Österreichs Sensation

Misolic: „Hier ist es nicht so wie in Kitzbühel“

Tennis
04.08.2022 06:02

Bei seinem ersten ATP-Turnier konnte Österreichs Tennis-Hoffnung Filip Misolic erst von Roberto Bautista Agut im Finale von Kitzbühel gestoppt werden. Rund um den 20-Jährigen entstand in der Gamsstadt ein wahrer Hype, wurde zum Publikumsliebling. Wenige Tage nach dem Erfolg macht der Sensationsmann verdient Urlaub am Meer. Doch „quälen“ ihn auch dort die Journalisten?

Vom Sand in Kitzbühel ging es direkt an den Strand in Kroatien. „Hier ist es nicht so wie in Kitzbühel“, versicherte er im Gespräch mit sportkrone.at, im Urlaub noch nicht vor nervenden Paparazzi fliehen zu müssen und erzählt weiter: „Der Medienrummel ist schon ein bisschen lockerer geworden.“

Der Shootingstar urlaubt derzeit mit Freundin Tina in seiner zweiten Heimat Kroatien am Meer. Mitbekommen habe man den Triumphzug durch das 250er-Turnier „eher nicht“, maximal Tennis-Spezialisten hätten Notiz davon genommen.

„Rampensau“ Misolic?
Mit seinem Erfolgslauf in Kitzbühel stand der Steirer das erste Mal so richtig im Rampenlicht - doch kein Problem für den so schüchtern wirkenden Misolic: „Es fühlt sich gut an. Es freut mich, dass ich mehr Interviews gebe, das ist überhaupt kein Ding für mich.“ Ob er nun zur vielzitierten „Rampensau“ mutiere? Da kam allerdings nur ein gewohnt schüchternes Lächeln. Die Frage war aber nicht ganz unberechtigt, immerhin hat sich seine Followerschaft auf Instagram während des Wettbewerbs verfünffacht!

Die Adria wirkt, wie der perfekte Ort zum Ausspannen, die vergangene Woche einmal sacken zu lassen und den Kopf freizubekommen, um bei den US Open Ende August wieder bei 100 Prozent zu sein. Nach den fünf Tagen Erholung startet eine einwöchige Kroatien- oder Österreich-Vorbereitung, ehe es dann bereits eine Woche vor Turnierstart nach Übersee geht. Einerseits, um einen Jetlag zu vermeiden - andererseits, um auf der Anlage mit guten Spielern auf Hartplatz zu trainieren.

Selbstvertrauen im Gepäck
Und neben den Tennissachen hat er viel Selbstvertrauen mit im Gepäck: Sand sei zwar sein „bisher bester Belag“, er glaube allerdings, dass er auch auf Hartplatz gut spielen kann: „Viele sagen, dass mein Spiel auch gut für Hartplatz ist und ich vertraue mir, dass ich das gut hinbringen kann.“ Er hoffe natürlich in den Hauptbewerb reinzurutschen und rechnet sich auch einiges aus. Doch bis dorthin sind allerdings drei Qualifikationsrunden zu überstehen ...

Fehlen werden seine Eltern, die bei Turnieren des Sohnemannes nie dabei sind. Zu nervös? „Jeder, der mich besser kennt ist nervös, wenn er mir zuschaut. Ich weiß, dass es für mich leichter ist, als für sie.“

Zitat Icon

Ich weiß nicht, was im letzten Aufschlagspiel passiert ist. Ich konnte meine Schläge spielen und finde, dass ich ab dem Break der bessere Spieler am Platz war.

Kitzbühel-Sensationsmann Filip MISOLIC

Kometenhafter Aufstieg
Dennoch: „Die Familie, die Freunde und das Team schaut sich jeden Punkt an und feuert mich in jedem Moment beim ganzen Turnier an - nur das ist das Wichtigste.“ Lediglich der Trainer und die Freundin, die in Kitzbühel auch schon ab dem Achtelfinale die Daumen drückte, werden mit an Bord sein.

In New York will Misolic, derzeit bester Österreicher („Von jedem Tennisspieler ist es der Traum, dass er zumindest einmal erster in seinem Land ist“) als Nummer 137 der Welt, natürlich einen weiteren Schritt in Richtung Top-100 machen. Neue Ziele steckt er sich trotz seines kometenhaften Aufstiegs (war am Anfang des Jahres noch 354.) allerdings keine: „Wenn ich gut spiele, Spaß habe und immer alles gebe, dann kommen die Ergebnisse von allein.“

Coolness als Trumpf
So wie in Kitzbühel, wo er dank Turnierdirektor Alex Antonitsch mit einer Wildcard (zurecht) direkt ins Hauptfeld beordert wurde, ehe er das Märchen zu schreiben begann: „Ich hab’s schon leicht realisiert, was ich die Woche erreicht habe mit meinem Team.“ Dass er es tatsächlich bis ins Finale schafft, hätte nämlich keiner gedacht, so Misolic.

Mentalcoach hat er keinen, ist von Haus aus cool. So wie zum Beispiel im Viertelfinale gegen Dusan Lajovic, als er bereits mit dem Rücken zur Wand stand. „Ich weiß nicht, was im letzten Aufschlagspiel passiert ist. Ich konnte meine Schläge spielen und finde, dass ich ab dem Break der bessere Spieler am Platz war.“

„Am Platz war ich am wenigsten nervös“
Oder auch beim kuriosen Tiebreak gegen Thiem-Bezwinger Yannick Hanfmann, das aufgrund einer Regenunterbrechung erst tags darauf zu Ende gespielt wurde. Wie’s ihm mit der langen Unterbrechung ging? „Ganz so locker kann man nicht sein, weil du weißt, was dich am nächsten Tag erwartet“. Den ganzen Abend sowie Morgen habe er über das Tiebreak nachgedacht. In der Früh war er zwar noch sehr angespannt, gestand aber: „Am Platz war ich am wenigsten nervös.“

Einschlafen konnte er dennoch, habe „alles mögliche gemacht“, sich trotz der Nervosität gut zu erholen und topfit zu sein. Ein (provisorischer) Arzttermin stand ebenso am Programm, wie „Icebein“ (eine Kühl-Hose, die die Beine auf 10 Grad herunterkühlt), gutes Essen und Stretching: „Mehr konnte ich nicht machen.“

Rot-weiß-rote Sternstunden
Generell war Kitzbühel für den ATP-Debütanten eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Der Erstrundensieg gegen Dutra da Silva („Ein leichterer Gegner“) brachte „ein bisschen Selbstbewusstsein“, half daher für den weiteren Turnierverlauf. Eine Runde später schickte Pablo Andujar ihn mit nicht weniger als 14(!) Doppelfehlern in die nächste Runde. „Man muss das auch ausnutzen, wenn der Gegner dir immer wieder solche Chancen gibt“, will er von einem geschenkten Aufstieg allerdings nichts wissen. Im Halbfinale, das am selben Tag wie das Viertelfinale aufgeschlagen wurde, habe ihm - logisch - „ein bisschen die Kraft gefehlt“, ebenso wisse er nicht, wie er nach zwei Breaks ins Spiel zurückgekommen sei. „Das war mental sehr schwierig“, verriet er.

Schwierig werden womöglich auch die US Open. Doch mit einer Coolness, wie sie Filip Misolic besitzt, ist es nicht auszuschließen, dass er auch dort für rot-weiß-rote Sternstunden sorgt.

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(Bild: KMM)



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