Audi Grandsphere, VW ID.2all, die Genesis X-Trilogie plus GV80 Concept (zwei Europapremieren) - die Reihe der topaktuellen Exponate zum Anfassen beim Car Design Event in München war beeindruckend. Doch ihnen allen stahl ein seltenes Juwel die Schau: der BMW Alpina Z1. Mindestens genauso schön anzuschauen - und auch noch herrlich zu fahren, findet „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl hier im Video-Fahrbericht.
Schon der serienmäßige BMW Z1 war ein ganz besonderer Roadster. Aus dem damals aktuellen 3er der Baureihe E30 schufen die Münchner in Handarbeit zwischen 1989 und 1991 insgesamt 8000 offene Zweisitzer mit Stoffverdeck und elektrisch versenkbaren Türen. Weil diese keine tragende Funktion hatten, durften sie sogar während der Fahrt in ihrem Kabäuschen hinter den Schwellern ruhen, was für eine gehörige Portion Fahrtwind auf den gar nicht billigen Plätzen sorgte.
Die intern E30 (Z) genannte Baureihe wurde in der 1985 gegründeten BMW-Tochter BMW Technik GmbH konstruiert, verantwortlich waren Ingenieur Ulrich Bez und Designer Harm Lagaay. In einem Stück vollverzinktes Stahlchassis, die Karosserie aus Kunststoff bzw. GFK, der glatte Boden aus faserverstärktem Sandwichmaterial, dazu eine neu konstruierte Doppelquerlenker-Hinterachse, die später auch im E36 übernommen wurde - der Z1 ist nicht nur optisch, sondern auch konstruktiv ein tolles Fahrzeug.
Hinter der Vorderachse baute BMW den 170 PS starken Reihensechszylinder aus dem 325i ein. Zu schwach, fand man bei Hausveredler Alpina in Buchlohe und bohrte die Zylinder auf 2,7 Liter auf. Das Resultat waren glatte 200 PS und 261 statt 222 Nm, die bei 4900/min. erreicht wurden. So absolvierte der unverändert 1250 kg leichte BMW Alpina Z1 den Standardsprint in 7,1 statt 7,9 Sekunden und rannte 231 statt 225 Stundenkilometer Spitze.
Exklusive Alpina-Kleinserie
Natürlich legte Alpina auch an der Technik Hand an, etwa am Fahrwerk, auch die Auspuffanlage wurde getauscht. Die 17 Zoll großen 20-Speichen-Felgen sind Alpina-Klassiker. Insgesamt entstanden zwischen August 1990 und September 1991 gerade mal 66 Stück, die heute entsprechend gesucht und schwer zu bekommen sind. 35 davon wurden nach Japan exportiert, der Rest blieb in Europa (einer in Großbritannien, einer in den Niederlanden, der Rest in Deutschland).
Und so ist es kein Wunder, dass der Alpina Z1, den Alpina-Geschäftsführer Andy Bovensiepen höchstpersönlich nach München mitgebracht hat, ein besonderer Genuss für jeden Auto-Fan ist. Gut 12.000 Kilometer auf der Uhr, in Jahreswagenzustand, verkörpert er die Essenz dessen, was einen guten BMW (und speziell einen Alpina-BMW) ausmacht. Allein der Klang des Sechszylinders - sehr sonor und leicht angeschärft durch den Sportauspuff, weckt Glücksgefühle. Angesichts der Lenkung werden heutige BMW-Fahrer neidisch, auch das Fahrwerk kann als Vorbild für viele gelten.
Einziger Nachteil am Z1: Der Fahrer sollte einigermaßen sportlich oder zumindest beweglich sein, sonst gestaltet sich das Ein- und Aussteigen mit geschlossenem Verdeck schwierig. Der Holm, in dem die Türen elektrisch versinken, ist logischerweise massiv und sehr breit, der Türausschnitt klein. Mit Offenem Dach ist alles leichter, aber zum Öffnen des Verdecks muss man ja erst einmal einsteigen.
Nichts gegen heutige BMWs, auch nicht gegen den Z4 und auch nicht gegen die elektrischen - aber wirklich begehrenswert ist dieser kleine Oldtimer. Von dieser Art Auto würden wir uns mehr wünschen.
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