Geklaut & manipuliert

Regierungskampagne erzürnt Influencerinnen

Web
04.08.2022 13:57

Der Sommer gehört auch uns (El verano también es nuestro) - mit dieser Botschaft hat das spanische Ministerium für Gleichstellung für mehr körperbejahende „Body-Positivity“ werben wollen. Die dazugehörige Illustration, die sich auf Fotografien verschiedener Influencerinnen und Models stützt, zeigt fünf Frauen unterschiedlichen Alters, Statur und Hautfarbe. Die „Original-Vorlagen“ wussten davon jedoch nichts und hatten nie ihr Einverständnis zur Teilnahme an der Kampagne gegeben.

„Das bestätigt, dass wir als Frauen nicht wirklich die Kontrolle über unsere Körper haben“, empörte sich Plus-Size-Model Naomi Nicholas-Williams gegenüber Euronews, nachdem eines ihrer Fotos von ihrem Instagram-Account ohne ihre Einwilligung für die Regierungskampagne verwendet worden war. Das untergrabe ihrer Meinung nach deren eigentlich positive Botschaft.

Eine Brust und ein Bein mehr
Hinzu kommt, dass ihr Gesicht mittels Photoshop auf den Körper einer anderen Frau gesetzt wurde. Selbiges passierte auch der Schriftstellerin Juliet FitzPatrick, die sich nach einer Brustkrebs-Diagnose im Jahr 2016 zwei Mastektomien unterziehen musste und anschließend bewusst gegen das Einsetzen von Brustimplantaten entschied.

Das Leben zwischen den OPs, die 18 Monate auseinander lagen, mit nur einer Brust, habe sie „gehasst“, sagt sie - doch auf der Kampagne ist ihr „total verändertes Gesicht auf einem anderen Körper“ zu sehen, wie sie via Instagram überrascht feststellte. Mit nur einer Brust.

Auch ein Foto des britischen Models Sian Green-Lord, das seit einem Unfall 2013 auf eine Beinprothese angewiesen ist, wurde ohne dessen Zustimmung für die Kampagne verwendet. Auf dem Plakat hat sie allerdings zwei gesunde Beine.

Das Original entstand auf einem Junggesellinnenabschied einer Freundin, auf dem sie laut eigenen Angaben „eine großartige Zeit“ hatte. „Jetzt macht mich dieses Bild einfach nur extrem traurig“, schreibt Green-Lord auf Instagram.

Seit sie herausgefunden habe, was mit ihrem Bild gemacht wurde, sei ihr Selbstvertrauen auf einem „absoluten Tiefpunkt“ angelangt. „Mein Bein ist nichts, wofür man sich schämen muss! Es ist ein Produkt der Stärke, Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit“, so Green-Lord.

Auch Schriftart gestohlen
Als ob die unrechtmäßige Verwendung und Manipulation der Fotos nicht schon schlimm genug wäre, stellte sich zu guter Letzt auch noch heraus, dass die verwendete Schriftart ebenfalls „ausgeliehen“ wurde. Ein Twitter-User schrieb dem Euronews-Bericht nach, er wisse, wer diese entworfen habe, könne sich aber nicht daran erinnern, dass er für seine Arbeit bezahlt worden sei.

Künstlerin will Lohn teilen
Die für die Kampagne verantwortliche Künstlerin hat sich inzwischen öffentlich bei den Models dafür entschuldigt, dass sie sich von deren Fotos inspirieren ließ und dass sie eine Schrift verwendet habe, von der sie gedacht habe, dass diese kostenlos verwendet werden könne. Sie versprach, ihren Lohn von 4490 Euro für die Kampagne mit den Models und dem Schriftdesigner zu teilen.

„Meine Absicht war es nie, ihr Bild zu missbrauchen, sondern vielmehr die Inspiration, die Frauen wie sie für mich darstellen, in meine Illustration zu übertragen (...) Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der beste Weg, den Schaden, der durch mein Verhalten entstanden sein könnte, zu mildern, darin besteht, den Gewinn aus diesem Werk zu gleichen Teilen aufzuteilen“, schrieb sie.

Das Fraueninstitut, eine Organisation des spanischen Gleichstellungsministeriums, das den Auftrag für die Kampagne erteilt hatte, reagierte ebenfalls auf Twitter: Man habe nicht gewusst, dass die Frauen auf dem Plakat tatsächlich existieren. Die Models seien kontaktiert worden, es werde versucht, eine Einigung mit ihnen zu finden.

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