Historische Bilder

Seltene Einblicke: So entstand der Stubenbergsee

Steiermark
17.07.2023 16:00

Vor fünf Jahrzehnten ging der Stubenbergsee in Betrieb. Alte Fotos zeigen die spektakuläre Errichtung - und wie er die oststeierische Gemeinde verändert hat.

Wiese? Welche Wiese? Das Grün ist kaum zu sehen, so viele Menschen haben sich darauf breitgemacht, weil sie Abkühlung im wenige Meter entfernten Wasser suchen. Luftaufnahmen aus den ersten Jahren des oststeirischen Stubenbergsees zeigen Menschenmassen am Ufer und lassen erahnen, welche Anziehungskraft die Freizeitanlage speziell in den 1970er-Jahren ausgeübt hat.

Menschenmassen am Stubenbergsee kurz nach der Eröffnung in den 1970ern (Bild: Adolf Koska sen.)
Menschenmassen am Stubenbergsee kurz nach der Eröffnung in den 1970ern

Die Aufnahmen stammen aus dem umfangreichen Fotoarchiv des Stubenberger Landwirts Adolf Koska senior, der die Entstehungsgeschichte des Sees in Bildern dokumentiert und so der Nachwelt erhalten hat - die „Krone“ konnte Einblick nehmen.

Der wilde Fluss Feistritz wurde gezähmt
Dort, wo heute der See ist, war einst ein fruchtbarer Talboden, die Stubenberger Au. Mittendurch floss die Feistritz, der wilde Fluss, der immer wieder für Überschwemmungen sorgte und im Winter sogar Eisschollen aus der Feistritzklamm mit sich führte. Die Landwirte lebten auf den umliegenden Hügeln, mühsam bewirtschafteten sie mit ihren Ochsen die Äcker unten im Tal.

In den 1950er-Jahren gab es erste Überlegungen, einen Hochwasserschutz zu errichten. Doch Visionäre, allen voran Fremdenverkehrsobmann Hans-Karl Flaggl, der eine Konditorei-Bäckerei führte, planten bald an einem Badesee - und fanden gewichtige Unterstützer wie Bürgermeister Peter Höfler, Landesrat Franz Wegart und Graf Otto Herberstein, dem die Hälfte der benötigten Grundstücke gehörte. Er verpachtete sie um einen symbolischen Schilling.

Tourismus-Visionär Hans-Karl Flaggl und die Stubenberger Au (Bild: Adolf Koska sen.)
Tourismus-Visionär Hans-Karl Flaggl und die Stubenberger Au

Geschickte Bauern verhandelten im Stall
Die Verhandlungen mit den anderen Landwirten gestalten sich unterschiedlich schwierig, laut Zeitzeugen wurden sie teils direkt im Stall geführt. Einige Bauern waren besonders geschickt: Sie schlugen heraus, dass ihre Kinder rund um den See Campingplätze oder Pensionen errichten konnten - bis heute sind das teils erfolgreiche Betriebe.

Nach jahrelangen Vermessungen und Planungen wurde schließlich 1968 mit dem Bau begonnen. Die Feistritz wurde begradigt und mit einem Damm vom neuen See abgetrennt. Finanziert wurde das ehrgeizige Vorhaben primär vom Land Steiermark. Kein Wunder, dass Wegart nach der Eröffnung 1971 gesagt haben soll: „Ich hab euch den See hergebaut, jetzt müsst ihr auch was tun.“

Vermessungsarbeiten in den 1960er-Jahren (Bild: Adolf Koska sen.)
Vermessungsarbeiten in den 1960er-Jahren

Gäste strömten von weit her
Stubenberg wandelte sich von einer landwirtschaftlich geprägten zu einer Tourismusgemeinde. Die Badegäste strömten von weit her, aus Wien, Graz und der Obersteiermark. Viele Gästebetten entstanden, aber kaum in hochwertigen Kategorien, oftmals waren es privat vermietete Zimmer. Das war vor allem in den 1990ern problematisch, als Kroatien immer stärker als günstiges Urlaubsland lockte und Flugreisen in ferne Länder leistbarer wurden.

Heute gilt der Stubenbergsee längst wieder als einer der ersten Badeadressen des Landes, auch die Einführung der Parkgebühren vor zwei Jahren konnte daran nichts ändern. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen, ein Jufa-Hotel - und seit dem Vorjahr auch wieder Partys im legendären Seehof. Wer es ruhiger haben will, spaziert in der kalten Jahreszeit einmal um den See - bis zu 1500 Menschen tun das pro Tag.

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