Verzweiflungstat

Familienvater überfiel Fastfood-Filiale in Graz

Steiermark
06.06.2023 17:57

Aus Verzweiflung, weil ihm die Schulden über den Kopf wuchsen und er keinen anderen Ausweg sah, hat ein Bosnier im Jänner eine Fastfood-Kette in Graz-Straßgang überfallen. Er scheiterte, weil die Angestellten den Code für den Tresor nicht wussten. Am Dienstag wurde der Familienvater in Graz verurteilt.

„Mein Vater wurde in Afghanistan erschossen. Als ich die Waffe sah, war da pure Angst. Ich habe nur an meine Familie gedacht und gehofft, dass nichts passiert!“ - Dramatisch schildert eines der Opfer, eine männliche Reinigungskraft, Richter Hanspeter Draxler die Situation des Überfalls. Auch sein Kollege ist traumatisiert: „Ich habe am ganzen Körper gezittert. Die Waffe hatte einen Schalldämpfer. Ich wusste ja nicht, dass sie nicht echt ist.“

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Ich habe jede Nacht Ängste, bei jedem Geräusch schrecke ich hoch. Aber was soll ich tun, ich muss arbeiten gehen.

Eines der Überfalls-Opfer vor Gericht

„Ich hätte auch Angst gehabt“
„Entschuldigung von Herzen!“ - In gebrochenem Deutsch bemüht sich der Räuber um eine Entschuldigung, die die Opfer auch annehmen. Der 35-jährige Bosnier spricht sehr leise, man merkt ihm die Emotionen an. „Ich hätte auch Angst gehabt“, sagt er. „Bereuen Sie die Tat?“, fragt ihn der Richter. „Dieses Wort ist gar nicht stark genug, um auszudrücken, was ich wirklich fühle.“

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Es spricht für Sie, dass Sie eine Spielzeugpistole verwendet haben, aber für die Opfer macht das keinen Unterschied.

Richter Hanspeter Draxler zum Angeklagten

Hoch verschuldet
Doch wie ist der dreifache Familienvater mit einem guten Job auf diese Idee gekommen? Nachdem er mit seinem Kleinunternehmen in die Pleite gerutscht war, hatten sich 170.000 Euro Schulden angesammelt. „Der psychische Druck wurde zu groß. Meine Frau hat mir die Schuld an unserer finanziellen Situation gegeben. So habe ich versucht, an Geld zu kommen.“ 10.000 Euro hatte er sich erwartet.

„Darf nicht bagatellisieren“
„Es war reine Verzweiflung“, betont sein Anwalt Hermann Kienast, „und steht in völligem Widerspruch zu seinem bisherigen Leben.“ Auch Staatsanwalt Arnulf Rumpold muss zugeben, dass es selten so reumütige und geständige Täter gibt. „Dennoch darf man nicht bagatellisieren, was er getan hat und was das für die Opfer bedeutet“, so der Ankläger.

Das Urteil: 21 Monate unbedingte Haft. Er nimmt an. „Ich möchte nur wieder schnell zu meiner Familie zurück.“ Der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab, das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

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