kwasniewski, sonst wären seiner Ansicht nach einzeln auftretende Gruppen von russischen Fans auf gut vorbereitete polnische Hooligans getroffen.

Opposition: "Regierung hat Atmosphäre angeheit"
Die rechtskonservative Oppositionspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) gab der Regierung die Schuld an den Ereignissen. "Sie hat die Atmosphäre vor dem Spiel angeheizt", sagte der PiS-Fraktionsvorsitzende Mariusz Blaszczak dem öffentlichen polnischen Radio. Damit sprach der Politiker die Sportministerin Joanna Mucha von der rechtsliberalen "Bürgerplattform" (PO) an, die vor Provokationen gegen die im zentral gelegenen Hotel Bristol untergebrachte russische Nationalmannschaft gewarnt hatte.

Regierungssprecher Gras (PO) erklärte dagegen am Mittwoch, die Ausschreitungen seien "unvermeidlich" gewesen. "Wir werden doch nicht den Kriegszustand für die Zeit des Turniers einführen wollen", so Gras gegenüber Radio RMF FM. Dementgegen sagte Sportministerin Mucha in einem Interview über das Verhalten polnischer Hooligans: "Ich bin empört und schäme mich."

Russen sind sich keiner Schuld bewusst
Russische Kommentatoren gaben vor allem polnischen Fans die Schuld an den Auseinandersetzungen. "Unsere Fans haben sich ordentlich verhalten, aber die polnischen Ultras sind bekannt für ihren aufsässigen Charakter", erklärte der Präsident des russischen Fußballverbandes RFS, Sergej Fursenko, gegenüber der Zeitung "Rossyjskaja Gasjeta". Russische Medien kritisierten allerdings auch die Anhänger der eigenen Nationalmannschaft. Die offizielle Fanvereinigung habe durch die Ankündigung eines Marsches "eine grässlich geniale Provokation" der polnischen Hooligans erreicht, so die Zeitung "Moskowskije Nowosti".

Manche russische Beobachter blicken mit Sorge auf die kommenden Spiele der russischen Nationalmannschaft in Polen. Am Samstag spielt das Team in Warschau gegen Griechenland. Sollte es das Achtel- und das Halbfinale erreichen, wird es mindestens noch einmal in Warschau und eventuell noch einmal in Danzig antreten.

Polnische Fußballfans versuchen, die Lage zu beruhigen. Im Internet verbreiten sie eine Entschuldigung auf Englisch für das Verhalten der Hooligans. "Ihr seid immer willkommen, und wir schämen uns alle für einige hirnlose Idioten, die leider zufällig auch Polen sind", heißt es in dem Text.

UEFA verurteilt Vorfälle
Die UEFA hat die schweren Krawalle indes verurteilt. "Die UEFA missbilligt die vereinzelten Vorfälle, die sich gestern vor und nach dem Spiel zwischen Polen und Russland in Warschau ereignet haben", teilte der europäische Dachverband am Mittwoch mit.

Man sei bemüht, "die überwiegend friedliche und fröhliche Stimmung, die bislang die EURO 2012 bestimmte, bis zum Finale am 1. Juli in Kiew fortzuführen", hieß es in der schriftlichen Erklärung weiter.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: KMM)
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt