Fünf Empfehlungen

Schwere Strandlektüre: Gates gibt Bücher-Tipps

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05.07.2022 13:00

Es ist eine inzwischen liebgewonnene Tradition: Pünktlich zur Urlaubszeit gibt Microsoft-Mitgründer Bill Gates allen Lesehungrigen seine persönlichen Buch-Empfehlungen für den Sommer mit auf den Weg. Heuer hatte Gates laut eigenen Angaben allerdings Zweifel, ob seine Tipps überhaupt zur Strandlektüre taugen.

„Als ich meine Liste mit Lesevorschlägen für den Sommer zusammenstellte, fiel mir auf, dass die darin behandelten Themen für eine Urlaubslektüre ziemlich schwer klingen“, schildert der 66-Jährige in seinem Blog. „Es gibt hier Bücher über die Gleichstellung der Geschlechter, politische Polarisierung, den Klimawandel und die harte Wahrheit, dass das Leben nie so verläuft, wie junge Menschen es sich vorstellen. Das klingt nicht gerade nach Strandlektüre.“ Doch keines der fünf Bücher fühle sich schwer an, räumt Gates ein. Jeder der Autoren habe es geschafft, „ein umfangreiches Thema spannend zu gestalten, ohne dabei an Komplexität einzubüßen“.

So spielt Gates‘ erste Empfehlung, „Die Gabe“ von Naomi Alderman, etwa geschickt mit der Idee, „was wäre, wenn alle Frauen auf der Welt plötzlich die Macht hätten, tödliche Elektroschocks mit ihrem Körper zu erzeugen“. Bei der Lektüre des ihm von seiner älteren Tochter empfohlenen Buches, das sich mit Geschlechterrollen und Gleichberechtigung befasst, habe er „ein stärkeres und intensiveres Gefühl für den Missbrauch und die Ungerechtigkeit, die viele Frauen heute erleben“, bekommen, so Gates. „Und ich habe meine Wertschätzung für die Menschen gesteigert, die sich in den USA und auf der ganzen Welt für diese Themen einsetzen.“

Ezra Kleins „Der tiefe Graben“ setzt sich dagegen mit der zunehmenden Polarisierung in Amerika auseinander, insbesondere in der Politik. Klein argumentiere in dem aufschlussreichen Buch überzeugend, „dass die Ursache für diese Spaltung die Identität ist - der menschliche Instinkt, sich bei der Entscheidungsfindung von der Identität der eigenen Gruppe leiten zu lassen“, beschreibt Gates. Das Buch handle im Wesentlichen von der amerikanischen Politik, sei aber auch ein faszinierender Einblick in die menschliche Psychologie.

Amor Towles‘ „Lincoln Highway“ spielt im Jahr 1954 und handelt von zwei Brüdern, die versuchen, von Nebraska nach Kalifornien zu fahren, um ihre Mutter zu finden. Ihre Reise werde durch einen unberechenbaren Teenager aus der Vergangenheit des älteren Bruders jedoch völlig aus der Bahn geworfen. Gates: „Towles lässt sich von berühmten Heldenreisen inspirieren und scheint damit sagen zu wollen, dass unsere persönlichen Reisen nie so linear oder vorhersehbar sind, wie wir hoffen.“

„Das Ministerium für die Zukunft“ von Kim Stanley Robinson war Gates nach der Veröffentlichung seines eigenen Buches über den Klimawandel („Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“) empfohlen worden, weil es viele seiner Themen „dramatisiert“. „Ich bin froh, dass ich es in die Hand genommen habe, denn es ist großartig“, zeigt sich Gates von dem Roman begeistert. „Er ist so komplex, dass es schwer ist, ihn zusammenzufassen, aber Robinson präsentiert eine anregende und fesselnde Geschichte, die sich über Jahrzehnte und Kontinente erstreckt und voller faszinierender Ideen und Menschen ist.“

Als letztes Buch für diesen Sommer empfiehlt Gates „How the world really works“ von Vaclav Smil (bislang nicht auf Deutsch erschienen). „Im Gegensatz zu den meisten Büchern von Vaclav Smil, die sich wie Lehrbücher lesen und sehr tief in ein Thema eindringen, ist dieses Buch für ein allgemeines Publikum geschrieben und gibt einen Überblick über die wichtigsten Bereiche seines Fachwissens. Wenn Sie eine kurze, aber gründliche Ausbildung in numerischem Denken über viele der grundlegenden Kräfte, die das menschliche Leben formen, wünschen, ist dies das richtige Buch“, schreibt Gates und ergänzt: „Es ist eine Tour de Force.“

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