Drei Schüsse, dann bricht ein Grazer Dealer in einem Wald tödlich getroffen zusammen. Hat eine Rotlicht-Größe den Mordauftrag erteilt? Auch fast 30 Jahre nach der Tat läuft die Suche nach den Tätern.
Als ihm dämmert, dass er in eine Falle getappt war, ist es zu spät: Drei Schüsse treffen Werner Happer, zwei Projektile durchschlagen seinen Kopf, das dritte bleibt in der Brust stecken. Der 1,90 Meter große Mann mit Lockenpracht verblutet hilflos auf einem Pilgerweg. Seine Verfolger, die den Grazer an jenem verhängnisvollen 30. Juni 1995 unter einem Vorwand in den Betleitengraben bei Deutschlandsberg gelockt hatten, verscharren den 30-Jährigen nur notdürftig.
Erst zwei Tage später wird seine Leiche gefunden: Zwei Wallfahrer stoßen auf Blutspuren und vermuten zunächst, ein Reh wäre angeschossen worden. Auf dem Rückweg von Osterwitz fallen den beiden dann Schleifspuren auf, worauf sie eine Böschung hinabklettern und den Toten entdecken. Mit einem Trainingsanzug bekleidet, blutüberströmt, zwischen großen Ästen, Holzstücken und Erdreich.
Drogenkrieg endet mit Hinrichtung
Am Tag danach wird klar, um wen es sich beim kaltblütig Hingerichteten handelt: Werner Happer ist eine Fixgröße in der Grazer Drogenszene, der alteingesessenen Dealern in die Quere gekommen war. Er soll Kokain-Lieferanten betrogen, den „Stoff“ zu Dumpingpreisen verkauft und selbst große Kasse gemacht haben.
Damit brachte er die Unterwelt - und vor allem einen großen Strippenzieher gegen sich auf: den „Professor“. Kriminalisten vermuteten, der „Big Boss“ könnte den Mordauftrag gegeben haben (Beweise dafür gab es nie). Schon zuvor war es zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen, die in einem Beinschuss für den „Professor“ und Prügel-Attacken gegen Happer gipfelten. Doch wer erledigte die „Drecksarbeit“ für den „Professor“?
Prozess endet mit einer Farce
Nun, unter Verdacht geraten zwei Männer, ein 28-Jähriger und ein 39-Jähriger. Ersterer besaß eine Maschinenpistole mit Schalldämpfer, hatte Happer vor dessen Ermordung 17-mal angerufen und kannte den Tatort wie seine Westentasche. Zweiterer hatte Kokain bei sich, das das Mordopfer von Ungarn nach Graz geschmuggelt hatte.
Vorschau auf die ATV-Sendung „Ungelöst - Cold Case Austria“ mit Gerald Schwaiger („Steirerkrone“):
Für die Kriminalisten ist rasch klar, dass sie den Tätern auf die Schliche gekommen waren. Der 28- und der 39-Jährige werden angeklagt, doch der Prozess gegen sie endet mit einer Farce: Das Grazer Schwurgericht spricht die mutmaßlichen Mörder trotz zahlreicher Indizien frei ...
Erst Monate später wird bekannt, dass auf Zeugen, Polizisten und deren Angehörige massiver Druck ausgeübt worden war. Mit Erfolg - der Mordfall ist bis heute ungeklärt. Am Freitag rollt der Sender ATV den Mord im Drogenmilieu neu auf: zu sehen ab 20.15 Uhr in „Ungelöst - Cold Case Austria“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.