Als Corona-Hotline wurde sie bekannt und brach alle Rekorde. Jetzt ist die Telefonnummer 1450 wieder das, was sie ursprünglich war: Eine Anlaufstelle für verschiedene Gesundheitsfragen. Neue Aufgaben sind geplant. Eine davon: Das Gesundheitssystem retten.
Ein Blick zurück: Es ist der 12. März 2020. Die Pandemie erfasst Österreich. Noch bevor von Corona-Wellen die Rede ist, erleben die Mitarbeiter der Leitstelle Tirol einen Anruf-Tsunami. Mehr als 15.000-mal wird an diesem Tag die Telefonnummer 1450 gewählt.
„Zu Spitzenzeiten waren hundert Helfer nötig“
„Der Ansturm war extrem“, erinnert sich Leitstellen-Geschäftsführer Bernd Noggler noch genau an diese Stunden: „Hoffentlich müssen wir das nie wieder erleben“. Mehr als 15.000 Anrufe und vier Mitarbeiter - das brachte das Team rasch an die Grenzen. „Wir haben dann natürlich aufgestockt und zu Spitzenzeiten rund hundert Leute für den 24-Stunden-Betrieb gebraucht, darunter Soldaten und Freiwillige“, zählt der Leitstellen-Chef auf. Im Jahr 2021 war die Hotline mit mehr als 1,1 Millionen Beratungsgesprächen die gefragteste Nummer im Land. Im Vergleich: Im Vorjahr erreichten alle Telefondienste der Leitstelle zusammen (inkl. Notrufe) keine 500.000 Anrufe.
Der Ansturm am Beginn der Pandemie war extrem. Mehr als 15.000-mal wurde die Nummer 1450 am absoluten Spitzentag gewählt.
Bernd Noggler, Geschäftsführer der Leitstelle Tirol
Nur noch 30 Prozent der Fragen kreisen um Corona
Als Corona-Hotline wurde die 1450 berühmt. Doch jetzt kehrt sie in Etappen wieder zu ihren ursprünglichen Aufgaben zurück. Derzeit ist sie ein Zwitterwesen. „Noch hat die Hotline eine eigene Corona-Schiene. Aber nur mehr rund 30 Prozent der Anrufe kreisen um das Thema“, weiß Noggler. Der Rest betreffe andere Anliegen: Das Kind hat Fieber. Wann zum Arzt? Die Kopfschmerzen werden immer heftiger. Was hilft? Es geht um Fragen wie diese.
Derzeit 100 bis 150 Anrufe an einem Tag
Neun diplomierte Pflegekräfte sorgen in Tirol dafür, dass die von Bund, Sozialversicherungen und Ländern 2019 eingeführte Nummer rund um die Uhr besetzt ist. Rekorde bricht die 1450 heute keine mehr. Noggler spricht von derzeit 100 bis 150 Anrufen pro Tag.
Ärzte-Chef sieht eine Entlastung für Spitäler
Künftig soll die Hotline eine wichtige Vermittlerrolle spielen und das Gesundheitssystem entlasten. In Zeiten von wachsendem Ärztemangel und überfüllten Spitalsambulanzen eine Herkulesaufgabe. Tirols Ärztekammer-Präsident Stefan Kastner sieht in ihr ein probates Mittel, „um die Patientenströme in die Spitäler besser in den Griff zu bekommen“. Zusätzliche Dienste wie Videotelefonie oder App-Anwendungen sind in Planung.
Was Noggler allerdings Sorge bereitet: „Mitarbeiter der Hotline dürfen natürlich keine Diagnosen stellen, verweisen bei Bedarf auf den nächsten Arzt. Aber was tun, wenn der Ärztemangel weiter um sich greift?“
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