Um 1965 machte Hans Hollein, angehender Stararchitekt Nummer eins von Österreich, als selbst proklamierter Avantgardist international Furore: ein Kämpfer, der zäh um die Verwirklichung seiner ungewöhnlichen, heftige Diskussionen auslösenden Projekte rang. Anlässlich seines 10. Todestages präsentiert nun das Architekturzentrum Wien die Schau „Hollein Calling“: 15 Schlüsselwerke - und Ergebnisse, wie weit das Archiv des Architekten, Designers, Architekturlehrers und Ausstellungsgestalters bereits aufgearbeitet ist.
Als ich mit Hans Hollein knapp vor seinem Tod das letzte Mal sprach, machte er sich Sorgen um sein Vermächtnis. Hatte er doch erlebt, wie zwei seiner international viel diskutierten und bewunderten Hauptwerke in Wien ganz oder teilweise demoliert wurden: das Österreichische Verkehrsbüro im Heinrichhof (1976/79), eine imposante Glashalle mit golden leuchtenden Palmen und indischem Pavillon, wurde skandalöserweise zerstört. Die Versatzstücke landeten irgendwo. Und im Haas-Haus am Stephansplatz (1985/90) riss man 2002 das imposante, konisch sich nach oben öffnende Atrium mit Glaskuppel, großzügigen Marmortreppenanlagen, Balkonen und einer Licht spendenden Monumentalskulptur heraus - das Haas-Haus wurde leider erst um 2013 unter Denkmalschutz gestellt. Weltstadtarchitektur wurde da des Geschäftes wegen zugunsten eines Textilunternehmens zu einem Provinzladen demoliert. Wie so oft in Wien. Was auch international böse kommentiert wurde.
Aber auch sein mit dem begehrten US-Pritzkerpreis ausgezeichnetes Kerzengeschäft Retti am Kohlmarkt ist nicht mehr im Originalzustand, sein originelles israelisches Reisebüro gibt’s nicht mehr usw. Und seine extravaganten Boutiquen? Ist ihr Überleben gesichert? Bleibt zu hoffen, dass Denkmalamt & Stadt Wien mehr darauf schauen, Holleins Erbe zu bewahren. Oder genügt es uns, in Hinkunft seine Werke im Archiv des Architekturzentrums anzusehen? Und an Stätten von Verunstaltung und Zerstörung auf Gedenktafeln zu lesen: „Hier hat Hans Hollein gebaut“.
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