Abschied in St. Johann

Kloster schließt: „Wir bleiben Benediktinerinnen“

Steiermark
30.12.2023 16:00

Von den einst über 100 Mitgliedern sind heute nur noch drei über: Für die Schwestern des Klosters St. Gabriel im oststeirischen St. Johann bei Herberstein heißt es morgen Abschied nehmen. Wir trafen die Priorin der Benediktinerinnen-Gemeinschaft.

Erzengel Gabriels bronzefarbene Flügel strahlen im hellen Nachmittagslicht dieses milden Dezembertages. Die Figur des Gottesboten wacht vor dem Eingang des Klosters im oststeirischen St. Johann bei Herberstein, das nach dem biblischen Engel der Verkündung benannt ist. Schwester Hildegard Altmann öffnet uns die Pforten des modernen, vor 15 Jahren auf einem Hügel neben der römisch-katholischen Pfarrkirche errichteten Baus. Der Blick auf das idyllische Feistritztal lässt schon vor dem Eintritt in die „heiligen“ Hallen innerliche Ruhe einkehren.

Wir zählen zu den letzten Besuchern des Hauses der Benediktinerinnen, das seine Tore mit Ende des Jahres für immer schließt.

(Bild: Christian Jauschowetz)

„Wir verlassen diesen Standort“, berichtet die Priorin der Gemeinschaft, die nur mehr aus drei Schwestern besteht. Das fortschreitende Alter der Nonnen gab den Ausschlag für den schweren Schritt. „Die älteste Schwester ist über 98 Jahre alt, die zweitälteste 78 und ich selbst bin auch schon 69. Wir können es nicht mehr verantworten, ein so großes Haus zu besetzen - und machen jetzt Platz für etwas Neues“, sagt Schwester Hildegard, deren Namenspatronin die deutsche Benediktiner-Äbtissin und heilkundige Universalgelehrte des Mittelalters, Hildegard von Bingen, ist.

Kloster wurde vor 124 Jahren gegründet
Die Geschichte des Klosters St. Gabriel reicht bis ins Jahr 1899 zurück. Die Gründung erfolgte in Prag. „30 Jahre lang blühte dort das Kloster, 1919 jedoch musste die auf über 100 Mitglieder angewachsene Gemeinschaft aus politischen Gründen ausziehen - und fand eine neue Heimat in der Burg Bertholdstein im oststeirischen Hügelland“, erklärt uns die Ordensfrau.

1942 wurden die Schwestern von den Nazis vertrieben und fanden Zuflucht in anderen Klöstern. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten 80 von ihnen wieder nach Bertholdstein zurück. 2008 trat die Gemeinschaft in die Föderation der Benediktinerinnen von der heiligen Lioba über und siedelte in das neue Gebäude in St. Johann bei Herberstein.

(Bild: Christian Jauschowetz)

„Ich kam als 32-Jährige im Jahr 1986 zu den Benediktinerinnen. Damals waren wir 25 Schwestern“, erinnert sich die Klostervorsteherin zurück. Sie war eine Spätberufene, von Beruf Musikerin und Cello-Lehrerin. „Ich bin in einem nicht-christlichen Elternhaus aufgewachsen und habe mich erst im Alter von 26 Jahren taufen lassen.“

„Ich habe meine Entscheidung nie bereut“ 
Warum dann die Entscheidung für ein Leben in einem katholischen Frauenorden, in dem das Leben einzig Gott geweiht ist? Warum der Verzicht auf eine eigene Familie? „Es war ein Ruf, der mich ereilt hat“, sagt Schwester Hildegard. „Ich habe die Entscheidung niemals bereut.“ Sie freut sich auf die neue Zukunft, die sie nach Wien führen wird: „Ich ziehe in ein Wohnhaus einer Ordensgemeinschaft, deren vier Schwestern auch selbst darin wohnen.“

Das Haus der Frauen, Bildungshaus der katholischen Kirche, bisher Nachbarin des Klosters, wird die freien Räume in St. Johann übernehmen. Die beiden anderen Schwestern übersiedeln in andere Wohnformen, das Priorat Kloster St. Gabriel existiert weiter. „Denn wir drei bleiben natürlich Benediktinerinnen!“

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