Schlimmer Sturz

Walkner: „Die schlimmsten Stunden meines Lebens“

Motorsport
14.01.2023 20:38

"Es waren mitunter die schlimmsten Stunden in meinem Leben. Es war ein Tag, den ich definitiv nicht vergessen werde - aber auch nicht mehr erleben will.“ Mit diesen Worten meldete sich Matthias Walkner am Samstag aus dem Spital via Sprachnachricht zu Wort. Der Salzburger war auf der vorletzten Etappe der Rallye Dakar schwer gestürzt, zog sich dabei nach einer ersten Diagnose aber keine gravierenden Verletzungen erlitten.

Der 36-Jährige hatte eine Abrisskante übersehen und sprang in einen Gegenhang, dürfte jedoch mit Prellungen, Verstauchungen und blauen Flecken davongekommen sein. Das Rennen ist für den Salzburger dennoch beendet. Der Weg ins Krankenhaus nach Dammam glich einer kleinen Odyssee.

„Will ich nicht mehr erleben“
„Es waren mitunter die schlimmsten Stunden in meinem Leben. Es war ein Tag, den ich definitiv nicht vergessen werde - aber auch nicht mehr erleben will“, sagte Walkner am Abend in einer Sprachnachricht aus dem Krankenhaus. Von seinem Sturz bis zum Eintreffen im Spital dauerte es insgesamt über acht Stunden. Der französische Veranstalter begründete dies damit, dass auf einen weiteren Verunfallten gewartet wurde und Walkners Verletzung nicht lebensbedrohlich sei.

Walkner war schon auf der zweiten Etappe der Rallye in Saudi-Arabien gestürzt, hatte das Traditionsrennen aber trotz einer Handgelenksverletzung fortgesetzt. Auf dem vorletzten Teilstück erwischte es ihn bei Kilometer 55 in den Sanddünen noch schlimmer. „Wie es einfach so verfuchst sein wollte bei dieser ganzen Dakar schon, habe ich eine kleine Abrisskante übersehen - gar nicht schlimm“, schilderte der KTM-Pilot den Hergang. „Ich bin relativ stumpf und langsam in den Gegenhang reingesprungen.“ Weil die Tanks noch sehr voll waren, habe das Motorrad aber durchgeschlagen und er sei auf die Sitzbank geknallt.

Die Empfindungen danach waren gar nicht gut. „Es hat sich anders angefühlt als sonst. Ich habe das Gefühl gehabt, wie wenn hinten im Rücken etwas nass hinunterläuft, ein bisschen kalt, wie wenn etwas ausrinnen würde, wie wenn etwas undicht wäre“, erklärte Walkner nach einem „Stich im unteren Rückenbereich“. Er wurde von seinem argentinischen Markenkollegen Kevin Benavides erstversorgt und mit einem Hubschrauber ausgeflogen. Am Flughafen wartete der 36-Jährige dann lange auf den Weitertransport. KTM-Berater Heinz Kinigadner schaltet sogar die saudische Regierung ein, um diesen zu beschleunigen.

Acht Stunden festgeschnallt
Walkner war mehr als acht Stunden auf der Vakuummatte mit Gurten festgeschnallt und verlor in Damman beim Rettungstransport zwischenzeitlich etwas das Gefühl in den Beinen. Er klagte über sehr starke Schmerzen im unteren Rückenbereich und war zudem sehr nervös. Chaotische Zustände im Krankenhaus, wo bereits KTM-Teamarzt Rainer Hochgatterer und Walkners Betreuer Thomas Haider warteten, verzögerten eine erste Diagnose. Erst nach zehn Stunden gab es Entwarnung.

Demnach erlitt Walkner keine Knochenbrüche und ist neurologisch unauffällig, dafür machen ihm Stauchungen, Prellungen und Hämatome zu schaffen. „Ich dürfte mir wahrscheinlich ziemlich sicher nichts gebrochen haben. Die Bandscheiben schauen auch noch gut aus. Man hat ein paar alte kleine Frakturen gesehen, meine Wirbelsäule hat doch schon ein bisschen was mitgemacht“, meinte der Kuchler, der vorerst für eine Schmerztherapie im Krankenhaus blieb. Sollte er transportfähig sein, wird er am Sonntag nach Österreich überstellt.

„Froh, dass Wahnsinn vorbei ist“
Walkner musste als Gesamtneunter aus dem Rennen aussteigen. „Das war keine leichte Zeit, keine leichte Dakar“, sagte der Sieger von 2018. „Ich bin froh, dass der ganze Wahnsinn vorbei ist, dass das Ganze einigermaßen gut ausgegangen ist.“ Wann er wieder auf das Motorrad steigen könne, sei noch nicht sicher. „Ich bekomme aber schon wieder einen Gusto, wenn ich mir die ganzen Videos anschaue.“

Der Tagessieg auf der 675 km langen Etappe mit 154 Wertungskilometern ging an Ersthelfer Benavides, der zwar 23 Minuten an Walkners Unfallstelle verlor. Diese Zeit wurde ihm aber wieder gutgeschrieben. „Es ist immer ein schwieriger Tag, wenn du siehst, dass jemand gestürzt ist. Und es ist noch schlimmer, wenn es dein Teamkollege ist“, erklärte der 34-Jährige. „Ich blieb bei Matthias, bis Hilfe kam. Obwohl er Schmerzen hatte, sagte er mir, ich solle weiterfahren. Ich habe für den Rest der Etappe hart gepusht, aber es ist schwierig, sich zu konzentrieren, wenn man so etwas sieht.“

Der Argentinier rückte in der Gesamtwertung auf Rang zwei vor und startet mit nur zwölf Sekunden Rückstand in die Schlussetappe auf den führenden KTM-Fahrer Toby Price aus Australien. Sie gehen am Sonntag als letzte ins Rennen. Price peilt seinen dritten Dakar-Titel an, für Benavides wäre es der zweite. Der US-Amerikaner Skyler Howes (Husqvarna) liegt als Dritter auch nur eineinhalb Minuten zurück.

Sechster Etappensieg für Loeb
Bei den Autos hat Sebastien Loeb unterdessen seinen sechsten Etappenerfolg in Serie geliefert, ein Novum bei der Rallye Dakar. Insgesamt hält der Franzose bereits bei sieben Tagessiegen bei der 2023er-Ausgabe. Sollte nichts Unvorhergesehenes passieren, dürfte Loeb am Sonntag als Zweiter ins Ziel kommen, da der führende Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah weiter mehr als 81 Minuten Vorsprung hat.

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(Bild: KMM)



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