Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bedauerte in einer Mitteilung den nunmehrigen Beschluss in Berlin, erklärte aber, man steige mit der Zerschlagung des Konzerns besser aus, da "die Angebote nicht akzeptabel" gewesen seien. "Ich bedaure diese Entscheidung im Hinblick auf die vielen, zum Teil langjährigen Schlecker-Mitarbeiter sehr, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren", betonte Geiwitz.
"Das Restrukturierungskonzept war zwar sehr anspruchsvoll, aber grundsätzlich machbar", so der Insolvenzverwalter. Ein Knackpunkt sei die Zahl der Kündigungsschutzklagen gewesen, wegen derer Investoren ihre Angebote reduziert hätten.
"Harte Verhandlungen" bis zuletzt
Zuletzt war Geiwitz noch in "harten Verhandlungen" mit den zwei verbliebenen Interessenten gewesen: dem Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen und dem US-Investor Cerberus Capital Management. Vergangenen Freitag hatten die Gläubiger zur Schlecker-Rettung eine letzte Galgenfrist von einer Woche eingeräumt, die Angebote der Investoren nachzubessern. Die Hoffnung lag bei vielen vor allem auf Berggruen. Ihm wurde zugetraut, sich auf das Risikoprojekt Schlecker einzulassen. Am Freitagvormittag lief dann die letzte Frist der drei größten Gläubiger aus.
Bis zuletzt hatten die Schlecker-Mitarbeiter auf einen Retter in letzter Sekunde gehofft. Die meisten vergebens: Lediglich die 1.100 Beschäftigten von Schlecker XL sind vorerst davongekommen, für die Tochtergesellschaft gebe es demnach eine "eigenständige Zukunft". Auch die rund 3.990 Mitarbeiter der Tochter IhrPlatz können aufatmen. Alle anderen Mitarbeiter - rund 13.200 Personen - werden bis Ende Juni die Kündigung erhalten. Bereits Ende März hatten 11.000 Schlecker-Beschäftigte im Zuge der Insolvenz ihren Arbeitsplatz verloren.
Auslandstöchter sollen verkauft werden
Für Österreich mit seinen 931 Märkten und knapp 3.000 Mitarbeitern werde nun laut Geiwitz ein Käufer gesucht - ebenso wie für die anderen ausländischen Tochtergesellschaften. Schlecker ist abgesehen von Österreich in Luxemburg, Belgien, Polen, Italien und Portugal vertreten. Die Töchter in Tschechien und Frankreich wurden bereits verkauft.
Schlecker-Österreich-Anwalt Klaus Ferdinand Lughofer rechnet "nicht mit einer Insolvenz in den nächsten Wochen". Die Zerschlagung von Schlecker in Deutschland habe "keinen unmittelbaren Einfluss auf Schlecker-Österreich", sagte er am Freitagnachmittag. Entscheidend sei, wie "treu die Kunden in den kommenden Wochen" bleiben. Jede negative Berichterstattung schlage sich in einem Umsatzrückgang nieder.
Laut Lughofer gibt es "seit geraumer Zeit" Gespräche mit drei Investoren für die Schlecker-Tochter in Österreich. Darunter seien Finanzinvestoren und auch ein Interessent aus Österreich. Erst seit Kurzem gebe es "intensive Gespräche". Eine Entscheidung erwarte er "in den nächsten Wochen".
Großes Bangen um Millionen-Forderungen
Nachdem Schlecker in Deutschland nun zerschlagen wird, muss die Österreich-Tochter um ihre Millionen-Forderungen gegenüber der Konzernmutter bangen. Schlecker Österreich hat in seiner Bilanz 2010 Forderungen in Höhe von 169 Millionen Euro gegenüber verbundenen Unternehmen ausgewiesen. Zu Jahresbeginn habe man noch eine "finanzielle Stütze" der Konzernmutter in zweistelliger Millionenhöhe erhalten. Einen kolportierten Verlust im laufenden Jahr von 25 Millionen Euro wies Lughofer entschieden zurück - die Kapitaldecke sei aber "relativ dünn".
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