Wettskandal

Polizei stürmt EM-Trainingslager von Italiens Team

Sport
28.05.2012 17:59
Der Wett- und Manipulationsskandal, der bereits seit Monaten Italien erschüttert, hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Am frühen Montagmorgen stürmte die Polizei im Rahmen einer Razzia das EM-Trainingslager der Squadra Azzurra. An anderen Orten kam es zu Festnahmen, unter anderem wurde Lazios Kapitän Stefano Mauri verhaftet.

Ermittlungen wurden auch gegen den Nationalspieler Domenico Criscito (siehe Bild, Spielernummer 3) aufgenommen, der vor seinem Transfer zu Zenit St. Petersburg bei Genua spielte. Die Durchsuchung des Teamcamps in Florenz sorgte für erhebliche Unruhe, die italienischen Medien überschlugen sich vor Entsetzen.

Criscito aus Teamkader entlassen
Abwehrspieler Criscito, der im Trainingslager einvernommen wurde, ist inzwischen vom italienischen Verband FIGC aus dem erweiterten EM-Kader entlassen worden. "Criscito wird nicht bei der EURO 2012 sein, das ist nicht sein wichtigstes Ziel, er will seine Situation klären", sagte FIGC-Vizepräsident Demetrio Albertini. Und das, obwohl Staatsanwalt Roberto di Martino zuvor erklärt hatte, der 26-Jährige sei Zeuge und kein Beschuldigter und könne daher "ruhigen Gewissens" an der EM teilnehmen.

Die Untersuchungen führten zudem zur Festnahme des Zweitliga-Spielers Omar Milanetto (Padua). Gemeinsam mit ihm soll Lazio-Kapitän Mauri für Geld Spiele manipuliert haben. Betroffen ist auch der Genoa-Stürmer Giuseppe Sculli, auch die Wohnung des Chievo-Verona-Stürmers Sergio Pellissier wurde durchsucht.

Büro von AC-Siena-Boss durchsucht
Indes haben die Staatsanwälte der Stadt Siena Ermittlungen gegen den Präsidenten des Erstligisten AC Siena, Massimo Mezzaroma, eingeleitet. Sein Büro wurde durchsucht, berichteten italienische Medien. Belastet wurde Mezzaroma von dem verhafteten Fußball-Profi Carlo Gervasoni, der mit dem Ex-Kapitän des Erstligisten Atalanta Bergamo, Cristiano Doni, zu den Drahtziehern der Manipulationsaffäre zählen soll.

Gervasoni hatte den Ermittlern erklärt, dass Mezzaroma anlässlich des Spiels Modena gegen Siena am 26. Februar 2011 zwei Modena-Spieler bestochen habe. Der Siena-Präsident wies die Vorwürfe entschieden zurück. Laut den Staatsanwälten in Cremona wurden in der Saison 2010/11 bis zu acht Siena-Matches manipuliert.

Ermittlungen laufen bereits seit Monaten
Die Staatsanwaltschaft der norditalienischen Stadt Cremona ermittelt in der "Calcioscommesse"-Affäre (Fußballwetten) bereits seit Monaten gegen insgesamt 19 Personen. Dabei handelt es sich um mehrere Fußballprofis der Serien A und B, sowie um Trainer und Manager. Mehr als 15 Personen, unter ihnen auch der frühere Lazio-Stürmer Giuseppe Signori, sind in dieser Affäre bereits im Vorjahr bestraft worden.

Bei der Pfingst-Aktion wurde auch die Wohnung von Juventus-Trainer Antonio Conte durchsucht, der den italienischen Rekordmeister seit einem Jahr betreut und ohne Liga-Niederlage zum Titel geführt hat. Conte hatte vergangene Woche seinen Vertrag bei der "Alten Dame" bis 2015 verlängert. Belastet wurde der Coach von Serie-B-Profi Filippo Carobbio, der sich nach seiner Festnahme wegen Manipulation zur Zusammenarbeit mit der Justiz entschloss.

Festnahmen auch in Ungarn
Carobbio berichtete den Staatsanwälten, dass das Zweitliga-Spiel zwischen Novara Calcio und dem AC Siena (2:2) am 1. Mai 2011 manipuliert worden sei. Conte, damals Coach von Siena, sei über die Absprachen informiert gewesen, behauptet Carobbio.

In der Serie A sollen 2010/11 Spiele wie jene zwischen Lazio und Genoa sowie Lecce und Lazio manipuliert worden sein, erklärte Raffale Grassi von der zuständigen Polizei-Sondereinheit gegenüber dem TV-Sender Sky. In Ungarn wurden fünf Mitglieder einer internationalen kriminellen Gruppe um den aus Singapur stammenden Tan Seet Eng festgenommen, der laut Ermittlern einen asiatischen Wettring leitete und schon im Dezember verhaftet worden war.

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(Bild: KMM)



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