1100 verwaiste und kaputte alte Drahtesel wurden allein heuer im Stadtgebiet von Innsbruck eingesammelt. Was passiert mit diesen Altlasten? Sie fahren nicht mehr, aber transportieren Geschichten. Die „Krone“ begab sich auf Spurensuche im Bauhof der Tiroler Landeshauptstadt.
Auf dem alten Waffenrad funktioniert kaum noch etwas. Auch der Sattel aus echtem Leder ist hinüber. Das Gefährt könnte wohl so manche Geschichte aus seinem langen Leben erzählen. Waffenräder werden seit Jahrzehnten so nicht mehr hergestellt. Einige Exemplare stehen aufpoliert in Museen. Doch besagtes Stück ist nicht als Vorzeigemodell geeignet. Es steht am großen Radfriedhof der Stadt Innsbruck in der Roßaugasse 4b.
Verkehrssicherheit, Umweltschutz und der begrenzte Platz auf den Abstellflächen sind Kriterien, nach denen wir nicht mehr fahrtaugliche Räder entfernen.
Christoph Gruber, Magistratsabteilung Straßenbetrieb
Dem Winterdienst im Weg, der Umwelt eine Belastung
Hierher werden jene Räder gebracht, die das Amt für Straßenbetrieb zweimal im Jahr einsammelt. 600 waren es heuer im Frühling, 500 jetzt im Oktober. „Wir entfernen verrostete, nicht mehr fahrtaugliche Räder aus dem öffentlichen Raum. Viele von ihnen sind auf Stellplätzen im Weg, hängen kaputt an Straßenlaternen oder Bäumen“, schildert Referatsleiter Christoph Gruber. Dies sei etwa für den Winterdienst eine Belastung, aber auch für die Umwelt.
Natürlich werde ein Rad nicht einfach so entfernt: „Wir wissen über Bürgermeldungen und von Stadtmitarbeitern meistens gut, ob ein Gefährt tatsächlich verwaist ist.“ Nicht selten kommt es vor, dass Besitzer ihr ausgedientes Fahrzeug an ein Haus gelehnt zurücklassen. Erschreckend oft kommt es vor, dass Räder irgendwo entwendet und nach dem Gebrauch weggeworfen werden. Dann landen sie als Altlasten im Straßenbauhof. Dort warten sie nun auf ihr Schicksal.
Zwei Monate werden die Drahtesel aufbewahrt. Bis Mitte Dezember jene von der Sammelaktion im Oktober. Potenzielle Besitzer können sich bis dahin beim Amt für Straßenbetrieb melden. „Mit Beschreibung oder Foto als Besitznachweis“, erläutert Werkmeister Dietmar Auer. Er ist für die herrenlosen Gefährte zuständig und hat schon einige Wiedersehensfeste erlebt: „Da wird es zuweilen emotional. Es geht ja nicht um den materiellen Wert. Den gibt es hier nicht mehr. Es geht ums Ideelle, etwa wenn es das Rad vom Opa ist.“
Für karitative Zwecke oder den Schrottplatz
Die meisten Räder hier werden aber nicht mehr abgeholt. Die besten Stücke werden für karitative Zwecke verschenkt. Auer nennt als Beispiel Jugendgruppen, die sich an den alten Gefährten als Mechaniker erproben dürfen. Der Rest wird entsorgt und nimmt seine Geschichten mit in die Schrottpresse.
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